Karnevalswagen in Düsseldorf Jacques Tilly im Shitstorm

Düsseldorf · Sechs neue Mottowagen hat Jacques Tilly für den Rosensonntagszug gebaut, der am Sonntag durch Düsseldorf zieht. Politisch wird der Wagenbaumeister noch einmal nachlegen und versuchen, so aktuell wie möglich zu sein - wobei er den Ausgang der auch bundespolitisch so spannenden Landtagswahlen nicht vorhersehen kann. Hat er sich dennoch damit beschäftigt, weil es ja deutliche Vorhersagen gibt? "Abwarten", sagt Tilly und lächelt wie immer vielsagend.

 Am Samstag bei einer Demonstration in Warschau: Demonstranten tragen ein Bild von Tillys Polen-Wagen durch die Straßen, um die Situation in Polen zu veranschaulichen.

Am Samstag bei einer Demonstration in Warschau: Demonstranten tragen ein Bild von Tillys Polen-Wagen durch die Straßen, um die Situation in Polen zu veranschaulichen.

Foto: Jacques Tilly

Für Tilly ist die Doppelernte öffentlicher Aufmerksamkeit etwas Besonderes. Denn selbst beim abgesagten Rosenmontagszug, als die Mottowagen nur kurz vor dem Rathaus standen, war der internationale Widerhall groß. Rund 200 Belege von Zeitungen und ihren Online-Ausgaben aus aller Welt sind im aktuellen Sessionsordner abgelegt.

Jacques Tilly mit einem seiner Wagen.

Jacques Tilly mit einem seiner Wagen.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Vor allem in den USA (Thema Trump), der Türkei (Erdogan und der IS trinken Kurdenblut) und Polen (das Land als unterdrückte Frau unter dem Stiefel des nationalkonservativen Parteichefs Jaroslaw Kaczynski) wurden die Wagen gezeigt. Die heftigsten Reaktionen löste der Polen-Wagen aus. "In solch einem Shitstorm habe ich selten gestanden", sagt Tilly über die vielen Kommentare im Internet. Die politische Satire war für viele national gesinnte Polen nur schwer zu ertragen. Tilly bekam Drohanrufe, wurde immer wieder als Idiot beschimpft. "Eine Frau rief sogar aus den USA an und kündigte an, sie werde deutsche Waren boykottieren."

Ebenso gab es auf Facebook viele Mails an den Düsseldorfer Wagenbauer. In einer wurde Tilly "Jude, Linker, Kommunist" genannt. "Ich wünsche dir alles Schlechte" schrieb ein übel gelaunter Mateusz, der auch riet: "Wenn du mal nach Polen kommst, was ich meinem Land nicht wünsche, weil eine solche Kreatur nicht würdig ist, polnische Erde zu betreten, pass auf!" Andere wiederum bedankten sich, man brauche kritische Stimmen gerade aus dem Ausland gegen Kaczynski.

(ujr)
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