Verdienen in der Schuldenkrise Gute Zeiten für Goldkäufer

Düsseldorf · Gold gilt vielen Investoren als krisensicher und ist vor allem sehr beliebt bei jenen, die die Inflation fürchten. Aber: Wer sein Geld in Gold anlegt, verzichtet auf Dividenden und Zinsen. Nur wenn der Kurs steigt, gewinnt der Anleger.

Verdienen in der Schuldenkrise: Gute Zeiten für Goldkäufer
Foto: Commerzbank/Radowski

Gold gilt als älteste Währung der Welt — und als sicherste. Deshalb flüchten gerade in Krisenzeiten viele Anleger zum Edelmetall und legen ihr Geld in Gold an. Lange sah es so aus, als würde der Goldpreis gar nicht mehr aufhören zu steigen — er kletterte von 272 US-Dollar Ende 2000 für eine Feinunze Gold (31,1 Gramm) auf 1638,58 Dollar Ende 2011 — aber jetzt stagniert der Kurs seit Monaten. Gestern kostete eine Feinunze 1559,90 Dollar (1231,20 Euro).

Der Einstieg Gerade deshalb sehen Analysten zurzeit gute Chancen, ins Goldgeschäft einzusteigen. "Wer noch kein Gold hat, kann sich beim aktuellen Preis gut einen kleinen Bestand aufbauen", sagt Bernd Schnarr, Anlagestratege der WGZ-Bank. Allerdings sollte Gold nur einen kleinen Teil des Portfolios ausmachen — etwa fünf Prozent, rät Schnarr.

Auch Robert Hartmann, Geschäftsführer des Goldhändlers Pro Aurum, rechnet mit einem langfristig steigenden Preis. "Wir sind in einer Korrektur des Aufwärtstrends", sagt er, "und dieser Aufwärtstrend ist noch nicht beendet. In den nächsten zwei bis drei Jahren werden die Kurse weiter steigen — vermutlich wird es auch nicht bei 1950 oder 2000 Dollar aufhören." Hartmann rät ebenfalls zu einem begrenzten Anteil Gold im Portfolio, nennt aber einen höheren Wert: 15 bis 25 Prozent dürfen es nach Meinung des Goldhändlers sein.

Vorteile Gold ist sicher, heißt es. "Gold ist ein Wertaufbewahrungsmittel, das seit Jahrtausenden akzeptiert wird, es kann nicht beliebig produziert werden und wird vor allem bei Angst vor Inflation stark nachgefragt", sagt Schnarr. Verschärft sich die europäische Schuldenkrise weiter, wird wohl auch der Goldpreis wieder steigen.

"Wir glauben, dass der Preis innerhalb des nächsten Jahres auf etwa 1800 bis 1850 Dollar pro Unze steigen wird", sagt Schnarr. Im Gegensatz zu Staatsanleihen und Aktien hat Gold einen weiteren unschlagbaren Vorteil: ein geringes Ausfallrisiko. Der Anleger ist unabhängig von Dritten — Gold ist kein Unternehmen, das pleite gehen kann und auch kein Staat, der in der Krise steckt.

Weltweite Nachfrage Dafür, dass Gold sicher ist, sorgt die weltweite Nachfrage, die zwar schwankt, aber nie vollständig nachlässt. Eines der wichtigsten Abnehmerländer für Gold ist Indien, dort gibt es eine regelrechte "Goldsaison": Wenn zum Ende unseres Jahres in dem südostasiatischen Land Heiratssaison ist, wird besonders viel Gold eingekauft — es gilt als glücksbringendes Geschenk.

So skurril das klingt: "Indien ist das zweitgrößte Nachfrageland nach China. Zusammen machen die beiden asiatischen Länder die Hälfte der globalen Goldnachfrage aus", erklärt Carsten Fritsch, Analyst der Commerzbank. Wie die chinesische Zentralbank investieren viele Zentralbanken von Schwellenländern in Gold. Da vor allem in China nichts auf eine Schwächung hindeutet, "ist der Goldpreis sozusagen nach unten hin abgesichert", sagt Schnarr.

Nachteile Einer der am häufigsten genannten Nachteile: Wer in Gold investiert, bekommt weder Zinsen noch Dividende. "Man kann nur durch Kurssteigerung gewinnen", betont Bernd Schnarr. Ein weiterer Nachteil kann die Abhängigkeit vom Dollar-Kurs sein. Gold wird international in Dollar gehandelt, das heißt: Steigt der Dollarwert gegenüber dem Euro, wird Gold teurer für Europäer — obwohl der Preis de facto gleich bleibt.

Alternativen Wer das Edelmetall nicht direkt kaufen möchte, kann trotzdem in den Goldmarkt investieren. "Wenn man Aktien von Goldminen kauft, kann man von einen steigenden Goldpreis profitieren, erhält aber auch Dividenden", sagt Bernd Schnarr.

Risiken Wer in Gold investiert, sollte in den nächsten Monaten starke Nerven haben: "Kurzfristig ist es durchaus vorstellbar, dass der Preis noch weiter fallen wird", sagt Carsten Fritsch. "Preise unter 1500 Dollar sind denkbar. Ab Mitte des Jahres sollte sich der Goldpreis aber stabilisieren und danach wieder steigen."

Daher sei es sinnvoll, sich einen Bestand aufzubauen. Trotzdem bleiben Risiken. Eines nennt Goldhändler Robert Hartmann: "Wenn die europäische Krise sich auflöst, wird der Goldpreis fallen." Für diesen Fall rät auch er, nicht alles auf Gold zu setzen. "Immobilien, Aktien, Edelmetalle — das ist der Mix, den jeder haben sollte."

(RP/anch)
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