Staatsbesuch Der Schah und Farah Diba sagen Düsseldorf Hallo

Düsseldorf · Schah Mohammed Reza Pahlavi und seine Ehefrau Farah Diba machten auf ihrer fünftägigen Deutschlandreise einen Zwischenstopp in der Landeshauptstadt. Ministerpräsident Heinz Kühn hatte sie eingeladen. Ihr Besuch wurde flankiert von einem Großeinsatz der Polizei.

 Farah Diba bekommt von der kleinen Roswitha (6) in Düsseldorf Blumen und bedankt sich mit einem Lächeln.

Farah Diba bekommt von der kleinen Roswitha (6) in Düsseldorf Blumen und bedankt sich mit einem Lächeln.

Foto: Landesarchiv NRW

Schah Mohammed Reza Pahlavi und seine Ehefrau Farah Diba machten auf ihrer fünftägigen Deutschlandreise einen Zwischenstopp in der Landeshauptstadt. Ministerpräsident Heinz Kühn hatte sie eingeladen. Ihr Besuch wurde flankiert von einem Großeinsatz der Polizei.

Was für die neugierigen Zaungäste von diesem Tag 1967 in Erinnerung bleiben wird, ist ganz sicher die Tatsache, dass es sich bei dem Spektakel rund um die beiden Monarchen um einen formvollendeten Staatsbesuch handelte. Das Duo absolvierte ein recht straffes Programm: Farah Diba schaute sich am Vormittag mit der Ehefrau des Ministerpräsidentin, Marianne Kühn, Gemälde in Schloss Jägerhof an, Sitz der Kunstsammlung NRW. Ihr Gemahl musste sie zwischenzeitlich kurz verlassen, denn er nahm Termine in Duisburg wahr. Um 13 Uhr trafen sich die beiden in der Villa Horion, dem Amtssitz des Ministerpräsidenten, wieder.

 Eine Eskorte begleitet das berühmte Paar unter höchster Sicherheitsstufe durch die Stadt.

Eine Eskorte begleitet das berühmte Paar unter höchster Sicherheitsstufe durch die Stadt.

Foto: Stadtarchiv

Dort tauschen die Politiker ihre Gastgeschenke aus, bemerkenswerterweise warteten draußen wohl mehr Polizisten als Zuschauer. Nur einige hundert Schaulustige waren gekommen, viele Fähnchen flatterten alleine im Wind. Die Faszination für den Schah ist offenbar nicht mehr so stark wie früher. Vor zwölf Jahren noch hatten viele für den jungen Herrscher aus dem fernen Land und seine deutschstämmige Gattin Soraya geschwärmt. Aber von ihr hatte sich Reza Pahlavi 1958 scheiden lassen, weil die Ehe kinderlos geblieben ist.

Auch seine neue Frau, Farah Diba, wurde als Schönheit gepriesen. Dem Klatsch nach zu urteilen dürfte das nicht untertrieben sein, denn viele Gäste lobten Anmut und Antlitz der Schah-Gattin. In Sachen Optik schnitt Reza Pahlavi nicht ideal ab: Er selbst sei etwas alt geworden - dieses Fazit wehte der Flurfunk aus Bonn nach Düsseldorf. Dort war der Schah tags zuvor zum Empfang aufgeschlagen. Dazu kommt die politische Kritik. Das Protokoll achtet offenbar streng darauf, jede Erinnerung an die Ex-Gattin Soraya zu vermeiden, mit der er 1955 Station in Düsseldorf machte. Die lebt inzwischen wieder in Deutschland, befindet sich nach offizieller Auskunft aber auf Reisen.

 Menschen säumen die Innenstadt und erwarten neugierig das Eintreffen von Schah Reza Pahlavi und Farah Diba.

Menschen säumen die Innenstadt und erwarten neugierig das Eintreffen von Schah Reza Pahlavi und Farah Diba.

Foto: Stadtarchiv

Das Märchen des Tages durfte die sechsjährige Roswitha Meyer aus Oberkassel ausleben: Traurig stand das Kind vor der Villa Horion, weil sie der Kaiserin einen Wickenstrauß überreichen wollte. Ein Ehepaar nahm sie mit ins Innere, im Spiegelzimmer durfte sie dann Farah Diba die Blumen übergeben. Die ausgesuchten Fotografen hüllten sie in Blitzlichtgewitter, und die exklusiven Gäste waren sichtlich gerührt von diesem Zusammentreffen.

Auch sonst zeigte sich Düsseldorf von seiner schönsten Seite, politische Kontroversen sollten keine Rolle spielen. Öffentliche Gebäude waren mit Blumen geschmückt. Das kürzlich sanierte Schloss Benrath diente als Ort für das "Frühstück", wie die folgende Zusammenkunft trotz ihres Beginns um 13.45 Uhr genannt wurde. 40 Ehrengäste nahmen teil, darunter Minister, Oberbürgermeister Willi Becker und der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Landtag, Johannes Rau. Es gab ein Vier-Gänge-Menü mit Schildkrötensuppe, gefüllter Puterbrust und Orangenparfait. Die Regeln des Protokolls hatten alle Teilnehmer auf Waschzetteln erhalten: Der Schah ist mit "Kaiserliche Majestät" oder auf Französisch mit "Majesté" oder "Sire" anzureden. Protokollchefin Else Weigel überließ nichts dem Zufall: Ab einer ganz bestimmten Stelle, als der Schah an seinen Platz geführt wurde, sollte die Gäste ihm ihr Gesicht zuwenden.

Arne Lieb und Brigitte Pavetic

(RP)
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