Dormagen Barbara Ruscher "seziert" die Ekstase

Dormagen · Der 15. Theatersommer startete im ehemaligen Bullenstall mit dem Programm "Ekstase ist nur eine Phase" von Barbara Ruscher. Vor ausverkauftem Haus unterhielt die Kabarettistin aus Köln das Publikum zwei Stunden lang bestens.

In dem Stil kann es an den beiden kommenden Wochenenden beim mittlerweile 15. Theatersommer ruhig weitergehen: In der ausverkauften Theaterscheune präsentierte die scharfsinnig- charmante Barbara Ruscher ihr aktuelles Programm "Ekstase ist nur eine Phase", mit dem sie nahtlos an den "Panierfehler" anknüpfte, mit dem sie 2014 bei ihrem ersten Auftritt in Knechtsteden das Publikum begeisterte.

"Ekstase" macht Barbara Ruscher in der gesamten Gesellschaft aus - ob es nun um den allerneuesten Schrei bei der Ernährung, der Massentierhaltung oder das wechselvolle Verhältnis der Geschlechter angeht. Auch da gibt es natürlich große Bandbreiten, ab wann etwas als Ekstase gilt. Besonders niedrig ist die Schwelle nach Barbara Ruscher Beobachtungen wohl in Hannover, wo die Ekstase bereits beginnt, "wenn der Mann die Frau vor der Hochzeit duzt". In einem den "Harten Männern" gewidmeten, richtig schön boshaften Lied entdeckt sie deren weiche Seite, wenn die etwa endlich auch mal selbst Duftkerzen aufstellen wollen.

Geradezu ekstatische Formen kann auch die die durch Publikationen wie die in Millionenauflage erscheinende "Landlust" beförderte Stadtflucht annehmen, wie die Kölner Kabarettistin aus dem eigenen Freundeskreis nur zu gut weiß. Wobei auch hier der Programmtitel stimmt, kehrt doch bei nicht wenigen Stadtflüchtigen schon bald Ernüchterung ein. Ruscher sieht die wechselnden Moden des Zeitgeists von vornherein nüchtern und widmet sich ganz ohne idyllische Anwandlungen etwa dem Schicksal der verschwindenden Bienen, die immerhin "das drittwichtigste Nutztier nach Rind und Ehemann" ist. Ätzend und treffend fielen auch ihre Anmerkungen zu "kulturellen Highlights" wie "Shades of grey" oder dem schon geraume Zeit länger grassierenden Jugendwahn aus. Auch hier bevorzugt sie eine cool-lakonische Haltung: "Wenn Dich meine Falten stören, macht mir das nichts aus."

Bestens hat Barbara Ruscher auch ihr Publikum im Griff, was nicht allein für einen Eröffnungsdialog mit Klaus- Dieter Trunt galt, dessen Bekenntnis, Fan von Rot-Weiß Essen zu sein, sie nicht unkommentiert lassen konnte. Trunt ist gebürtiger Essener, der seit 50 Jahren in Dormagen lebt und zu den erklärten Fans des Theatersommers zählt: "Es ist immer ein sehr gutes Programm und nicht zu teuer", sagt der Stammgast in der Theaterscheune, der nicht zuletzt deren "uriges Ambiente" schätzt.

Auf 30 bis 40 Prozent beziffert Kulturbüro-Leiter Olaf Moll den harten Kern des Publikums - der sich in erster Linie aus den Theater- Abonnenten rekrutiert. Deren "Ekstase" ist keine bloße Phase und erstreckt sich neben den Vorstellungen im Bettina-von- Arnim-Gymnasium auch auf den Theatersommer, wie der seit zehn Jahren fürs Programm verantwortliche Moll weiß. "Auch wenn es für kommendes Wochenende schon etwas eng wird" - Karten sind noch für alle Veranstaltungen zu haben", sagt er.

(NGZ)
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