Dormagen Saftiges Deichgras macht die Schafe satt

Dormagen · Unter den gut 350 Schafen, die auf dem Deich grasen, sind 40 Lämmer. Die trinken aber lieber Milch.

 Gut im Futter sind die Schafe von Giammaria Mossa, die den Deich "mähen", und auch von Vera Hübinger betreut werden.

Gut im Futter sind die Schafe von Giammaria Mossa, die den Deich "mähen", und auch von Vera Hübinger betreut werden.

Foto: Lothar Berns

Wenn der Chef kommt, wird's laut und unruhig. Denn dann passiert in der Regel etwas. Entweder es geht ein Stück weiter zu neuem frischen Gras oder es gibt ein paar "Leckerlis" in Form von altem Brot. Was auch immer: Mit lautem Geblöcke jedenfalls wird Giammaria Mossa von seinen Schafen begrüßt - und davon hat er so einige. Ungefähr 350 sind es, die auf verschiedenen Abschnitten auf dem Deich grasen und ihn sozusagen abmähen. Und nicht nur das: Durch ihr ständiges Herumgetrampel wird die Anlage auch immer mehr befestigt.

Noch ist das Ganze ein Projekt, auch wenn die Tiere jetzt schon im zweiten Jahr auf dem Deich für den Rückschnitt des Grases sorgen. "Die Idee, hier keine Maschinen einzusetzen, die wegen ihres Gewichts meist den Boden sehr aufweichen, hatte der ehemalige Deichgräf Reinhard Hauschild", sagt Mossa, der das Angebot annahm und dafür erst einmal seinen Schaf-Bestand kräftig aufstockte. Begleitet wird es auch von der Landwirtschaftskammer und der Biologischen Station.

Heidschnucken, Bentheimer und Skuden fühlen sich dort wohl. Warum unterschiedliche Rassen? "Weil wir feststellen wollen, welche sich am besten eignen oder ob die Mischung sinnvoll ist", erklärt Mossa. Sollte nach diesem zweiten Probejahr der Deichverband weiterhin "mähende Schafe" den Maschinen vorziehen, werde der Auftrag ausgeschrieben. Bis vor zehn Jahren hat der 64-Jährige noch bei Ineos als Maschinenschlosser gearbeitet. Dann wurde das Hobby zum Beruf. Mossa ist aber nicht nur "Schaf-Chef", in seinem Domizil in Kapellen in der ehemaligen Nato-Kaserne hat er auch Pferde - und mittlerweile drei Angestellte, darunter die Tierpflegerin Vera Hübinger, die sich vor allem um die "Deich-Schafe" kümmert.

Die fünf Herden in Zons werden alle zwei Tage umgesetzt, das heißt für die Tiere, es geht 200 Meter weiter zu neuen Grasflächen, die sie abfuttern. "3000 Quadratmeter fressen die Tiere in zwei Tagen ab", sagt Mossa. Das gesamte Terrain umfasst 18 Quadratkilometer. 40 Lämmer gehören aktuell zum Bestand. Und noch kommt täglich das ein oder andere dazu. Auch sie machen sich schon ganz schön laut bemerkbar, tollen herum, wenn auch manche noch etwas unsicher und ungelenk auf ihren dünnen Beinchen stehen. Allerdings ist ihr Interesse am Deichgras noch nicht so ausgeprägt, sie wollen lieber Milch.

Wenn es für die Schafe von einem Stück Land auf das nächste geht, dann sind auch die Dienste von Floh gefragt. Floh ist ein Border Collie, er ist der Hütehund, den Mossa schon als Welpe gekauft und mit ihm eine spezielle Ausbildung gemacht hat. Mehrmals am Tag schauen Mossa oder Hübinger nach den Tieren - und bei den Spaziergängern und Radlern sind die Lämmer geradezu eine Attraktion.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort