Sprengung des Bonn Centers am Sonntag Bonn verliert sein "Rockefeller-Center"

Bonn · Mit dem Bonn-Center geht am Sonntag ein Relikt der alten Bundeshauptstadt unter. Vor 48 Jahren sollte das Hochhaus Bonns Image als moderne Stadt befördern. Doch nun muss es noch moderneren Büros und Wohnungen weichen.

Mumie bei Abriss in Kleve gefunden
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Foto: van Offern, Markus

Der Mercedes-Stern dreht sich schon seit Jahren nicht mehr auf dem Dach des Bonn-Centers. Der Stern war das Erkennungszeichen des fünft-höchsten Gebäudes der Stadt. Als er abmontiert wurde, war das Schicksal des Gebäudes besiegelt. Nun wird das Bonn-Center am Sonntag, 19. März, um 11 Uhr kontrolliert gesprengt. Damit stirbt ein weiteres Relikt der Bonner Republik.

  • Was ist das Bonn-Center?

Das Gebäude ist schon komplett entkernt, es gleicht einem Gerippe, das am Sonntag in sich zusammenfallen wird. Ein Video des "General-Anzeigers Bonn" zeigt, wie das Hochhaus wenige Tage vor der Sprengung aussieht.

Gebaut wurde das Hochhaus 1968/69 in nur 18 Monaten. Zunächst zog dort ein Steigenberger Hotel ein. Die rund 320 Betten des Hotels waren für Politiker und Staatsgäste gedacht. In dem Gebäudekomplex gab es außerdem ein Casino, mehrere Restaurants und Bars, Galerien, ein Theater, einen Supermarkt und eine Sauna. Kurz nach seiner Entstehung wurde das Center mit dem Rockefeller-Center in New York verglichen. 1987 zog dort das Kabarett- und Musiktheater "Pantheon" ein.

1988 wurde das Steigenberger Hotel geschlossen. Unter den Nachmietern waren der Fernsehsender n-tv und die PDS-Fraktion des Bundestags. Wer zum Bonn-Center kam wollte zuletzt meist ins Pantheon oder auf die Bowling-Bahn. 2014 wurde das Gebäude an eine Kölner Immobilienfirma verkauft, die sich schließlich entschied, es abzureißen.

Das Bonn-Center liegt an der Kreuzung Reuterstraße/Bundesstraße 9. Das Regierungsviertel ist nicht weit entfernt. Heute befindet sich dort das World-Conference-Center, der Lange Eugen mit dem UN-Standort und der Post Tower. Echten Bonnern wird der Blick auf das Bonn-Center fehlen, wenn sie über die Reuterbrücke fahren.

  1. Warum wird das Gebäude gesprengt?

Seit das Steigenberger Hotel geschlossen ist, war es schwer den Leerstand zu vermeiden. Eine Sanierung hätte sich wohl nicht gelohnt.

Die neue Eigentümerin des Gebäudes, die Firma Art-Invest Real-Estate, hat entschieden, das Gebäude zu sprengen, anstatt es abzureißen. Das sei in Bezug auf Sicherheit, Kosten, Zeit und den zu erwartenden Beeinträchtigungen sinnvoller, erklärte sie gegenüber dem General-Anzeiger Bonn. Die Anwohner werden dadurch weniger durch Staub und Lärm belästigt.

  1. Wie wird das Gebäude gesprengt?

250 Kilogramm Sprengstoff sind nötig, um das Hochhaus zum Einfallen zu bringen. Dafür hat die Abbruchfirma erst 1500 Löcher gebohrt, in die der Sprengstoff gepackt wird. Zunächst soll das Erdgeschoss und dann das Obergeschoss gesprengt werden, danach folgt das Treppenhaus. Wenn alles klappt, soll das Gebäude dann vertikal in sich zusammenfallen.

  1. Wo sind die Sperrzonen?

Schon seit Freitag dürfen Autofahren den Parkplatz unter der Reuterbrücke nicht mehr benutzen. Ab Samstagmorgen werden dann Straßen rund um das Center gesperrt. In einem 100-Meter-Radius um die Baustelle müssen die Anwohner ihre Häuser am Sonntag ab 8 Uhr verlassen, in einem Umkreis von 200 Metern dürfen die Menschen nicht aus dem Haus. Sie dürfen auch nicht auf den Balkon oder die Terrasse gehen, um etwa die Sprengung besser sehen zu können.

Diese Karte zeigt, wo die Sperrzone verläuft und welche Adressen betroffen sind.

  1. Wo kann man die Sprengung verfolgen?

Viele Bonner wollen natürlich dabei sein, wenn das Bonn-Center fällt. Das ist jedoch einigermaßen schwierig. Die Stadt hat keine extra Plätze für die Schaulustigen ausgewiesen. Wer sich ganz in die Nähe traut, kann bis auf 200 Meter an die Baustelle heran. Von der Reuterbrücke hätte man den besten Blick, die liegt jedoch zu nah am Bonn-Center.

Vom Dach der Bundeskunsthalle hätte man auch eine unverstellte Sicht. Das Museum hat 200 Karten an Interessierte verkauft. Die waren bereits am Donnerstag ausverkauft. Vom Venusberg hat man an manchen Stellen auch noch gute Sicht auf das Hochhaus. Wer jemanden mit einem Büro im Post Tower oder Langen Eugen kennt, sollte sich einladen. In der Nähe ist außerdem das Marriott-Hotel. Dort könnte man ein Zimmer in einer der oberen Etagen mieten.

(heif)
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