Restaurant-Tipp Schlemmen in einer Wohnküche

Düsseldorf · Linksrheinisch gibt es einen neuen Stecknadelkopf auf der kulinarischen Landkarte: Seit April kocht sich Anthony Sarpong in die Herzen seiner Gäste. Ein Besuch lohnt sich.

 Inhaber Anthony Sarpong (li) und Marwan Al-Hadithy präsentieren eine Auswahl ihrer Gerichte.

Inhaber Anthony Sarpong (li) und Marwan Al-Hadithy präsentieren eine Auswahl ihrer Gerichte.

Foto: Anne Orthen

Nahezu inflationär ist das Versprechen, mit dem moderne Küche gerne lockt: Essen als Erlebnis. Aber der Grat zwischen affigem Zirkus und ausgewogenem Gesamtkonzept ist schmal. Wie es ist, wenn ein Restaurant sein Versprechen einlöst, zeigt das "Anthony's" in Büderich. Mit der Eröffnung kam der Erfolg quasi über Nacht. Seither ergattert man dort einen Tisch nur selten ohne Reservierung. Und in der Tat, wer über die Schwelle des alten Klinkerhauses tritt, wird in vielerlei Hinsicht überrascht.

Gleich am Eingang fällt der Blick auf eine weiße Traumküche mit allen Schikanen, die nahtlos übergeht ins Lokal: Dort stehen Tische mit Antikholzplatten aus Indonesien und schwarze Vitra-Sessel . Das Ambiente ist modern, aber nicht kühl. Holz und Chrom wechseln sich gekonnt ab, und mit Sicht auf den offenen Kochplatz fühlt man sich wie bei Freunden in einer Wohnküche. Zugegebenermaßen wie in einer sehr großen und stylischen, aber durch Chefkoch Anthony Sarpong, der alle Gäste begrüßt, kommt schnell eine entspannte Stimmung auf. Generell ist dem Koch aus Ghana - der schon in diversen Sterne-Restaurants im In- und Ausland gearbeitet hat - daran gelegen, mit seinen Gästen in Kontakt zu kommen und ihnen mehr über gutes Essen zu vermitteln. So ist das "Anthony's" an ausgewählten Tagen auch Kochschule.

Die offene Küche der Profis ist durch eine große Glasscheibe einsehbar, dort kreiert Anthony samt Team seine Gerichte der international-gehobenen Küche. Alle zwei Wochen wechselt die Karte.

Die Entscheidung fällt auf ein "Vier-Gänge-Überraschungsmenü" (49 Euro) sowie eine Vorspeise "Pak Choi, Zucchini und Meeresfrüchte" (11,50 Euro) sowie "Anthony's Kalbsschnitzel mit Kartoffel-Gurkensalat und Preiselbeeren" (19 Euro). So prosaisch die Gerichte auf der Karte angekündigt werden, so fantasievoll ist die Präsentation auf dem Teller.

Die Meeresfrüchte-Vorspeise breitet sich wie ein Archipel auf dem türkisfarbenen Teller aus: Eine gelbe Zucchini, mit frischen Meeresfrüchten gefüllt, bildet den Grund, behutsam daraufgesetzt: ein dickes grünes Blatt Pak Choi, sozusagen als Dach. Umrundet wird diese Hauptinsel von allerlei kleinen Delikatessen, weiteren Meeresfrüchten oder einer süßen Zitronenjus. Auch die Hauptspeise des Menüs besticht durch die Optik: Die Languste ist ausgehöhlt und beherbergt geschmorte Pilze, hausgemachte Tagliarini und ganz oben, das komplette Langustenfleisch als Kopf der "Skulptur". Doch bei aller Kreativität: Die hochwertigen Zutaten werden nicht verbogen; es wird mit ihnen, nicht gegen sie gearbeitet. Daher wirken die Gerichte nie gekünstelt, sondern verbinden sich zu einer organischen Gesamtkomposition. Gleiches gilt für den Geschmack. Daher bleibt es auch für neugierige Gaumen angenehm abwechslungsreich. Selbst der "Klassiker" Kalbsschnitzel besticht durch einen besonders frisch-würzigen Kartoffelsalat mit kleinen Karotten, die Säure frischer Preiselbeeren sowie winzige Kleckse eines Süßkartoffel-Pürees, die für leichte Süße sorgen. Empfehlenswert, auch das Dessert: "Brandycake/Honig/Haselnuss" liest sich wieder puristisch - offenbart jedoch einen kulinarischen Mikrokosmos, der wirklich alle Geschmacksknospen kitzelt.

Bei all dem sieht man gerne nach, dass die Vorbereitung der Gerichte ihre Zeit braucht und auch der Service noch nicht ganz perfekt eingespielt ist. Wer zu "Anthony's" geht, sollte also etwas Zeit, aber auch Muße mitbringen.

Ananda Kordes

(RP)
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