Düsseldorf Flughafen holt Finanzexperten als neuen Chef

Düsseldorf · Ludger Dohm soll künftig den Flughafen Düsseldorf leiten. Der Aufsichtsrat wird Ende November darüber entscheiden. Dohm lebt in Essen, ist Vorstand bei BP und gilt als Spezialist für Finanzen.

 Ludger Dohm arbeitet bislang als Vorstand beim Bochumer Mineralölkonzern BP/Aral. Seit 1988 gehört er dem Unternehmen an.

Ludger Dohm arbeitet bislang als Vorstand beim Bochumer Mineralölkonzern BP/Aral. Seit 1988 gehört er dem Unternehmen an.

Foto: Imago

Nach einem Jahr Suche gibt es einen Kandidaten für das Amt an der Spitze des Flughafens. Er heißt Ludger Dohm und arbeitet als Vorstand beim Mineralölkonzern BP/Aral. Der promovierte Diplom-Kaufmann gilt als Experte in Sachen Finanzierung. Seit 1988 arbeitete er bei BP, 2010 wurde er Finanzvorstand, seit 2013 verantwortete er die Restrukturierung des Unternehmens. Offiziell ist sein Titel "Vorstand für Veränderungsprogramme und Transformationsprozesse".

Noch sind die Verträge mit Dohm aber noch nicht unterschrieben. Die Sprecher aller beteiligten Unternehmen und der Stadt als Gesellschafterin wollten sich gestern deshalb nicht zu der Personalie äußern.

Ludger Dohm wohnt derzeit in Essen und ist dort nebenberuflich vor allem im Kulturbereich engagiert. Bundesweit Beachtung fand in den vergangenen Jahren sein Engagement für die Aktion "Management Symphony". Dabei spielen 80 Führungskräfte aus der Wirtschaftswelt einmal pro Jahr zusammen in einem Orchester. Dohm spielt Cello. Sein Pultnachbar ist der Keksunternehmer Werner Bahlsen. Ein anderes Mitglied des Managerorchesters beschrieb ihn gestern als "sympathischen und freundlichen Menschen mit einem großen Interesse am Kulturbetrieb". Auch seine Frau Dagmar Dohm, mit der er eine Tochter hat, ist Mitglied des Manager-Orchesters.

Arbeitskollegen sagen, er sei als Kollege höflich, freundlich und als Finanzvorstand ein beliebter Chef gewesen. Dohms Schwerpunkte liegen im Finanzbereich. Er ist ein BP-Gewächs und hat keine Erfahrungen im Flughafenbereich.

Die Meinungen darüber, welche Bedeutung es hat, dass Dohm branchenfremd ist, gehen auseinander. Das eine Lager sagt, auch sein Vorgänger Christoph Blume habe als Stadtdirektor und Baudezernent keinerlei Vorwissen für den Job mitgebracht und den Flughafen dennoch weit nach vorn gebracht. "Zur Personalie Dohm direkt möchte ich mich nicht äußern, aber ein Finanzmanager aus der Mineralölbranche ist durchaus qualifiziert, Verhandlungen mit Großkunden wie Airlines zu führen. Auch im Bereich Einzelhandel, der für Airport und Tankstellenbetreiber wichtig ist, gibt es große Schnittmengen", sagte Gerhard Schroeder, Aufsichtsratschef des Flughafens, der RP.

Viele Mitarbeiter des Flughafens dagegen hätten sich einen technisch orientierten Flughafenchef gewünscht. Denn sein Amtskollege Thomas Schnalke, der den Flughafen seit dem Tod Blumes allein geführt hat, gilt ebenfalls als Finanzexperte. Dieses Lager stellt die Frage, woher ein Mineralölmanager besonderes Wissen darüber haben soll, wie man einen Flughafen leitet.

Fest steht, dass der Airport in einer schwierigen Phase steckt. Dohm wird, so der Aufsichtsrat ihn wählt und er die Wahl annimmt, daran gemessen, ob ihm die neue Betriebsgenehmigung gelingt. Der Flughafen will mehr Starts und Landungen. Fluglärmgegner und Nachbarn sind dagegen. Es kommt darauf an, dass Dohm im Umgang mit Anteilseignern, Politikern und Fluglärmgegnern den richtigen Ton trifft. Und genau das trauen ihm langjährige Weggefährten absolut zu.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort