Borussia Schwede Wendt setzt Tradition fort

Bad Wörishofen · Es gab schon Schweden bei Borussia Mönchengladbach: Patrik Andersson, den kühlen Verteidiger. Martin Dahlin, den schlitzohrigen Torjäger. Und Jörgen Pettersson, den schweigsamen Angreifer. Nun ist der vierte Mann aus dem Ikea-Land da. Er ist wohl der bislang typischste Schweden-Borusse: groß, blond, blauäugig. Oscar Wendt heißt er, ist 25 Jahre alt, Nationalspieler und ein Linksverteidiger.

 Mag Bob Marley - und jetzt auch Borussia: Neuzugang Oscar Wendt.

Mag Bob Marley - und jetzt auch Borussia: Neuzugang Oscar Wendt.

Foto: Wiechmann

"Diese Position habe ich den letzten sechs, sieben Jahren gespielt, da bringe ich meine besten Leistungen", sagt Wendt. Ein wenig flexibel ist er aber doch. "Oscar kann auch im linken Mittelfeld spielen, da allerdings habe ich ihn noch nicht gesehen", sagt Trainer Lucien Favre. Früher war Wendt sogar mal Linksaußen. Weswegen er ein offensiv ausgerichteter Außenverteidiger ist. "Ich gehe gern nach vorn, aber ich achte auch darauf, meinen Verteidiger-Job gut zu machen. Ich will dem Team helfen, hinten und vorn", erklärt Wendt, der die Musik von Bob Marley mag.

Borussia hat in dieser Sommerpause vor allem junge Leute verpflichtet, Wendt ist der bis jetzt namhafteste Zugang. Er hat zuletzt fünf Jahre beim FC Kopenhagen gespielt. Dort wurde er viermal Meister, dreimal davon am Stück. Und er hat in der Champions League gespielt mit dem Team, das der neue Kölner Trainer Stale Solbakken bislang mit so großem Erfolg trainierte. "Mit ihm zum FC zu gehen, war für mich aber kein Thema", beteuert der Verteidiger. Ein Wechsel war dennoch logisch für ihn. "Nach fünf Jahren bei einem Klub muss der nächste Schritt kommen", glaubt der Nationalspieler.

Er weiß um die skandinavische Tradition bei Borussia. Der Däne Ulrik le Fevre war 1969 der erste Nordländer am Bökelberg, seither sind immer wieder Dänen, Norweger und Schweden gekommen. Die Herren Andersson, Dahlin und Pettersson und ihr Wirken in Gladbach kennt Oscar Wendt ebenfalls. "Seit der WM 1994, als wir Dritter wurden, sind Patrik und Martin Nationalhelden bei uns", berichtet er. Auch in Gladbach klingen die Namen der beiden nach Erfolg. 1995 gehörten sie zum Pokalsiegerteam der Borussen.

Wendts Name hat in Schweden einen Klang, "durch das Nationalteam", wie er betont. Mit dem rechnet er sich gute Chancen für die Qualifikation für die Europameisterschaft im nächsten Jahr aus. In der Qualifikationsgruppe E sind die Schweden Zweiter hinter den Niederlanden, haben aber nur drei Punkte Rückstand auf den Vizeweltmeister. Das nährt Selbstbewusstsein. "Wir können noch Gruppensieger oder bester Gruppenzweiter werden, dann müssten wir nicht in die Relegation", sagt Wendt. Dass die Schweden zu dem Turnier in Polen und der Ukraine fahren, ist für ihn eigentlich ein Muss. Denn er hat romantische Pläne. Im nächsten Sommer will er seine Verlobte Sandra heiraten — "möglichst als Europameister".

Wendt weiß, dass in Mönchengladbach die Champions League und die Europa League vor allem in den Erzählungen aus der Vergangenheit vorkommen, aber absehbar keine planbare Variable für die Zukunft sind. Trotzdem sieht er den Wechsel zum Fast-Absteiger der Vorsaison als Schritt nach vorn an. "Natürlich ist es schön, in der Champions League zu spielen, aber in der Bundesliga ist fast jedes Spiel wie ein Champions-League-Spiel, nur die Einlaufhymne fehlt. In Dänemark haben wir vor höchstens 30.000 Zuschauern gespielt, in Deutschland ist das eigentlich Minimum." Dass die Borussen gleich in der opulenten Arena beim Rekordmeister FC Bayern starten, "ist fantastisch".

Der neue Job ist für Wendt eine Herausforderung. Er will sich in der Bundesliga beweisen. Sein Konkurrent hinten links ist Kapitän Filip Daems, der eine starke Rückrunde spielte. "Konkurrenzkampf bringt eine Mannschaft voran", erklärt Wendt. Im Trainingslager der Borussen in Bad Wörishofen konnte er sich noch nicht richtig zeigen, er absolvierte vor allem Laufarbeit. Denn Wendt reiste mit einigen anderen Kollegen später an wegen seiner Länderspielverpflichtungen nach der abgelaufenen Saison. "Aber ich will mich durchsetzen und den nächsten Schritt machen", sagt er. Martin Dahlin und Patrik Andersson sind da brauchbare Vorbilder.

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