Düsseldorf Flüchtlinge werden jetzt auch in der Universität untergebracht

Düsseldorf · Dass Bürger große Hilfsbereitschaft zeigen, wenn es um Flüchtlinge geht, ist Miriam Koch schon gewöhnt. Doch die Mail eines Studenten hat die Flüchtlingsbeauftragte der Stadt gestern doch extrem gerührt: "Ich bin stolz auf meine Stadt und meine Universität", schrieb der junge Mann und bot seine Hilfe an. So wie viele andere Studenten auch. Auslöser war die Entscheidung der Hochschulleitung, bis Mitte Oktober die Sporthallen der Heinrich-Heine-Universität der Stadt für die Unterbringung von 300 Flüchtlingen zur Verfügung zu stellen, und die Bitte, möglicherweise selbst mitzuhelfen. "Weil wir es als gesamtgesellschaftliche Aufgabe sehen, Menschen in Not zu helfen", komme die Hochschulleitung dem Wunsch gerne nach und überlasse die Gebäude der Stadt. Der Hochschulsport fällt solange aus.

Solche Initiativen sind dringend nötig. Denn die Zahl der Flüchtlinge, die das Land Düsseldorf und anderen Kommunen zuweist, erhöht sich "wöchentlich, manchmal täglich", wie Koch gestern betonte. Sie geht aktuell von monatlich 500 zusätzlichen Flüchtlingen aus. Die Prognose des Landes zugrundegelegt wären es sogar 700. Tendenz weiter steigend. Derzeit leben rund 3400 Flüchtlinge in Düsseldorf.

Die Stadt setzt kurzfristig immer stärker auf große Zelthallen: Jeweils zwei Großzelte sollen im Laufe der nächsten Woche am Scheideweg in Wersten und an der Heidelberger Straße in Eller aufgebaut werden und bis Ende Oktober Platz für insgesamt 600 Flüchtlinge bieten. Sie kosten die Stadt - ohne Betreuung, die 24 Stunden durch Hilfsorganisationen gewährleistet sein soll - monatlich rund 250 000 Euro. Ab Mitte August werden zwei weitere Großzelte für 100 Personen an der Borbecker Straße in Unterrath aufgestellt. "Diese Zelte sind nicht winterfest, können aber nachgerüstet werden", sagt Koch.

Auch für kalte Wintermonate geeignet, weil gedämmt und beheizbar, sind die zwei Tragluftzelte, die das Rathaus bestellt hat. Sie sollen im Laufe des Septembers auf einem Sportplatz-Areal an der St.-Franziskus-Straße in Mörsenbroich sowie auf einem unbebauten städtischen Grundstück an der Koblenzer Straße in Garath aufgebaut werden und insgesamt Platz für 600 Menschen bieten. Sie bleiben für ein Jahr stehen und kosten die Stadt pro Monat rund 95 000 Euro. Ab Oktober und bis Ende November gehen zudem stadtweit neun Container-Anlagen in Betrieb mit Platz für insgesamt rund 1600 Flüchtlinge.

Abgesagt hat Koch einem Vermittler von Hotelschiffen: "Wir haben keinen städtischen Steiger frei."

(RP)
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