Düsseldorf Brennpunkt Schadowplatz

Düsseldorf · Die Glaselemente der Kö-Bogen-Fassade fokussieren das Sonnenlicht. Vor den Geschäften herrschen an einzelnen Punkten Temperaturen weit jenseits der 40 Grad.

 Gleißendes Licht zeigt sich auf dem Asphalt vor dem Kö-Bogen und macht aus dem kleinen Platz stellenweise einen Backofen.

Gleißendes Licht zeigt sich auf dem Asphalt vor dem Kö-Bogen und macht aus dem kleinen Platz stellenweise einen Backofen.

Foto: Andreas Endermann

Wer zur richtigen Zeit auf dem Schadowplatz vor das Apple-Geschäft tritt, bekommt den Eindruck, er stehe unter einem riesigen Brennglas. Die geschwungene Fassade des Kö-Bogens zeichnet sich noch einmal in den gleißenden Farben eines Prismas auf dem Boden ab. Man spürt es an den Schuhen, denn der Asphalt ist leicht klebrig. Stehenbleiben würde dort niemand, denn an bestimmten Stellen herrschen unerträgliche Temperaturen, das Licht brennt auf der Haut.

"So eine Erscheinung haben wir im Zusammenhang mit Gebäuden noch nie erlebt", sagt Stefan Mühling, Chef des Projektentwicklers "die developer". Selbst für seine erfahrensten Mitarbeiter sei die Erscheinung etwas vollkommen Neues, weshalb er jetzt Fachingenieure damit beauftragt, sich näher mit dem Brennglas-Phänomen zu beschäftigen. Schon jetzt ist Mühling sicher, dass nicht allein der Entwurf des amerikanischen Star-Architekten Daniel Libeskind dafür verantwortlich ist. "Da kommen viele Dinge zusammen: Der Sonnenstand, die Tageszeit, die Ausrichtung des Gebäudes", zählt Mühling auf. Wann das Ergebnis der Untersuchungen durch sein Entwicklungsbüro vorliegen, sei "eine Frage von Wochen".

Dass Gebäude mit konvexen oder großflächigen Glasfassaden für Probleme sorgen können, weiß man schon länger. So gibt es beispielsweise ein Hotel in Las Vegas, das durch seine Fassadenform seinen eigenen Poolbereich so sehr erhitzt, dass er unbenutzbar wird. In London gibt es ein Hochhaus, dass zu einer bestimmten Tageszeit sogar Plastik zum Schmelzen bringen kann. Vor dem Kö-Bogen ist all das allerdings noch nicht zu befürchten. "Schäden sind uns nicht bekannt", sagt Mühling. Auch die Angestellten im Apple-Store und den angrenzenden Geschäften haben noch nichts bemerkt - selbst in der Hitzewelle nicht, die mit Temperaturen über 40 Grad in Düsseldorf sogar den Asphalt im Gleisbett der Straßenbahnen verflüssigte und für Verkehrsstörungen sorgte.

"Ab 40 Grad Lufttemperatur wird der Asphalt weich", sagt Andrea Blome, Leiterin des städtischen Amtes für Verkehrsmanagement. Dass die Südseite des Kö-Bogen wie ein Hohlspiegel wirkt und den Platz bis auf die Straßenbahnschienen aufweicht, habe sie bisher nicht gewusst. Das Amt sei in erster Linie für die Verkehrssicherheit zuständig. Wenn es Schäden an Fahrbahnen - wie zuletzt in der Gruner- und Heinrich-Ehrhardt-Straße - gebe, sei nicht nur der Verkehrsfluss, sondern auch die Sicherheit beeinträchtigt. "Für uns ist es immer das entscheidende Kriterium, ob sich der Straßenbelag ablöst und repariert werden muss", sagt Blome.

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Doch selbst wenn der Asphalt vor dem Kö-Bogen Passanten noch nicht an den Schuhen und Radlern an den Fahrradreifen hängenbleibt, habe die extreme Hitze Folgen. "Größere Schäden treten so schnell nicht auf, die Abnutzung ist aber stärker", sagt Blome. Das dürfte für den nördlichen Schadowplatz aber nicht mehr zum Problem werden: Mit der Fertigstellung der Wehrhahnlinie baut die Stadt auch die Schienen ab und erneuert den kleinen Platz zwischen Schienen und Kö-Bogen.

(RP)
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