Köln Silvesternacht: Notrufe gab es früh

Köln · Einige Opfer alarmierten die Polizei offenbar eher als bisher bekannt war.

Bei den massenhaften Übergriffen auf Frauen in der Kölner Silvesternacht 2015 sollen bereits früher Notrufe bei der Polizei eingegangen sein als bislang bekannt. Nach einem Bericht des Kölner "Express" soll sich bereits um 22.30 Uhr eine Frau mit einem Hilferuf an die Nummer 110 gewandt haben, rund zweieinhalb Stunden früher als bislang bekannt. Ihre Schilderung, nach denen sie "von ganz vielen angefasst" worden sei, wurde demnach aber nur als Hinweis auf verstärkten Böller-Bewurf registriert. Die Zeitung beruft sich dabei auf die Auswertung von über 1200 Notrufen, Funkverkehr und Einsatzprotokollen aus der Silvesternacht. Weitere Anrufe noch vor Mitternacht mit Hinweisen auf konkrete Übergriffe wurden dem Bericht zufolge falsch oder gar nicht registriert.

"Die Notrufe aus der Silvesternacht verdeutlichten früh die Dramatik der Lage und der Ereignisse", sagte Ina Scharrenbach von der CDU-Landtagsfraktion. "Sie sind laute Zeugen gegenüber einem stummen Innenminister. Nicht wissen wollen, was nicht sein darf: Dieses Prinzip durchzieht das Verhalten der gesamten Landesregierung seit dem Bekanntwerden der schrecklichen Übergriffe von Köln", betonte Scharrenbach.

In der vergangenen Silvesternacht waren vor allem in Köln Frauen massenhaft bedrängt, sexuell belästigt und bestohlen worden. Es kam zu chaotischen Zuständen. Auch in anderen Städten in NRW gab es Übergriffe, darunter in Düsseldorf, Dortmund und Bielefeld.

Damit sich so etwas nicht noch einmal wiederholt, bereiten sich die Städte in NRW mit zum Teil verschärften Sicherheitskonzepten auf Silvester vor und stocken dafür ihre Einsatzkräfte auf. In mehreren Kommunen werden nicht nur deutlich mehr Polizisten unterwegs sein, sondern auch zusätzliche Mitarbeiter des Ordnungsamtes. In Köln werden etwa 600 Mitarbeiter des Ordnungsamtes und privater Sicherheitsfirmen eingesetzt und damit "deutlich mehr" als im Vorjahr, wie eine Stadtsprecherin sagte, ohne eine genaue Zahl zu nennen.

Auch in Düsseldorf soll das Personal auf 60 Ordnungskräfte aufgestockt werden. In Bonn werden einer Stadtsprecherin zufolge erstmals gemeinsame Teams aus Polizei und Ordnungsdienst an besonders stark besuchten Orten unterwegs sein. Die Stadt setzt dafür zwölf statt wie an sonstigen Wochenenden oder Feiertagen sechs Mitarbeiter des Stadtordnungsdienstes ein. In Aachen hingegen soll das Sicherheitskonzept aus den Vorjahren beibehalten werden.

(RP/dpa)
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