Futuristischer Sportwagen: der BMW i8

Die Frühlingssonne steht hoch über dem Atlantik, als der BMW i8 lautlos auf den Parkplatz am Strand von Malibu rollt. Jogger werden langsamer, Spaziergänger bleiben stehen, schauen verdutzt: Ein Auto, das aussieht wie ein Sportwagen aus einem Science-Fiction-Film, ist selbst in unmittelbarer Nachbarschaft zu Hollywood eine Sensation.

BMW hätte keinen passenderen Ort wählen können als Kalifornien, um den neuen Star seiner Fahrzeugflotte zu präsentieren. Carsten Regent, zuständig fürs Qualitätsmanagement, öffnet die Schmetterlingstüren, steigt aus und erklärt die Funktionen im Cockpit für die Probefahrt.

Am besten lässt man sich rückwärts in den Sitz fallen, weil der Schwerpunkt des Autos mit unter 460 Millimetern sportlich niedrig ist. Im Fahrzeug fühlt man sich sofort wohl, das Armaturenbrett ist übersichtlich funktionell. Dann wird es spannend: Regent erklärt den Schalter für die vier möglichen Fahrmodi, die den Elektro- und Verbrennungsmotor elektronisch kombinieren. Die Vorderräder treibt ein 96 Kilowatt starker Elektromotor mit Zweigang-Automatik an. Im Heck sitzt ein 1,5 Liter Abgasturbolader mit 170 Kilowatt (231 PS) für die Hinterräder. Am sichersten Ort des Autos - in der Fahrzeugmitte - ist die Hochvoltbatterie eingebaut. Elektro- und Verbrennungsmotor können einzeln oder in Kombination betrieben werden. Im reinen Elektrobetrieb ist aber nach 37 Kilometern Schluss.

Dann geht's endlich los. Wenn der Starterknopf gedrückt und der Wählschalter auf eDrive gestellt ist, rollt das Auto geräuschlos an. In einem reinrassigen Sportwagen zu sitzen und keinen brüllenden Motor zu hören - daran muss man sich erst einmal gewöhnen. An die befremdliche Ruhe beim Fahren sowieso. Der Blinker tickt dominant, als es rechts abgeht in die Berge mit dem Fahrmodus "Comfort". In dieser Stellung agieren die Antriebe intelligent miteinander. Die Straße ähnelt Pass-Strecken an der Côte d'Azur: Sie ist schmal, 90- und 180-Grad-Kurven wechseln sich ab, es geht entweder bergauf oder bergab. Beim Beschleunigen schaltet der Verbrennungsmotor ein, beim Bremsen wird dessen nicht verbrauchte Energie und die Bremsenergie in der Batterie gespeichert.

Im Sport-Modus sind beide Antriebe permanent in Betrieb. Es geht zügig bergauf. An den Vorderrädern zerrt der Elektromotor mit aus dem Stand vollem Drehmoment. Von hinten schiebt ein potenter Turbo-Motor mit heißem, röchelndem, elektronisch verstärktem Sound an. Beide Motoren schlagen mit vereinten Kräften zu. Durchhänger in unteren Drehzahlen oder ein Turboloch gibt es im i8 nicht. Die Antriebe harmonieren wie eineiige Zwillinge. Die schwere Batterie im Unterboden drückt das Auto sicher auf die Straße. Die Fahrgastzelle ist aus Carbon, wiegt nur halb so viel wie Stahl, ist aber um ein Vielfaches stabiler. Mit 1480 Kilo ist der Zwei+zwei-Sitzer ein Leichtgewicht unter den Sportwagen und äußerst genügsam beim Energieverbrauch. Nach Angaben des Herstellers liegt der Verbrauch im Alltag unter vier Litern. Und das bei einem Auto mit insgesamt 362 PS wohl bemerkt.

Auf die nächste Haarnadelkurve folgt ein einladender Parkplatz mit Aussicht ins Tal. Ein Radfahrer quält sich das steile Passstück hoch. Er ist um die 55 Jahre, gut trainiert und ein Autonarr. Der Mann steigt ab und läuft begeistert um das Auto. "Sensationell", sagt er und erzählt von seinen Muscle-Cars und vergisst fast, dass er auch einen Porsche Panamera in der Garage stehen hat. Von oben hört man das heißere Röhren eines zügig nahenden Ferrari. Der Fahrer zügelt seine italienischen Pferdchen, fragt fasziniert nach Technik und Leistung. Zum Abschied streckt er den Daumen nach oben und braust davon. Ein zustimmendes Zeichen, das den i8 an diesem Tag ständig begleitet.

(RP)
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