Café Grenzenlos Düsseldorfs bester Koch geht

Düsseldorf · Es ist keine Kunst, mit viel Geld anständig zu kochen. Molière hat einmal gesagt: "Wer sein Handwerk versteht, der braucht wenig Geld und kocht trotzdem gut." Insofern geht mit Helmut Vogt nun wohl der beste Koch der Stadt in Rente.

 Esther Betz (l.), Walter Scheffler (hinten) und Marie-Agnes Strack-Zimmermann verabschieden Helmut Vogt (Mitte).

Esther Betz (l.), Walter Scheffler (hinten) und Marie-Agnes Strack-Zimmermann verabschieden Helmut Vogt (Mitte).

Foto: Andreas Endermann

Es ist keine Kunst, mit viel Geld anständig zu kochen. Molière hat einmal gesagt: "Wer sein Handwerk versteht, der braucht wenig Geld und kocht trotzdem gut." Insofern geht mit Helmut Vogt nun wohl der beste Koch der Stadt in Rente.

Täglich etwa 90 Essen hat er im Café Grenzenlos zubereitet. Menüs wohl gemerkt, das letzte gestern. Es gab Crevetten-Cocktail als Vorspeise, danach Fischfilet oder Hähnchenschnitzel mit Kartoffelsalat, oder als vegetarische Alternative gebackenen Camembert mit Preiselbeeren, Toast und Butter. Das Dessert bestand aus Roter Grütze mit Vanillesoße. Der Preis: Fünf Euro für Nicht-Bedürftige, 2,50 Euro für Bedürftige. Das Café ist eine soziale Einrichtung, die arme Menschen am gesellschaftlichen Leben teilhaben lassen will, und auch dank des guten Kochs inzwischen eine Institution in Düsseldorf.

Walter Scheffler war 20 Jahre lang Vogts Chef. Der Vorsitzende und Gründer des Trägervereins Grenzenlos kann sich nicht daran erinnern, dass Vogt einmal krank war in den vergangenen 20 Jahren. Das heißt, doch, da war mal was mit dem Rücken, da war er länger weg und ein anderer Koch sprang ein. Der andere Koch ist Andreas Prause, der praktischerweise nun auch Vogts Nachfolger wird. Abgeworben haben sie ihn aus Urdenbach. Es sind große Fußstapfen, in die der 35-Jährige tritt, denn es geht im Restaurant ja nicht nur ums Essen. Die Stimmung ist auch entscheidend. Vogt war beliebt bei den Gästen, beim Personal, bei den ehrenamtlichen Helfern und auch bei den Mitgliedern des Beirats, zu dem vor allem Prominente aus Wirtschaft und Politik zählen, darunter auch Esther Betz, die Vorsitzende der Anton-Betz-Stiftung der Rheinischen Post, und FDP-Chefin Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Der Grund: Vogt behandelte alle gleich. Ein bisschen spöttisch, ein bisschen grantig, aber mit viel Herz und Wärme. Scheffler wusste gleich, dass er gut zum Café Grenzenlos passen würde, als er vor 20 Jahren zum ersten Mal zur Arbeit kam.

Das Arbeitsamt hatte den ehemaligen Koch und Küchenmeister aus dem Breidenbacher Hof nach einer Reha-Maßnahme ("Rücken") in die Altstadt vermitteln wollen, doch da hatte der keine Lust drauf. "Da dachte ich, da verschenke ich mich lieber", sagt Vogt, und er fing bei dem sozialen Projekt an. Er steht nun noch einmal in seiner Küche, in der man sich gerade so drehen kann. Hier hat er auch die Buffets vorbereitet, wenn beispielsweise Feiern im Café Grenzenlos waren. Der Tagesbetrieb lief natürlich weiter. Frühstück und Mittagessen. Und das Buffet, einmal hat er 26 Stunden am Stück hier gezaubert. Vogt wird natürlich ein wenig wehmütig, wenn er erzählt, doch inzwischen hat er dieses Wort "Rente" akzeptiert, sagt er. "Leicht war das am Anfang aber nicht und um ehrlich zu sein, meine Ärztin freut sich mehr über meinen Ruhestand als ich." 48 Jahre hat Vogt als Koch gearbeitet, zuletzt konnte er die Arbeit wegen seiner Bandscheibe nur noch mit Schmerztabletten bewältigen. Nun will er in ein Sportstudio gehen, sich wieder fitmachen lassen. Er ist bei den Schützen, "mir wird nicht langweilig", sagt er.

"Gott sei dank gehst du jetzt in Pension, du hast es wirklich verdient", sagt Walter Scheffler in seiner Abschiedsrede. Vogt bekommt ein Buch mit Fotos aus den letzten 20 Jahren, das Café ist gut gefüllt mit Freunden des Hauses, mit Gästen, mit Unterstützern, mit Nachbarn. "Meine Chefs unter Kontrolle zu haben, war manchmal ein bisschen schwierig", sagt Vogt. Dann schaut er in die Runde, lächelt, "Ja. Mehr nicht", sagt er noch.

Torsten Thissen

(RP)
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