Duisburg Herausforderung für "System Schule"

Duisburg · Die Integration von Schülern mit psychischen Defiziten im Unterricht ist schwierig. Der Caritasverband bietet dazu in Duisburg Fortbildungen an. Bischof Franz-Josef Overbeck erinnert zu Pfingsten an Menschen mit Behinderungen.

Wenn sie es gar nicht mehr aushält, rennt Hanna einfach raus; raus aus dem Klassenraum, weg von der Lehrerin, weg von den Mitschülerinnen. Sie nimmt sich eine Auszeit. Mal setzt sie sich ins Treppenhaus, mal schließt sie sich in der Toilette ein und wartet. Sie muss zur Ruhe kommen und wartet auf die Klassenlehrerin, die sie mit vielen guten Worten zur Rückkehr bewegt. An diesen Punkt gerät Hanna oft. Etwa wenn sie in Mathe die Aufgabenstellung nicht versteht oder wenn sie im Sachunterricht, trotz aller Mühe, auf keine Lösung kommt, aber auch, wenn es ihr in der Klasse zu laut wird und zu viele Reize über sie hereinbrechen. Schule bedeutet eine große Herausforderung für Hanna. Kinder wie Hanna stellen das System Schule vor große Herausforderungen: Wie kann man Unterricht gestalten, der allen Kindern, also behinderten und nicht-behinderten Kindern gerecht wird? Wie lässt sich eine neue, eine inklusive, also eine bunte Schulkultur entwickeln? Um Fragen wie diese geht es in der Fortbildungsreihe "Inklusion macht Schule", die der Caritas im Ruhrbistum in Kooperation mit der Caritas Duisburg anbietet. Die gemeinsam von der Kinder-, Jugend- und Behindertenhilfe des katholischen Verbandes konzipierte Schulung bietet den teilnehmenden Grundschullehrern, Mitarbeitern aus der Offenen Ganztagsbetreuung und der Schulsozialarbeit die Möglichkeit, sich vertieft mit der inklusiven Weiterentwicklung von Schule zu befassen.

An vier Tagen trafen sich die Teilnehmer dazu im Haus St. Nikolaus in Duisburg. Es galt, eine (Lern-)Kultur in der Ganztagsschule zu entwickeln, in der Kinder wie Hanna ihren Beitrag zum allgemeinen Wohl leisten können, in der alle Kinder unabhängig von ihrem sozialen und kulturellen Hintergründen gefördert werden, in der, wie es heißt, "Individualität und Unterschiedlichkeit der Schülerinnen und Schüler von Herzen willkommen sind". Die Fortbildung "Inklusion macht Schule" soll aufgreifen, was Artikel 24 der UN-Behindertenrechtskonvention formuliert, dass nämlich "Menschen mit Behinderungen (...) nicht aufgrund von Behinderung vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden (dürfen)".

"Die gemeinsame Fortbildung aller an diesem Prozess Beteiligten ist ein wichtiger Schritt auf diesem Weg", heißt es dazu von der Caritas im Ruhrbistum Essen, das auch für die meisten katholischen Gemeinden in Duisburg zuständig ist. "Es gibt nichts Theoretischeres als eine gute Praxis, und es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie", so hat es der bedeutende Sozialpsychiater und Autor Klaus Dörner einmal ausgedrückt, auf den sich die Leiter der Fortbildung berufen. Die grundlegende Beschäftigung mit der Theorie inklusiver Bildung sei daher genauso wichtig, wie die Beschäftigung mit unterschiedlichen Behinderungsformen.

Damit die Praxis einer "Pädagogik der Vielfalt" nicht zu kurz kommt, haben die Teilnehmer der Fortbildung die Chance, mit einem ganzen Ideenbündel in die eigenen Praxisfelder zurückzukehren und sich dort der Herausforderung "Inklusion" zu stellen. Weitere Fortbildungen sind geplant.

(cde)
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