Düsseldorf Kritik an Absage von Lucke-Diskussion

Düsseldorf · Entscheidung von Hochschule und Studenten löst kontroverse Reaktionen aus

Schon die Einladung des ehemaligen AfD-Vorsitzenden Bernd Lucke zu einer Podiumsdiskussion an der Heinrich-Heine-Universität hatte für eine Kontroverse gesorgt. Doch auch die Absage der für Dienstag geplanten Veranstaltung, "aus Gründen der Sicherheit", wie die Hochschule am Donnerstag mitteilte, hat kontroverse Reaktionen ausgelöst. Gerade an einer Hochschule sollte ein wissenschaftlicher Diskurs möglich sein und ermöglicht werden, findet Heinz-Josef Bontrup, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Westfälischen Hochschule, der am Dienstag ebenfalls auf dem Podium über die geplante Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP) sprechen sollte.

Nachdem er per E-Mail über die Absage wegen "massiver Drohungen" informiert worden sei, habe er um Details gebeten, jedoch keine erhalten. "Was waren das genau für Drohungen, und waren diese wirklich so bedrohlich?", frage sich der Wirtschaftsexperte.

Dass sich Hochschulleitung und Studentenvertreter gegen die Diskussion entschieden haben, sei "ein erbärmliches Zeichen für die Meinungsfreiheit, wie sie offenbar an der Universität Düsseldorf gepflegt wird", so Bernd Lucke, Vorsitzender der "Allianz für Fortschritt und Aufbruch" (Alfa), auf Facebook. "Wäre die Universität tatsächlich um die Sicherheit der Referenten und Organisatoren besorgt gewesen, so wäre die einzig richtige Antwort gewesen, mehr Sicherheitskräfte zu beauftragen. Die Absage richtet sich folglich gegen eine vermutet missliebige Meinung", meint Lucke.

Jeder Veranstalter müsse für sich die "schwierige Entscheidung" treffen, ob er angesichts von Sicherheitsrisiken eine Veranstaltung durchführt oder nicht, findet indes Gerhard Eschenbaum, stellvertretender Hauptgeschäftsführer und Leiter der Abteilung Außenwirtschaft der Industrie- und Handelskammer Düsseldorf, der ebenfalls als Redner eingeladen war.

Polizeisprecher Andreas Czogalla stellt klar, dass die Absage nicht, wie von der Hochschule mitgeteilt, "in Abstimmung mit der Polizei Düsseldorf" erfolgte: Die Polizei habe die Uni beziehungsweise die Sicherheitskräfte vor Ort über die polizeilichen Erkenntnisse informiert, dass aufgrund der angekündigten Teilnahme Luckes mit einer Störung der Veranstaltung von Personen "aus dem linken Spektrum" zu rechnen sei. Das sei aber auch "keine Überraschung". Die Uni sei in ihrer Entscheidung "autark" gewesen. Eine Bombendrohung konnte der Polizeisprecher nicht bestätigen. Die Hochschule wollte sich gestern nicht zu der Angelegenheit äußern.

(semi)
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