Festnahme Loverboy soll Frauen zur Prostitution gezwungen haben

Erst gewann er ihr Vertrauen, dann schickte er sie ins Bordell: Ein 35-jähriger Düsseldorfer steht im Verdacht, mindestens vier Frauen zur Prostitution gezwungen zu haben. Mit den Einnahmen finanzierte er sich einen luxuriösen Lebensstil.

 Mehrere Frauen soll der Mann zur Prostitution gezwungen haben. (Symbolbild)

Mehrere Frauen soll der Mann zur Prostitution gezwungen haben. (Symbolbild)

Foto: dpa

Teure Reisen. Einen schicken Daimler mit AMG-Ausstattung. Eine Eigentumswohnung in Meerbusch. All das und auch sonst einen luxuriösen Lebensstil soll sich ein 35-Jähriger türkischer Herkunft finanziert haben, indem er Frauen zwang, für ihn in Deutschland, der Schweiz und Frankreich anschaffen zu gehen.

Das sagen jedenfalls Polizei und Staatsanwaltschaft Düsseldorf bei einer gemeinsamen Pressekonferenz am Mittwoch in Düsseldorf. Bereits am 11. November 2016 verhafteten sie den Mann und seine Lebensgefährtin, eine 25-Jährige aus Köln. Seit Februar war die Ermittlungskommission Lido ihnen auf der Spur. Denn zum Jahreswechsel hatte sich eine der Frauen bei der Polizei gemeldet.

Ein mutmaßliches Opfer wehrt sich

Nach Angaben der Behörden ist diese Frau Mitte 20 und stammt ebenfalls aus Köln. Wie den anderen Opfern soll der mutmaßliche Täter ihr die große Liebe vorgegaukelt haben. Seine Masche laut Staatsanwaltschaft: Um die gemeinsame Zukunft zu finanzieren, solle sie sich prostituieren. Als sie das irgendwann nicht mehr wollte, soll der 35-Jährige unangenehm geworden sein: Er nahm ihr unter Androhung von Gewalt Handy und Rechner ab - nach Meinung der Staatsanwaltschaft, um Beweismittel gegen ihn zu vernichten. Und er drohte ihr, wenn sie nicht weiter anschaffen ginge, würde er ihre Eltern informieren.

Noch drei weitere Frauen zwischen 19 und 28 Jahren hat die Polizei inzwischen ermittelt, die auf diese Loverboy-Masche hereingefallen sind. Bis auf eine stammten sie alle "aus einem ganz normalen Umfeld", so ein Sprecher der Kriminalpolizei, und hatten keine Rotlichterfahrung.

Staatsanwalt Stefan Willkomm bereitet die Anklage gegen den Mann vor.

Staatsanwalt Stefan Willkomm bereitet die Anklage gegen den Mann vor.

Foto: Helene Pawlitzki

Alle vier mussten sich in Clubs in Süddeutschland und der Schweiz beziehungsweise in Wohnungsbordellen in Paris prostituieren - und das unter "heftigen Bedingungen", so die Kriminalpolizei, teils 14 Stunden am Stück ohne Pause. Ihre Ausgaben mussten die Frauen demnach minutiös dokumentieren und ansonsten jeden Euro abliefern - wenn nicht, soll es Schläge gegeben haben. Bis zu 30.000 Euro monatlich erwirtschafteten die Frauen laut Polizei, und das über mindestens zwei Jahre. Beaufsichtigt haben soll sie in Frankreich die eigentliche Lebensgefährtin des Mannes, die selbst auch Erfahrungen als Prostituierte habe.

Die beiden Festgenommenen befinden sich seit November in U-Haft. Anklagen will Staatsanwalt Stefan Willkomm den Mann wegen Zuhälterei, Körperverletzung, räuberischer Erpressung und schwerem Menschenhandel - letzteres Vergehen heißt im Strafgesetzbuch inzwischen Zwangsprostitution.

Mutmaßlicher Zuhälter presste den Frauen mehr als 500.000 Euro ab

Die Konten des Mannes, sein teures Auto, seine Eigentumswohnung und 10.000 Euro in Bar haben die Behörden inzwischen einkassiert - Vermögenswerte von etwa 200.000 Euro, so Willkomm. Das halte man aber nur für die Hälfte dessen, was der Mann durch die Taten eingenommen hat. Das beschlagnahmte Geld können die mutmaßlichen Opfer nach dem Strafprozess zivilrechtlich einklagen.

Die Behörden schließen nicht aus, dass noch weitere Frauen Opfer des Mannes wurden, der in der Mixed Martial Arts-Szene als Kämpfer und Manager bekannt sein soll. "Wir hoffen, dass noch weitere Frauen den Mut haben, sich bei uns zu melden", so der Polizeisprecher. Klar scheint bisher: Weder die Opfer noch das persönliche Umfeld des mutmaßlichen Täters haben geahnt, in welcher Weise er sich an anderen bereicherte.

(hpaw)
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