Ebola Wie groß ist die Ansteckungsgefahr im Flugzeug wirklich?

Obwohl eine Krankenschwester bereits erste Ebola-Symptome zeigte, flog sie mit 132 Passagieren innerhalb der USA von Stadt zu Stadt. Wir erklären, wie groß in einem solchen Fall die Ansteckungsgefahr wirklich ist, und welche Bakterien sich wo im Flugzeug wirklich lange halten.

Ebola in USA: Wie groß ist die Ansteckungsgefahr im Flugzeug?
Foto: shutterstock/ My Good Images

Angesichts der unaufhaltsam steigenden Opferzahlen, die das Ebola-Virus jeden Tag fordert, wird die Sorge vor einer weltweiten Epidemie immer größer. Ein möglicher Risikofaktor sind die Infizierten, die in Krankenhäusern außerhalb Westafrikas wie etwa in Spanien oder Deutschland behandelt werden. Wesentlich besorgter blicken viele jedoch auf die Flugzeuge, in denen potenziell Ebola-Kranke möglicherweise zwischen verschiedenen Ländern oder auch Städten hin und her reisen.

Bakterien halten sich in Flugzeugoberflächen bis zu einer Woche

Tatsächlich sind Flugzeuge das einzige Transportmittel, in dem viele Menschen über einen langen Zeitraum auf engem Raum zusammensitzen, ohne ein Fenster öffnen zu können. Ein Umstand, der auch Wissenschaftler spätestens nach dem Ausbruch der Lungenkrankheit SARS dazu veranlasst hat, Forschungen über das gesundheitliche Risiko beim Fliegen anzustellen.

Wissenschaftler der Auburn Universität in den USA zeigten erst vor kurzem, dass Bakterien tagelang an den Oberflächen im Flugzeug überleben können. Als besonders günstig haben sich bei Versuchen im Labor die Armlehne und die Rückseite des Flugzeugsitzes erwiesen. Im Test war etwa das Darmbakterium E.coli bis zu vier Tage lang an einer Armlehne nachzuweisen. Der als Krankenhauskeim bekannte Keim MRSA (Methillicin-resistenter Staphylococcus aureus) haftete demnach bei Untersuchungen sogar bis zu einer Woche an der Tasche auf der Rückseite eines Flugzeugsitzes. Er kann schwere bis tödliche Infektionen verursachen und ist gegen die meisten gängigen Antibiotika resistent. Wird ein Flugzeug zwischen zwei oder mehreren Flügen nicht gründlich gereinigt besteht die Gefahr einer Krankheitsübertragung über die Haut.

So gefährlich sind Tröpfcheninfektionen im Flugzeug

Die größte Gesundheitsgefahr für andere Passagiere stellt jedoch der erkrankte Mitreisende selbst dar, und zwar vor allem bei Krankheiten, die durch Tröpfcheninfektion über die Luft übertragen werden. Aufgrund der großen Epidemien, die Influenzaviren wie etwa die spanische Grippe in der Vergangenheit ausgelöst haben, wurde 2009 eine großangelegte Studie mit dem Virus H1N1 durchgeführt. Abwandlungen des Erregers lösen die Schweinegrippe oder auch die Lungenerkrankung SARS aus. 2009 rief die WHO wegen eines Subtyps von H1N1 eine weltweite Seuchenwarnung aus.

Wie die Studie zeigte, hängt die Ansteckungsrate bei Flügen direkt mit der Reisedauer zusammen. Vor allem auf Langzeitflügen von bis zu elf Stunden ist damit zu rechnen, dass sich in der First Class ein bis drei Personen bei einem Grippe-Infizierten in derselben Kabine anstecken. In der Economy Class können sich im selben Zeitraum sogar fünf bis zehn Personen infizieren. Zum Vergleich: Auf Flügen bis zu fünf Stunden infizieren sich unter den gleichen Umständen in der First Class ein bis drei Passagiere, in der Economy Class zwei bis fünf.

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Was diese Studien in Zeiten von Ebola bedeuten

Die gute Nachricht: Beide Ansteckungsvarianten sind für das Ebola-Virus nicht relevant. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es weiter keine Hinweise darauf, dass sich der Erreger über andere Wege als den direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten eines Erkrankten überträgt.

Eine Infektion durch winzige Tröpfchen in der Luft, die eingeatmet werden, konnte weder bei der aktuellen Epidemie noch bei früheren Ausbrüchen beobachtet werden. Das Ebola-Virus gelangt durch die Schleimhäute in den Körper, beispielsweise durch Mund oder Augen. Auch Wunden und Verletzungen sind mögliche Eintrittsstellen.

Blut, Fäkalien und Erbrochenes von Patienten sind die am stärksten infektiösen Substanzen. Außerdem wurde das Virus in Muttermilch, Urin und Sperma nachgewiesen. Vor allem bei Patienten in fortgeschrittenem Krankheitsstadium wurde der Erreger zudem auch in Speichel und Tränen gefunden. Wenn ein Mann die Krankheit überlebt, hält sich das Virus bis zu 90 Tage im Sperma. Neben dem direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten ist es möglich, sich durch kontaminierte Gegenstände anzustecken, etwa durch Kleider von Erkrankten.

Infizierte Menschen sind ansteckend, wenn sie erste Symptome zeigen

Mit dem Virus infizierte Menschen sind erst ansteckend, wenn sie erste Symptome wie Fieber, Müdigkeit, Kopf-, Muskel- oder Halsschmerzen entwickeln. Das bedeutet umgekehrt, dass Menschen in der Inkubationszeit - also in der Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit - Ebola nicht weitergeben können. Diese Zeitspanne liegt zwischen 2 und 21 Tagen.

(ham )
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