Dormagen Schmickler redet Gäste schwindelig

Dormagen · Der bekannte Kabarettist gastiert vor 520 Zuschauern in der BvA-Aula.

Zwischendurch singt Wilfried Schmickler von der Bar der Gesundheits-Fanatiker gleich neben der Spelunke der Kranken - eine der vielen Auflockerungen im an Wortwitz und schallenden Ohrfeigen für Überwachungsstaat, virtuelles Hinterher-Hecheln und Pegida-Anhänger dicht gedrängten Programm "Das Letzte". Denn der geniale Kabarettist, der auf Einladung des städtischen Kulturbüros in der Aula des BvA gastiert, schleudert den 520 Zuschauern in schneller Folge hintersinnige Wortspiele, Politik-Kommentare ("Habe die FDP vermisst, wegen der FDP-Witze") und erschreckende Ansichten des "kleinen Mannes" um die Ohren. Dabei redet Schmickler seine Gäste ab und zu schwindelig, wie wenn er über "die Feinde der Feinde meines Freundes" und die "richtig falschen und doch richtigen Maßnahmen" spricht.

Schmickler, der bei "Mitternachtsspitzen" für die bissige Rede am Ende der TV-Sendung zuständig ist, führt schonungslos vor Augen, wie es zu fremdenfeindlichen Gedanken des sich vernachlässigt und zurückgesetzt fühlenden Wutbürgers kommen kann, der dann Asylantenheime anzündet: "Immer mehr Menschen in Deutschland fallen ab vom Glauben an die Grundordnung und füllen das entstehende Vakuum mit Misstrauen und Hader: Politiker? Alle Verbrecher! Medien? Alle verlogen! Fremde? Alle verdächtig!" Für Schmickler sind Hass und Resignation jedoch keine Option, auch der "Untergang des Abendlandes" wird relativiert. Herrlich treffend sein "Tagebuch eines Gratwanderers": Ob jetzt "Köttbullar" eines schwedischen Möbelhauses zu Deutschland gehören oder nicht doch das Ende des heimischen Hackfleischbällchens bedeuten? Merkel, Gabriel und der "Vollhorst aus Bayern", von sich selbst beseelte Kölner Karnevalisten, Fast-Vegetarier oder moderne Sklaventreiber - sie alle wurden vorgeführt.

(NGZ)
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