Düsseldorf Düsseldorferin sitzt in Berlinale-Jury

Düsseldorf · Silvia Bahl reist heute nach Berlin zu den Internationalen Filmfestspielen. Als Mitarbeiterin der Düsseldorfer Filmkunstkinos darf sie mit entscheiden, welches Werk den Preis der Gilde Deutscher Filmkunsttheater bekommt.

 Silvia Bahl arbeitet in den Düsseldorfer Filmkunstkinos. In Berlin sieht sie als Jurorin mindestens drei Filme pro Tag.

Silvia Bahl arbeitet in den Düsseldorfer Filmkunstkinos. In Berlin sieht sie als Jurorin mindestens drei Filme pro Tag.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

In den kommenden zehn Tagen wird Silvia Bahl die meiste Zeit im Dunkeln sitzen und auf Leinwände blicken. Die 29-jährige Studentin ist Jurorin bei der Berlinale, den Internationalen Filmfestspielen Berlin. Im Wettbewerb sind 23 Filme aus 20 Ländern, und alle Filme wird sich Silvia Bahl aufmerksam ansehen. Bei der Berlinale werden die Goldenen und Silbernen Bären verliehen. Es gibt aber etwa 20 weitere Preise unabhängiger Jurys, und in einem dieser Teams sitzt die Düsseldorferin. "Ich entscheide zusammen mit zwei Kollegen, wer den Preis der Gilde Deutscher Filmkunsttheater bekommt", sagt Bahl.

An diesen Job gekommen ist sie, weil sie Mitarbeiterin der Düsseldorfer Filmkunstkinos ist. Diese Kinos sind Mitglieder im deutschlandweiten Dachverband "AG Kino Gilde", der den Preis Deutscher Filmkunsttheater bei der Berlinale vergibt. "Die Gilde sucht jedes Jahr drei Jury-Mitglieder", sagt Bahl. "Im Herbst habe ich mich beworben. Als die Zusage kam, war ich völlig überrascht." So bescheiden braucht Silvia Bahl aber gar nicht zu sein. Denn sie kennt sich gut aus in der Kino-Branche. Zusammen mit ihren Chefs Kalle Somnitz und Udo Hei-mansberg stellt sie für Bambi, Metropol, Cinema, Savoy und Souterrain das Filmprogramm zusammen. Außerdem schreibt sie Filmkritiken und leitet Diskussionen, wenn nach einer Filmvorführung die Filmschaffenden mit den Zuschauern sprechen. Auch hat sie schon einige internationale Filmfestivals besucht, um möglichst viele Filme zu sehen. Dann bewertet sie, ob die Filme zum Düsseldorfer Publikum passen.

Die Teilnahme an der Berlinale ist aber etwas Besonderes für Silvia Bahl. "Ich habe eine persönliche Einladung von Berlinale-Leiter Dieter Kosslick", sagt sie stolz. Wohnen wird sie in einem Hotel nah am Potsdamer Platz. Den Hotel-Service wird sie aber kaum genießen können, denn vier Filme oder mehr wird sie sich pro Tag ansehen. "Ich möchte nicht nur die Wettbewerbsfilme sehen, sondern auch viele Filme, die mich privat interessieren." Außerdem, so fügt sie hinzu, habe sie auch Einladungen zu Partys bekommen. "Das schaffe ich wohl nur mit viel Kaffee und wenig Schlaf", sagt sie lachend.

Vielleicht, so hofft sie, trifft sie auf einer dieser Partys George Clooney. "Ich habe ihn schon einmal beim Cannes-Festival gesehen", sagt sie begeistert. "Er ist charmant und lustig. Einen gemeinsamen Espresso würde ich nicht ablehnen." Über ein Treffen mit Regisseur Lars von Trier und der US-Schauspielerin Greta Gerwig würde sie sich ebenfalls begeistern.

Sie freut sich besonders auf Filme, die nicht dem Massengeschmack entsprechen, sondern mit unbekannten Schauspielern und ungewöhnlichen Geschichten überraschen. "Wir geben durch unsere Auswahl viele Impulse für die Kinoprogramme", sagt sie. "Wichtig sind die Filme, von denen das Kinopublikum ohne uns nichts erfahren würde." Sie denkt dabei auch immer an die Besucher in den Düsseldorfer Kinos. "Die Düsseldorfer mögen Dramen mit bewegenden, zwischenmenschlichen Geschichten und gesellschaftlicher Aktualität."

Ihre Meinungen über die Filme diskutiert Silvia Bahl mit ihren Jury-Kollegen. Zum Schluss müssen sie sich einigen, damit am Samstag, 15. Februar, ein Sieger feststeht. Dieser bekommt von der AG Kino-Gilde eine Glas-Skulptur für seine Leistung.

Nach zehn Tagen Kino-Marathon bleibt Silvia Bahl nicht viel Zeit zum Ausschlafen. Der Alltag wartet auf sie — und zwar nicht nur mit Arbeit für die Düsseldorfer Kinos. Die Studentin schreibt zurzeit ihre Masterarbeit im Fach "Medienkulturanalyse" an der Heinrich-Heine-Universität. Parallel absolviert sie eine Ausbildung im Filmtheatermanagement. Viel zu tun also für Silvia Bahl, die sich längst entschieden hat, wie die Zukunft nach Abschluss ihres Studiums aussieht. "Ich bin und bleibe dem Film und dem Kino treu."

(lod)
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