Düsseldorf Im Theater an der Kö werden Ehen gerettet

Düsseldorf · So richtig Lust haben sie nicht auf die Therapiestunde. Aber immerhin den Willen, ihre kriselnde Ehe zu retten. Auch wenn sie zunächst bloß giftige Pfeile abschießen. Da hakt sogar der abgebrühte Paar-Therapeut nach: "Sind Sie sicher, dass Sie zu mir wollen?"

Mit seinem Stück "Die Wunderübung" gelang dem österreichischen Autor Daniel Glattauer ("Gut gegen Nordwind") ein amüsantes Scharmützel, leichtfüßig inszeniert im "Theater an der Kö" von René Heinersdorff. Das Publikum ergötzt sich sofort am Ehezwist von Joana (Dana Golombek) und Valentin (Christoph M. Ohrt). Sie sticheln, fauchen, laden lange angestauten Frust ab. Der Therapeut (Hans-Martin Stier) beschwichtigt: "Allein, dass sie hier sitzen, beweist Verbundenheit." Dann beginnt er mit seinen Übungen, erzwingt Antworten, die das Paar nur widerstrebend geben will. Was schätzt der eine am anderen? Sein steifer Versuch: "Sie ist eine kluge, gebildete Frau. Historikerin. Tüchtig." Von Gefühlen keine Spur. Und was gefällt ihr an ihm? Ein wehmütiger Seufzer: "Er war temperamentvoll und witzig, hatte Stil und Geschmack. Damals, vor 17 Jahren."

Jetzt ein Rollentausch: Sie soll den Mann geben, er die Frau. Also spricht Valentin mit hoher, Joana mit tiefer Stimme, platzt aber bald heraus: "In seiner Haut zu stecken, deprimiert mich noch mehr." Auch die "Faustübung" scheitert. Den Kopf abschalten, nur dem Impuls folgen - dazu ist das Paar nicht in der Lage. Der Therapeut verordnet ihm und den Zuschauern eine Pause. Danach übergießt Valentin seine Frau mit Spott: "Ich habe sie genossen, die Abwesenheit von Worten in Form deiner Stimme." Alles wie vorher? Nein, etwas hat sich verändert. Warum wirkt der Therapeut auf einmal so verstört? Auf Drängen beichtet er mit tränenerstickter Stimme, seine Frau habe ihn soeben verlassen. Ehe-Aus per SMS. Nur ein Trick? Plötzlich wendet sich jedenfalls das Blatt. Mit Feuereifer verfolgen die Streithähne eine gemeinsame Missio - und vergessen darüber die eigenen Probleme. Einträchtig verlassen sie die Praxis, die nicht zufällig so altmodisch wirkt: Mathias Betyna hat in seinem Bühnenbild das Wiener Zimmer von Sigmund Freud kopiert. Dass es sich um ein löchriges Happyend handelt, dürfte jedem klar sein. Den Spaß schmälert es nicht. Trotz einiger bemühter Klischees (die Frau schiebt Migräne vor, der Mann hat eine Affäre ohne Bedeutung) bietet Glattauers Versuchslabor dank des glänzenden Schauspieler-Trios allerfeinste Unterhaltung. Überschwänglicher Beifall bei der Premiere.

"Die Wunderübung" bis zum 3. April im "Theater an der Kö". Karten: 0211 322333

(RP)
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