Düsseldorf Air Berlin: Ende einer Düsseldorfer Erfolgsstory

Düsseldorf · Deutschlands zweitgrößte Airline ist in Schwierigkeiten, derzeit ist nicht klar, wie und mit welchem Partner es weitergeht. Ihren Anfang hatte die Firma hier – mit dem Düsseldorfer Achim Hunold.

Das ist der Düsseldorfer Flughafen bei Nacht
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Foto: Bretz, Andreas

Deutschlands zweitgrößte Airline ist in Schwierigkeiten, derzeit ist nicht klar, wie und mit welchem Partner es weitergeht. Ihren Anfang hatte die Firma hier — mit dem Düsseldorfer Achim Hunold.

Air Berlin — das ist so ähnlich wie die Story vom Tellerwäscher, der zum Millionär wurde. Nur dass es hier nicht um schmutziges Geschirr ging, sondern um Koffer. Die mussten am Flughafen Düsseldorf in die Jets der LTU. Und einer der Kofferschlepper hieß damals Achim Hunold — heute noch Anteilseigner bei Air Berlin, aber nicht mehr an deren Spitze.

Das ist Joachim Hunold
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Foto: ddp

An der Gepäckrampe, so erzählte "der Achim" später gern, machte er seine ersten Erfahrungen mit dem Ferienflieger, aus dem Aushilfsjob wurde ein fester, und daraus der langsame Aufstieg bei dem Ferienflieger aus Düsseldorf. Dieser Aufstieg ging bis ganz nach oben auf die Geschäftsführerebene.

Dann jedoch geriet LTU ins Trudeln, die WestLB stieg ein, und bei der saß ein Mann am Steuer, der es nicht schätzte, wenn man in seiner Gegenwart nicht seiner Meinung war. Kurz: Neuber als Vertreter der Mehrheitseigner konnte nicht mit Hunold, und feuerte ihn kurzerhand. Unbestätigten Erzählungen jener Zeit zufolge warf er ihn nicht nur übers Wochenende raus, sondern er ließ auch die Wände seines Büros versetzen — der Raum war montags schlicht verschwunden. Hunold blieb jedoch der Fliegerei treu und hob buchstäblich ab: Er hatte einen Amerikaner namens Kim Lundgren kennengelernt, der die Lizenz zu einer Airline hatte und einen Flieger, eine alte Boeing 707. Gemeinsam gründete man 1991 die Air Berlin. Schnell baute man die Kapazitäten aus, kaufte oder leaste immer mehr Flieger, und vor allem über den Mallorca-Shuttle wurde Air Berlin schließlich zur zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft nach der Lufthansa. Als man schließlich sogar die immer noch darbende LTU übernahm, war das für Hunold sicher auch eine persönliche Befriedigung. Gewinn hat ihm der Deal nicht gebracht, sondern nur eine Menge Ärger mit Betriebsräten — denn Arbeitnehmervertretungen hatte er bis dahin immer aus seinem komplizierten Firmengeflecht heraushalten können. Hunold fühlte sich als Patriarch — und agierte auch so, sehr lange kannte er jeden Mitarbeiter persönlich.

Nach wie vor ist Hunold in Düsseldorf tief verwurzelt: Er war lange Sponsor des Tennis-World Team Cups im Rochus-Club, sitzt immer noch im Fortuna-Aufsichtsrat und hat eine Wohnung in einem der östlichen Stadtteile. Das ist nicht weit von der elterlichen Drogerie nahe der Rethelstraße, in der Hunold erste kaufmännische Erfahrungen sammelte.

Beim Prinzenball des Prinzen-Clubs sitzt Hunold als großer Gönner immer in der ersten Reihe und wurde Ehrenmitglied, obwohl er nie in Düsseldorf Karnevalsprinz war.

Dafür aber Ritter wider den Tierischen Ernst: Die berühmte Auszeichnung verliehen ihm die Aachener Karnevalisten 2007. Den Auftritt in der Bütt als Vielflieger nutzte Hunold natürlich auch für seine Airline — was ihm einige nicht nur in Aachen übel nahmen. Seine Bekannten und Freunde sind Männer wie Jobsi Driessen (u.a. Ex-LTU-Chef, aber auch großer Zampano im Karneval) und Messe-Chef Werner Dornscheidt.

(RP)
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