Dormagen Zahl der Katholiken nimmt weiter ab

Dormagen · Da mehr Katholiken sterben als getauft werden, geht ihre Zahl in Dormagen ständig zurück. Mut macht den Gemeinden, dass weniger Menschen ausgetreten sind. Insgesamt 29.762 Dormagener gehörten 2015 der katholischen Kirche an.

Im vergangenen Jahr sind in Dormagen 172 Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten, 2014 waren es noch 212. Auch die Zahl der Wiederaufnahmen stieg im selben Zeitraum von 15 auf 27. "Diese Entwicklung macht uns Mut", kommentiert Pfarrer Peter Stelten die Statistik, die nicht nur seine Pfarre St. Michael Dormagen-Süd, sondern auch den Seelsorgebereich Dormagen-Nord betrifft. Dessen leitender Pfarrer Klaus Koltermann hält es für wichtig, auf die Menschen zuzugehen: "Wir müssen sie für den Glauben und Gott begeistern."

Denn insgesamt sinkt die Zahl der Katholiken im Rhein-Kreis Neuss, wie auch Kreisdechant Oberpfarrer Msgr. Guido Assmann bestätigt: "Vor drei Jahren lag die Zahl noch gut über 170.000, im Oktober 2015 nun knapp darunter." Von den 169.759 Katholiken im Rhein-Kreis leben 29.762 in Dormagen, davon 16.151 in der Pfarre St. Michael Dormagen-Süd, zu der Dormagen, Horrem, Hackenbroich und Zons gehören, und 13.611 im Seelsorgebereich Dormagen-Nord mit den Kirchen in Nievenheim, Delrath, Stürzelberg, Delhoven, Straberg und Gohr.

Die Gründe für Kirchenaustritte sind vielfältig, wenn sie bei der Abmeldung überhaupt angegeben werden. "Wir schreiben die Noch-Katholiken an und bieten ein gespräch an", erklärt Kreisdechant Assmann. "Es ist erfreulich, dass einige dann auch in kurzer Zeit wieder in die Kirche eintreten, weil sie merken, dass ihnen etwas fehlt", sagt Assmann. Die meisten Angeschrieben würden sich jedoch nicht melden, einige sogar gereizt auf die Kontaktaufnahme reagieren. "Dabei bietet ein Gespräch doch auch eine gute Möglichkeit, auch Ärgernisse auszuräumen und auf Kritikpunkte zu reagieren", betont der Kreisdechant.

Das sieht auch Pfarrer Peter Stelten für Dormagen so, wo in den vergangenen zehn Jahren mehr als 800 Katholiken ihren Austritt erklärt haben: "Wir bemühen uns um alle Mitglieder. Wenn jemand austritt, schreibe ich ihm wertschätzend, dass ich das respektiere, aber gern über die Gründe sprechen möchte." Stelten ("Wir müssen Werte und den Glauben vermitteln") hat generell das Phänomen ausgemacht, dass "solidarische Systeme in der Kultur des Egoismus nicht gewünscht" seien. "Rücksichtnahme gibt es kaum noch, Verfehlungen werden gesellschaftlich mehr toleriert." Dabei würden mit der von vielen verteufelten Kirchensteuer eben auch Beratungsstellen, Kindergärten und andere soziale Einrichtungen aufrechterhalten, von der Seelsorge ganz zu schweigen. "Da kann ich nur mit dem Bistum sagen: Kirchensteuer tut gut", so Stelten: "Wir geben Stabilität und Orientierung." In den vergangenen Jahren schwankte die jährliche Austrittszahl zwischen 50 (in 2005) und 135 (in 2014).

Wegen der sinkenden Geburtenzahlen gebe es weniger Taufen, wobei die allermeisten Familien mit einem katholischen Elternteil ihre Kinder taufen lassen, wie der Kreisdechant sagt: Auch bei den Kommunionkindern liegt die Quote mit 90 Prozent noch sehr hoch - "bei der Firmung sind es 30 bis 40 Prozent."

(NGZ)
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