Lokalsport Tänzer-Traum vom Halbfinale

Düsseldorf · Die Turniertänzer des TC Rot-Weiss, Sarah Ertmer und Dumitru Dogan, sehen sich bei der Einzel-Europameisterschaft in den Standardtänzen nicht in der Favoritenrolle. Sie sind Düsseldorfs Mannschaft des Jahres 2017.

Manchmal wundert sich Sarah Ertmer über sich und ihre Familie. "Meine Eltern sind eher nicht sportlich", erläutert die Turniertänzerin. "Und mein Bruder war ein erfolgreicher Ruderer. Das war früher immer ein kleiner Zweikampf zwischen uns: Wer wird als nächster Deutscher Meister, wer gewinnt den nächsten Wettkampf?" Sarah Ertmer hat mit ihrem Tanzpartner Dumitru Dogan (beide TC Rot-Weiss) den Familienwettstreit zuletzt um Längen gewonnen. In ihrer Spezialdisziplin über zehn Tänze dominierten sie die Konkurrenz, wurden innerhalb eines Jahres deutsche Meister, Europa- und Weltmeister.

Dafür wurden die beiden auch mit dem Titel Mannschaft des Jahres 2017 des Vereins Düsseldorfer Sportpresse geehrt. Und heute steht in Kopenhagen eine weitere Europameisterschaft an. Dabei sind die Erwartungen des Meisterpaares allerdings gedämpft. "Unser Ziel ist es, das Semifinale, also die Runde der letzten zwölf, zu erreichen. Dann wären wir schon zufrieden", sagt Dogan. Der Grund für die realistische Bescheidenheit ist, dass es sich um die Einzel-EM in den Standardtänzen handelt. Zwar ist der Lieblingstanz der Düsseldorfer, der Slowfox, mit im Programm, aber die insgesamt sieben Standardtänze sind den tänzerischen Vielseitigkeitsweltmeistern fast zu wenig.

Seit November 2008 tanzen Ertmer und Dogan zusammen. "Wir haben sofort gewusst, dass wir zusammen harmonieren. Aber Dumitru war damals schon Jugend-Weltmeister, und der moldawische Tanzsportverband wollte ihn nicht sofort freigeben. Man hat ihm erst einmal eine achtmonatige Sperre aufgebrummt", erinnert sich Ertmer. So konnte das künftige Traumpaar zunächst nur trainieren, trainieren, trainieren. Obwohl die beiden so einige Wettkämpfe verpassten, war es rückblickend gesehen gar nicht schlecht. "Wir mussten uns völlig neu organisieren. Für Dumitru war es ein neues Umfeld, eine neue Sprache. Für mich hieß es, von nationalen Meisterschaften den Aufstieg in die internationale Klasse zu schaffen", berichtet Ertmer. "Außerdem mussten wir alles selbst organisieren. Das brauchte Zeit."

Dogan, der studierte Sportlehrer, und Ertmer, die Studentin der medizinischen Biologie, halten sich aktuell mit Tanzunterricht über Wasser. Als Amateure erhalten sie trotz aller Erfolge keine riesigen Preisgelder. Dabei geht Tanzen auf diesem Niveau durchaus ins Geld. Choreographen, Trainer, Physiotherapie, Reisen verschlingen einiges. "Zum Glück haben wir Sponsoren für Dumitrus Frack und Trainingskleidung sowie für meine Turnierkleider", erklärt Ertmer. Bei den zehn Tänzen benötigt die Dame vier verschiedene Kleider, jedes bis zu 2000 Euro teuer. Besonders vor internationalen Meisterschaften wird es eng im Budget. Da können die beiden kaum Tanzstunden geben, weil das eigene Training mit siebenmal pro Woche bis zu vier Stunden im Vordergrund steht. So wie jetzt vor der EM in Kopenhagen.

"Meine Oma hat schon häufiger gefragt, warum wir denn so viel üben. Langsam müssten wir die Schritte doch können", erzählt Ertmer lächelnd. Da ist der Unterschied zwischen Gesellschaftstanz und knallhartem Leistungssport noch nicht in der ganzen Familie angekommen. Doch Sarah Ertmer wundert sich nicht mehr darüber.

(RP)
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