Dinslaken Weltreisende in Sachen Leprahilfe

Dinslaken · Dr. Romana Drabik ist noch immer unermüdlich unterwegs. Am Samstag startet in Dinslaken der Lepramarsch.

 Romana Drabik inmitten ihrer Patienten in Tadschikistan. Angst vor Ansteckung hat sie nicht.

Romana Drabik inmitten ihrer Patienten in Tadschikistan. Angst vor Ansteckung hat sie nicht.

Foto: RD

Sie kann's nicht lassen - auch mit 80 Jahren zieht es Dr. Romana Drabik als Lepra-Expertin hinaus in die Welt. Erst gerade vom Weltkongress der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Peking zum Lepramarsch nach Dinslaken zurückgekehrt, geht es demnächst schon wieder ans Kaspische Meer. Dort wird sie russischen Wissenschaftlern vom Kongress berichten. Denn immerhin ist die Lepra, gegen jede Erwartung, wieder angestiegen. Die unterschätzte Gefahr dabei: Die Inkubationszeit beträgt durchschnittlich sechs Monate bis drei Jahre, kann aber auch bis zu Jahrzehnten dauern.

Vor allem in Indien sei die Lepra immer noch weit verbreitet, sagt Romana Drabik. Auf einer Expedition in Mumbai in diesem Jahr habe sie allein 15 neue Fälle in nur sieben Tagen gefunden, so die Ärztin. Auf Bitten von Pater Samuel sei sie als erstes nach Südindien gereist, ausnahmsweise mal nicht in Sachen Lepra, sondern in ihrer Funktion als Tuberkulose-Expertin. Denn auch darum kümmert sich die quirlige Ärztin aus Dinslaken in einigen Teilen der Welt. In einem kleinen Kloster in Kerala sind TB-Kranke untergebracht, von denen einige eigentlich ausgeheilt sind, doch die Integration in die Gemeinschaft ist schwierig. Zu groß ist die Angst der Menschen vor Ansteckung.

"Es war schlimm, die Betten waren unwürdig, mit alten, halb verschimmelten Matratzen", erzählt Romana Drabik. Doch die Not dort in Kerala ist auch groß, niemand unterstützt die Betreuer der TB-Kranken. "Wir haben erst einmal für alle Betten gekauft, auch für die drei Schwestern des Klosters, die ebenfalls nichts hatten."

Außerdem gelang es ihr, mit den Menschen dort ins Gespräch zu kommen, sie aufzuklären, ihnen zu erklären, die Krankheit ausheilen zu lassen und dann wieder zurück in die Gesellschaft zurückzukehren, sich langsam wieder an einen Beruf heranzutasten. "Einer der dort arbeitenden Priester kommt zum Lepramarsch. Wir werden ihn Geld geben für seine weitere Arbeit in Kerala." Die Gelder des Lepramarsches jedoch werden für Mumbai (Bombay) verwendet werden, denn dort sind täglich neue Leprakranke zu finden, die versorgt und geheilt werden können, so Romana Drabik. "Jeder Mensch, den wir frühzeitig finden und heilen, wird nicht verstümmelt, taub, blind oder ähnliches. Er wird weiter leben können." Das Hauptaugenmerk ihrer Reise galt dem Behandlungszentrum, das durch einen Taifun zerstört wurde. "Ich sollte mir den Wiederaufbau anschauen", erzählt die Ärztin.

10.000 Euro waren von Dinslaken nach Mumbai dafür gegangen. "Nicht nur die Überdachung war davon bezahlt worden, sie haben ein ganzes Haus saniert und hergerichtet." Das Dinslakener Haus ist übrigens das einzige in der Großstadt, das von einem Lepraarzt geführt wird, in dem Leprakranke fachärztlich behandelt werden. In allen übrigen Ambulanzen kümmern sich nur "normale" Ärzte um die Patienten, Lepra wird dort entweder nicht behandelt oder nicht erkannt.

Romana Drabik will sich verstärkt um die Leprakranken in Indien kümmern, denn in den ehemaligen Sowjetrepubliken liefe es inzwischen schon recht gut, dort kümmerten sich bereits viele Dermatologen um die Lepra - dort gilt Lepra als Hautkrankheit, nicht als Infektionskrankheit - und ihre Eindämmung und Heilung.

Romana Drabik: "Lepraarbeit ist keine leichte Arbeit, weltweit gibt es kaum noch Interesse an dieser Krankheit, das macht es ja so gefährlich. Auch hierzulande kennen sich kaum Ärzte mit der Lepra aus, dabei kann sie jederzeit wieder aufflackern. Immerhin reisen Touristen heute in die entlegensten Gebiete, halten sich vielleicht sogar über Wochen und Monate dort auf."

Der Lepramarsch am Samstag, 24. September, startet um 12 Uhr vom Johannahausplatz. Spenden gehen in an die Leprakranken in Mumbai.

(RP)
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