Düsseldorf Slipknot-Horror im ISS-Dome

Düsseldorf · 9000 Fans bejubelten die Metal-Band.

"Step inside and see the devil in I", bricht der Refrain los. Drei drohende Gitarrenakkorde beschwören die 9000 Zuschauer im ausverkauften ISS-Dome, dem Wahnsinn ins Auge zu blicken. Neun Personen stehen auf der Bühne, alle in schwarzen Overalls und mit Masken. Sie sind das Markenzeichen der 1995 gegründeten Metal-Band Slipknot, die in Düsseldorf eine Mischung aus Konzert und Horrorfilm aufführte.

Lange Stacheln ragen wie eingeschlagene Nägel aus dem Kopf eines Bandmitglieds, ein anderes trägt eine Maske, die an eine verzerrte Clownsfratze erinnert. Die Musiker spielen vor einer Leinwand, auf der Insekten, brennende Puppen und Ausschnitte aus einer Operation zu sehen sind. Slipknot überschreitet Grenzen, doch das ist es wohl auch, wofür das Publikum gekommen ist.´

Neben "The Devil in I" folgen noch weitere Lieder vom letzten Album ".5: The Gray Chapter". Mit "Duality" und "Dead Memories" spielt die Band ihre erfolgreichsten Titel, im Publikum bilden sich bald kleine Arenen, in denen Fans mit freiem Oberkörper miteinander rangeln. Das ratternde Schlagzeug, die stotternden Gitarren scheinen menschliche Urinstinkte zu wecken, die sich nun Bahn brechen.

Sänger Corey Taylor, dessen dämonische Maske wie ein falsch zusammengenähtes Gesicht aussieht, bewegt sich zwischen Growling (einer Art tiefem Brüllen) und seiner melodischen Stimme hin und her, lässt das Publikum in die Knie gehen und aufspringen. Links und rechts der Bühne fahren zwei manisch wirkende Perkussionisten auf Plattformen auf und ab und verrichten auf einer Reihe großer Trommeln ihr Werk. Sie klettern auf ihre Instrumente, jagen die anderen Musiker über die Bühne und bilden einen Kontrast zum Gitarristen, der mit einer totenkopfartigen Maske wie ein Fels inmitten des Ganzen steht. Einer Gewittermaschine gleich hämmert der Schlagzeuger, den sein Drumset wie ein Käfig umgibt, den Rhythmus dazu.

Der ist mal geradlinig, mal komplex. Die Musik pendelt zwischen irrsinnig schnellen Passagen und Pausen, die greifbar erscheinen. Für einen Moment werden die Monster auf der Bühne zu Menschen: Corey Taylor erinnert daran, dass Slipknot in Deutschland vor vielen anderen Ländern Akzeptanz in der Szene gefunden hatte. Dann dämmert es, dass hinter den Fratzen, kafkaesken Texten und der aggressiven Musik etwas lauert: der Wunsch nach Toleranz und einer Welt, der man mit Hässlichkeit keinen Spiegel mehr vorhalten kann.

(bur)
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