Benrath Weiden-Fans müssen sich gedulden

Benrath · Ein Jahr nach "Ela" möchten die Benrather ihre Trauerweide zurück haben. Doch ein Gutachten lässt auf sich warten. 12 000 Euro sind bereits als Spenden eingegangen.

Ein Jahr ist es am Dienstag her, dass der Pfingstorkan "Ela" wütete und den Lieblingsbaum der Benrather zerstörte: die Trauerweide auf der Insel des Schlossweihers.

Ungeduldig warten die Bürger auf eine Entscheidung. "Die Benrather stellen bei mir immer neue Anfragen", sagt Michael Schaar, der sich mit seiner Spendenaktion für die Bepflanzung einer Trauerweide einsetzt. Doch es gibt auch Befürworter für eine Doppelbepflanzung vor Weide und Pappel - denn dieses Ensemble hat bis Anfang der 50er Jahre auf der Insel gestanden.

"Ich weiß gar nicht, was ich den Leuten sagen soll", meint Schaar. Er hat zahlreiche Geldspenden bekommen, aber nur zwei Benrathern eine Spendenquittung überreicht. "Es waren viele kleine Beträge" sagt Schaar und ergänzt: "Kleinvieh mach auch Mist". Aber wie soll er den Leuten das Geld zurückgeben, wenn die Entscheidung auch für eine Pappel fällt. Noch hat Schaar dafür keine Lösung gefunden.

Auch der Nabu will nach Informationen der Rheinischen Post seine Spende bei einer möglichen Pappel-Pflanzung zurück ziehen. Marianne Holle, Vorsitzende der Heimatgemeinschaft Benrath, wundern diese Reaktionen nicht: "Wir haben mit Silke Wiebrock vom Gartenamt intensiv verhandelt. Unser Ziel ist es nach wie vor, dass nur eine neue Weide, keine Pappel aufgestellt wird." Zu genau sollen die Entscheider die Historie der Insel nicht nehmen, sagt sie: "Ganz ursprünglich gab es sie nämlich gar nichts. Demnach müsste die Insel ganz weg." Eine Pappel wollen sie und ihre Mitstreiter dort auf keinen Fall. "Pappeln sind relativ anfällig, sie würde vielleicht dem nächsten Sturm zum Opfer fallen."

Wie es mit der Insel auf dem Schlossweiher weitergehen wird, steht noch nicht fest. Ursprünglich war eine Entscheidung bis zu den Sommerferien geplant, doch daraus wird wohl nichts. Die Stadt hat ein Gutachten in Auftrag geben, dessen Ergebnis voraussichtlich erst im Herbst der Öffentlichkeit vorgestellt wird.

"Es ist noch nichts entschieden. Es werden alle Fakten gesammelt, auch pro- und contra Pappel. Da das Thema große Diskussionen ausgelöst hat, wird alles ganz genau geprüft", erklärt Silke Wiebrock vom Gartenamt.

Auch wenn der Sturm inzwischen ein Jahr her ist - vergessen haben die Benrather die Weide noch lange nicht. "Wir haben demnächst Mitgliederversammlung. Auch dann wird die Neugestaltung der Insel wieder ein Thema sein", sagt Marianne Holle. "Für mich ist das Heimatpolitik."

Die Spendengelder liegen vorerst auf Eis. Rund 12 000 haben verschiedene Vereine und Initiativen gesammelt. Eine große Trauerweide mit einem zwei Meter hohen Stamm würde nach Angabe einer Baumschule etwa 600 Euro kosten. Doch mit diesen Kosten ist es nicht getan: "Wir müssen das Gutachten abwarten, aber ich gehe derzeit davon aus, dass die Wurzeln der alten Weide noch im Erdreich stecken und entfernt werden müssen. Vielleicht muss die ganze Insel erneuert werden", erklärt Schaar. Außerdem sei es eine logistische Herausforderung, den Baum - etwa mit einem Kranwagen - auf die Insel zu bringen. Diese Kosten würden die reinen Anschaffungskosten für die Weide bei Weitem übersteigen. "Weiter planen lässt sich das alles erst, wenn eine Entscheidung gefallen ist", sagt Marianne Holle.

(arm)
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