Radikaler Fotokünstler Mapplethorpe im NRW-Forum

Düsseldorf · Wer hat Angst vor Robert Mapplethorpe? Die Frage steht im Raum, denn niemand unter 16 Jahre darf alleine die Ausstellung des radikalen Fotokünstlers im NRW-Forum für Kultur und Wirtschaft besuchen.

Und das ist gut so. Denn unter den 150 Arbeiten des 1989 mit 42 Jahren an Aids gestorbenen Bad Boy der Fotografiegeschichte ist viel nackte Haut und unverhüllter Körper zu sehen, von Frauen wie von Männern in ungewohnt exzentrischen Posen.

Doch Angst ist unangebracht. Für Jugendliche werden Extraführungen angeboten, insbesondere für junge Besucher mit Migrationshintergrund. 16 Jahre ist Nana Sepehran alt, zuständig für die "Teen Tours". "Ich bin keine Kunsthistorikerin", sagt sie keck, "und ich habe einen ganz anderen Blickwinkel auf Kunst. Kunst gibt einem die tolle Möglichkeit, dem anstrengenden Alltag für ein paar Stunden zu entfliehen."

Robert Mapplethorpe war zeitlebens auf der Suche nach der perfekten Inszenierung. Ihn auf seine Nacktaufnahmen zu reduzieren, wäre schade. Wenn diese auch je nach subjektiver Befindlichkeit als anstößig empfunden werden können, so sind sie doch sinnlich und ästhetisch.

Der 1946 in New York geborene Arbeitersohn hatte erst nach seinem Studium der Kunstgeschichte zu seiner Berufung gefunden: "Ich fing an zu verstehen, dass Fotografie Kunst sein kann", ist von ihm als Zitat überliefert. Neben seinen eigenwilligen Sujets fand er seine Bildsprache. Er baute atmosphärische Räume für die Personen, die er ablichtete. Sie brachten sich in Pose, und er arrangierte um. Für ihn waren Menschen vor allem Objekte vor der Linse. Seine gierigen, Nähe erbittenden Blicke färben die präzisen Fotoarbeiten mit Melancholie, die nach Verzweiflung und Lebensunfähigkeit klingt.

Mapplethorpe ist ein Maler, genial im Umgang mit Licht und Schatten auf der Schwarz-Weiß-Palette. Er ist auch Bildhauer, der Körper nach Manier der griechischen Antike modelliert. Und Dokumentarist des Lebens in Höhen und Tiefen ist er zudem.

Seine Gefährtin, die Sängerin Patti Smith, hat er als Kindfrau, verschlafen im Bett, verhuscht mit Katze und mit immer anderen Gesichtern dokumentiert. Die Celebrities seiner Zeit haben bei ihm Schlange gestanden, um sich porträtieren zu lassen — eine edle Auslese zeigt die Düsseldorfer Schau.

Ob Porträt, Penis oder Blume — es ist alles dasselbe, hat der Meister gesagt. Es geht um Bildaufbau und Beleuchtung. Von allem ist genug und auch Erbauliches zu sehen.

Eine Auswahl der umstrittenen Bilder finden Sie hier.

(RP)
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