Neue Familienministerin in NRW Christina Kampmann — vom Standesamt ins Ministerium

Bielefeld · Mit Christina Kampmann wird eine junge Bundestagsabgeordnete NRW-Familienministerin. Die 35-Jährige ist auf einem Hof bei Bielefeld aufgewachsen und fühlt sich dem ländlichen Leben verbunden. Ihr Hauptthema: soziale Gerechtigkeit.

 Christina Kampmann im Dezember 2014 während der Debatte um Aufnahme von Flüchtlingen im Deutschen Bundestag.

Christina Kampmann im Dezember 2014 während der Debatte um Aufnahme von Flüchtlingen im Deutschen Bundestag.

Foto: dpa, wk htf tba

Wie man Menschen zusammenbringt und dauerhaft Beziehungen knüpft, weiß Christina Kampmann schon mal sehr gut. Rund zwei Jahre, von 2009 bis 2011, arbeitete sie als Standesbeamtin in Bielefeld. Nicht die schlechtesten Voraussetzungen für die 35-Jährige, um als neue NRW-Familienministerin im Kabinett von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) zu überzeugen. Kraft hatte am Montag angekündigt, drei SPD-Ministerposten zum 1. Oktober neu zu besetzen. Neben Kampmann, die Ute Schäfer ersetzen wird, sind das Rainer Schmeltzer als Nachfolger von Arbeitsminister Guntram Schneider und Franz-Josef Lersch-Mense als Nachfolger der Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten, Angelica Schwall-Düren. Als mit Abstand Jüngste im designierten Minister-Trio hat Kampmann dabei den wohl bemerkenswertesten Karrieresprung hingelegt.

Aus dem Gleichgewicht bringt sie das bisher nicht. Zwar sei der Anruf Krafts überraschend gewesen und gehe mit der Aufgabe eine große Verantwortung einher, sagte Kampmann der "Neuen Westfälischen", sie fühle sich aber dazu bereit. "Das Familienministerium passt gut zu mir. Außerdem wäre es schade, wenn Politik ausschließlich von Männern über 60 gemacht werden würde." Kampmanns zuversichtliche Selbstgewissheit verdankt sich wohl auch einer bodenständigen Kindheit. Aufgewachsen ist sie auf einem Hof in Bielefeld, die Eltern führten den Betrieb im Nebenerwerb, der Vater arbeitete hauptberuflich als Kfz-Mechaniker. Kampmann sagt von sich selbst, dass ihre Wurzeln im ländlichen Raum liegen, dass sie sich diesem Leben tief verbunden fühlt. So jemanden wirft auch die Ernennung zur Ministerin nicht so schnell um.

Zumal die 35-Jährige Karrieresprünge gewohnt ist. Während ihres Politikwissenschaft-Studiums - da hatte sie schon einen Abschluss als Diplom-Verwaltungswirtin - trat sie 2006 den Jusos bei, ein Jahr später der SPD. Über die Arbeit im Ortsverein wurde sie Stadtverbandsvorsitzende im Bielefelder Ortsteil Brackwede und schließlich für den Bundestag nominiert. 2013 zog sie mit knappen Vorsprung für den Wahlkreis Bielefeld/Gütersloh als Mitglied der SPD-Fraktion in den Bundestag ein. "MdB" mit 33 - auch das sei für sie überraschend gewesen, sagte Kampmann der "NW". Aber offenbar auch ein Ansporn, möglichst viele Themen zu bewältigen.

Auf der Agenda der SPD-Politikerin steht vor allem der Aspekt soziale Gerechtigkeit. "Wir leben in einer Zeit, in der die soziale Spaltung immer größer statt kleiner wird, in der Chancen schon für unsere Kinder nicht gerecht verteilt sind, in der Menschen trotz Vollzeitarbeit nicht von ihrem Lohn leben können, und in der die ältere Generation um die Sicherheit ihrer Rente fürchten muss", schreibt die 35-Jährige auf ihrer Homepage (www.christina-kampmann.de). Als einen Schwerpunkt ihrer künftigen Arbeit nennt Kampmann denn auch die Integration von Flüchtlingskindern; damit habe sie sich auch schon im Innenausschuss des Bundestages befasst. Zudem will sie sich besonders der Vereinbarkeit von Familie und Beruf widmen. Ihre erste Idee: ein Gipfel mit Arbeitgebern und Gewerkschaften zum Thema "Mehr Elternzeit für Kinder". Kampmann: "Ich glaube, dass die Digitalisierung der Arbeitswelt großes Potenzial birgt. Hier liegen viele Chancen, um Familien entlasten zu können."

Wichtig ist der bekennenden Bielefelderin auf jeden Fall der persönliche Kontakt - nicht nur mit Erwachsenen, sondern auch, wie sie sagt, mit Kindern und Jugendlichen. Kampmann präsentiert sich gesprächsbereit, offen, transparent. Auf ihrer Homepage kann jeder nachlesen, was sie als Abgeordnete verdient (9082 Euro), welche Mittel ihr sonst noch zur Verfügung stehen und dass sie keine Nebeneinkünfte hat. Der Grund: Ihre Arbeit als Abgeordnete sei zu verantwortungsvoll, herausfordernd und zeitintensiv. Für ihre Zeit als Ministerin klingt das schon mal vielversprechend.

(RP)
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