Suche nach Ebola-Medizin Forschung wurde jahrzehntelang vernachlässigt

Paris · Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit: Unter Hochdruck wird an der Entwicklung neuer Medikamente und Impfstoffe gegen das tödliche Ebola-Virus gearbeitet, dem seit dem Ausbruch der Epidemie in Westafrika schon mehr als 2400 Menschen zum Opfer gefallen sind. Lange Zeit aber verlief die Forschung auf dem Gebiet schleppend, und das lag vor allem am Geld: Der Markt für Ebola-Medikamente war sehr klein, die Entwicklung neuer Medikamente ist indes sehr teuer.

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Foto: lmstockwork/ Shutterstock.com

"Vor der Epidemie in Westafrika war Ebola kein Problem für die öffentliche Gesundheit, sondern eine sehr seltene Krankheit", sagt Ebola-Mitentdecker Peter Piot. "Es gab bislang nur sehr wenig Interesse, und zwar auf allen Ebenen, nicht nur in der Pharma-Branche."

So sieht es auch der Ebola-Experte Sylvain Baize vom französischen Institut Pasteur. An Ebola seien vor Ausbruch der neuen Epidemie im Zeitraum von rund 40 Jahren weniger als 2000 Menschen gestorben. "Wenn es diese 2000 Toten in einem Industriestaat gegeben hätte, dann wären die Dinge vielleicht anders verlaufen. Aber es waren 2000 Tote im hintersten Winkel von Afrika, also hat es keinen wirklich interessiert", sagt der Forscher.

Erschwert wurde die Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen auch dadurch, dass der Krankheitserreger so lebensbedrohlich ist: Forschung kann nur in Hochsicherheits-Laboren mit der höchsten Sicherheitsstufe S4 betrieben werden. "Davon gibt es weltweit nur sehr wenige, also gibt es faktisch nur wenige Menschen, die daran arbeiten können", sagt Baize.

Spätestens seit den Terror-Anschlägen vom 11. September 2001 und wegen der wachsenden Sorge vor Angriffen mit biologischen Kampfstoffen nahm die Forschung an Fahrt auf. "Man sagte sich, dass Ebola von Terrorgruppen genutzt werden könnte", sagt Baize. Die Ebola-Forschung wird heute maßgeblich vom US-Verteidigungsministerium und den US-Gesundheitsbehörden finanziert.

Der neue Ebola-Ausbruch in Westafrika - der bislang mit Abstand tödlichste - hat die Forschung erneut drastisch beschleunigt. Auch weil immer mehr Menschen eine unkontrollierbare Ausbreitung des Virus befürchten.

"Die Dinge ändern sich und zwei große Konzerne investieren in einen Impfstoff", sagt Peter Piot und verweist auf den britischen Pharma-Konzern GlaxoSmithKline (GSK), der einen Impfstoff ab diesem Monat an Menschen testen will, und auf das zum US-Konzern Johnson & Johnson gehörende Pharmaunternehmen Janssen.

Auch mehrere Medikamente zur Behandlung von Ebola-Patienten werden entwickelt. Neben dem Serum ZMapp aus den USA sind es TKM-Ebola von der kanadischen Firma Tekmira und das in Japan entwickelte Avigan. Es handelt sich allerdings um experimentelle Medikamente, die noch nicht ausreichend getestet wurden und auch nicht offiziell zugelassen sind. Angesichts der dramatischen Lage wird ZMapp aber bereits angewendet, die Weltgesundheitsorganisation WHO stufte dies Mitte August als ethisch vertretbar ein.

Doch auch wenn Medikamente zugelassen sind, wird wieder Geld eine zentrale Rolle spielen - wegen der Kosten für Produktion und Verteilung, wie die Bioethik-Expertin Annette Rid vom Londoner King's College sagt. "Öffentliche Gelder werden vermutlich eine große Rolle spielen."

(DEU)
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