Voerde Student forscht zum Kriegsgefangenenlager Friedrichsfeld

Voerde · Felix Hildebrand aus Gelsenkirchen schrieb seine Masterarbeit über das Kriegsgefangenenlager in Friedrichsfeld, in dem es seinen Untersuchungen nach noch menschlich zuging. Helfendes Archivmaterial erhielt er im Bürgerhaus.

 Bürgermeister Leonhard Spitzer begrüßte Felix Hildebrand mit Karl Göllmann (r.) bei der Präsentation der Masterarbeit im Rathaus.

Bürgermeister Leonhard Spitzer begrüßte Felix Hildebrand mit Karl Göllmann (r.) bei der Präsentation der Masterarbeit im Rathaus.

Foto: martin büttner

Für Bürgermeister Leonhard Spitzer ist es die Aufarbeitung eines Stücks Voerder Geschichte, als er die ausgedruckte Version der Masterarbeit von Felix Hildebrand in den Händen hält. Der Gelsenkirchener beschäftigte sich zum Abschluss seines Geschichts- und Germanistikstudiums an der Universität Duisburg-Essen ein halbes Jahr lang mit dem Kriegsgefangenenlager in Friedrichsfeld während des Ersten Weltkriegs, über das er seine 107-seitige Arbeit schrieb, die er dem Bürgermeister überreichte.

Der verdiente Lohn für die Masterarbeit war nicht nur eine 1,0 als Note, sondern auch eine baldige, zunächst projektbezogene Arbeitsstelle im Preußen-Museum Wesel. Über Museumsdirektor Dr. Veit Veltzke war der 28-Jährige, der den Schwerpunkt seines Studiums auf die niederrheinische Geschichte legte, überhaupt mit dem Thema erst in Verbindung gekommen und suchte daraufhin bei seiner Recherche Hilfe im Bürgerhaus Friedrichsfeld, in dem er mit offenen Armen empfangen wurde.

Aufarbeitung der Geschichte war überfällig

Der Vorsitzende des Fördervereins des Bürgerhauses, Karl Göllmann, besaß schon immer die Hoffnung, dass einmal ein Student kommen würde, der die Geschichte des Kriegsgefangenenlagers wissenschaftlich aufarbeitet. Aus dem Nachlass des Lagerkommandanten Leo Cederholm verfügte er über genügend Archivmaterial und viele Unikate, die er 1986 bei dessen Tochter für das Bürgerhaus erwarb und die er Felix Hildebrand gerne zur Verfügung stellte: "Er bekam einen Schlüssel und konnte in Ruhe bei uns wildern."

Skandale würden sich zwar besser verkaufen, doch der 28-Jährige freute sich bei der Recherche auch darüber, dass er etwas Gutes herausfand: "Natürlich war es für die Kriegsgefangenen eine entbehrungsreiche Zeit, aber unter den Umständen des Krieges und der Nahrungsmittelknappheit erhielten sie noch eine sehr menschliche Behandlung", berichtet der Gelsenkirchener, der von dem Lager in Friedrichsfeld, in dem zu Spitzenzeiten rund 40 000 Menschen gemeldet waren, von einer Musteranstalt sprach: "Verschiedene internationale Beobachter beschrieben das Lager als Vorbild und eine Ausnahme. Cederholm bekam für seine Fürsorge viel Lob von den Gefangenen und es gibt auch noch Dankesbriefe."

Da für die Forschung zur Kriegsgefangenschaft in Deutschland während des Ersten Weltkriegs der Verlust der Akten ein zentrales Problem darstellt, sie sind im Zweiten Weltkrieg vernichtet worden, ist man bereits in den USA auf die Masterarbeit des Studenten aufmerksam geworden. Karl Göllmann möchte sie auch im Bürgerhaus auslegen, womit die historische Arbeit für Felix Hildeband in Voerde aber nicht beendet ist. Er will auch die Geschichte des Franzosenfriedhofs noch aufarbeiten, wofür ihm Leonhard Spitzer bereits die Unterstützung der Stadt zusagte.

(gaa)
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