Mehr Suchtkranke in Deutschland Anstieg bei Konsum von Alkohol und synthetischen Drogen

Berlin · Crystal macht schnell abhängig, wirkt verheerend - und ist offenbar nicht mehr nur eine Randerscheinung. Viel mehr Menschen gefährden sich allerdings durch Alkohol. Bei den Suchtkranken in Deutschland soll es einen starken Anstieg geben.

Das sind die gefährlichsten Drogen der Welt
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Foto: dpa, David Ebener

Rauschgift aus dem Drogenlabor wie Crystal Meth und Ecstasy breitet sich in Deutschland aus. Weit mehr Menschen hält aber ihre Alkohol- oder Nikotinsucht im Griff. So ist die Zahl der Alkoholabhängigen in Deutschland innerhalb weniger Jahre deutlich gestiegen. Das zeigen die jüngsten Erhebungen zu erlaubten und verbotenen Rauschmitteln in Deutschland.

Was Crystal Meth aus Menschen macht
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Foto: dpa

Einen detaillierten Überblick gibt die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler (CSU) an diesem Montag. Sie stellt den neuen Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung vor. Erwartet wird, dass vor dem Hintergrund des Drogenverdachts gegen den SPD-Bundestagsabgeordneten Michael Hartmann auch intensiv auf die Droge Crystal eingegangen wird.

Anstieg der Crystal-Meth-Abhängigen

"Breaking Bad, Herr Hartmann?"
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Foto: dpa, fve lre

Zahlen dazu hatten Mortler und der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Jörg Ziercke, bereits im April präsentiert. So wurden im vergangenen Jahr in Deutschland 77 Kilogramm Crystal Meth sichergestellt - so viel wie nie zuvor. Die Zahl der erstmals auffällig gewordenen Konsumenten der stark süchtig machenden Modedroge stieg um sieben Prozent auf 2746.

Konsumenten beschreiben, dass das Methamphetamin beim ersten Mal beeindruckend wirkt - aber schnell abhängig macht und zu erheblichen körperlichen und psychischen Schäden führt. Crystal stammt vorwiegend aus tschechischen Drogenküchen. Auch die Partydroge Ecstasy hat laut Ziercke nach jahrelangem Rückgang wieder Konjunktur. Das am häufigsten genommene illegale Rauschgift in Deutschland ist Cannabis.

Im Jahr 2013 starben 1002 Menschen an den direkten oder indirekten Folgen von Rauschgift - meist durch Heroin und andere Opiate.

"Breaking Bad"-Fan beim Drogenhandel erwischt
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Auch weltweit breiten sich synthetische Drogen aus: Amphetamine wie Crystal werden verstärkt hergestellt, wie es im Weltdrogenbericht 2014 vom Juni heißt. Entsprechende Drogen-Labore seien vor allem in Nordamerika auf dem Vormarsch.

Unmittelbar vor Vorlage des Suchtberichts forderte der Grünen-Drogenexperte Harald Terpe, bei Crystal-Abhängigen, die freiwillig eine Therapie beginnen, auf eine Strafverfolgung zu verzichten. "Denn die Angst vor der Strafverfolgung und den mehrjährigen Haftstrafen verhindert, dass Abhängige frühzeitig zur Drogenberatung gehen."

Ermittlungen gegen SPD-Politiker

Der SPD-Abgeordnete Hartmann soll laut "Spiegel Online" mindestens dreimal Crystal Meth gekauft haben. Bei einer Durchsuchung seiner Wohnung fanden Ermittler aber keine Drogen.

Bereits im Januar war bekanntgeworden, dass die Zahl der Alkoholabhängigen gestiegen ist - auf rund 1,8 Millionen. 2006 sollen es noch 1,3 Millionen gewesen sein. Junge Erwachsene unter 25 sind verstärkt betroffen. Das zeigte eine Erhebung des Instituts für Therapieforschung in München. Weitere 1,6 Millionen Erwachsene trinken zu viel, gelten aber nach den offiziellen Kriterien nicht als abhängig.

Alarm schlugen die Autoren der Studie wegen Tabak: Insgesamt rund 5,6 Millionen Menschen seien hiervon abhängig. Damit sei Tabak der verbreitetste Suchtstoff. 319 000 Erwachsene sind laut der Studie abhängig von illegalen Drogen. Mindestens 2,3 Millionen Menschen sind süchtig nach Schmerz-, Schlaf- oder Beruhigungsmitteln.

Ein besonderes Augenmerk gilt unter Suchtexperten der Jugend. Fast jeder fünfte Jugendliche in Deutschland betrinkt sich mindestens einmal im Monat. Überproportional häufig greifen dabei junge Männer regelmäßig zu Bier, Schnaps und Wein. Das zeigen im April vorgestellte Zahlen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Mehr als 26 000 Mal wurden 2013 Jugendliche wegen einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus gebracht.

(dpa)
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