Mörsenbroich Viel Kritik an der Verkehrsplanung

Mörsenbroich · Mobile Redaktion der RP führte in der Gartenstadt Reitzenstein Gegner und Befürworter einer Abbindung zusammen.

 Großer Andrang herrschte am Samstag bei der Mobilen Redaktion der Rheinischen Post im Neubaugebiet Reitzenstein.

Großer Andrang herrschte am Samstag bei der Mobilen Redaktion der Rheinischen Post im Neubaugebiet Reitzenstein.

Foto: Andreas Endermann

In der Gartenstadt Reitzenstein haben 3000 Menschen ein neues Zuhause gefunden. Für diese vielen Bewohner soll es künftig nur noch eine Ein- und Ausfahrt über die Lenaustraße geben, denn die jetzt noch offene Zufahrt über die Ludwig-Straße soll künftig abgepollert werden. Das wurde vor Baubeginn den dortigen Bewohnern zugesagt. Die Nachbarn in der Gartenstadt sind größtenteils davon nicht begeistert. "Das ist eine Fehlplanung und wird für Schleichverkehr in unseren Wohnstraßen führen", sagt Frank Billing. Wie rund 100 andere Bewohner der Gartenstadt und der Ludwig-Beck-Straße ist er am Samstag zur Mobilen Redaktion der Rheinischen Post gekommen, um dort über die Verkehrsplanung zu sprechen und mit den Mitgliedern der Bezirksvertretung 6 zu diskutieren.

Dabei wurde deutlich, dass beide Parteien dasselbe Ziel verfolgen, nämlich möglichst den Verkehr in ihren Straßen gering zu halten. Wie das aber geschehen soll und welche Bereiche dann Priorität genießen, darüber herrschten zum Teil recht kontroverse Ansichten. "In unserer Straße spielen Kinder, und es kann doch nicht sein, dass dort dann der Durchgangsverkehr durchführt", sagt Thorsten Hellwig. Er ist einer der Bewohner der kleinen Wohnstraße Zur Weide. Diese wird in einer Schleife geführt, die es erlauben würde, die abgepollerte Sperrung zu umfahren.

Vorgeschlagen wird beispielsweise, die Straße Zur alten Kaserne, die Hauptachse durch das Wohngebiet, die auch zur Ludwig-Beck-Straße führt, für Autofahrer, die nicht im Gebiet wohnen, als Schleichweg unattraktiv zu gestalten, damit diese dem Areal fern bleiben. "Das könnte beispielsweise mit einer Ampel oder durch eine Verengung der Straße geschehen", sagt Lars Benkwitz. Bodenwellen oder versetzt aufgestellte Blumenkübel könnte sich Lukas Specht als Lösung vorstellen. Petra Schüßler wünscht sich Tempo 30, Igor Ilievski plädiert gar für eine Tempo-10-Regelung. Er ist darüber hinaus für eine aktuelle Verkehrszählung, die Zahlen von 2007 seien nicht mehr aussagekräftig. "Erst die Poller aufstellen und dann zählen, wäre doch Schwachsinn." Gunnar Elbers ist überzeugt, dass eine solche Zählung ergeben würde, dass gar nicht so viel Schleichverkehr im Viertel vorkomme, die Autofahrer vielmehr zum Großteil auch wirklich hier wohnen würden. Nicht nachvollziehen kann Claudia Specht das Argument der Anwohner der Ludwig-Beck-Straße, ihr Grundstück verliere an Wert. "Das Gegenteil ist durch die Neubauten, die neue Infrastruktur und nicht zuletzt den neuen Rewe-Supermarkt der Fall."

Die Bewohner der Ludwig-Beck-Straße beklagen jetzt schon eine starke Zunahme des Verkehrs in ihrer Straße, die bis zum Baubeginn der Gartenstadt eine ruhige Sackgasse war. "Die Situation hat sich verschlechtert und hier sollen auch noch neue Wohnungen gebaut werden. Das reicht an Belastung", sagt Herbert Schrudder. Auch Bewohner der Gartenstadt sehen die Forderung ihrer Nachbarn teilweise kritisch. Ingo Schwarz: "Die Leute, die hierhin gezogen sind, wussten von der Verkehrsplanung. Die Abpollerung wurde im städtebaulichen Vertrag festgelegt und ist somit geltendes Recht." Klaus Winter glaubt nicht, dass Autofahrer nach einer Sperrung über die Straße Zur Weide fahren würden: "Die ist so eng, da passen keine zwei Autos aneinander vorbei. Wer das einmal gemacht hat, macht es kein zweites Mal."

Einig waren sich nachher beide Parteien zumindest in einem Punkt: Es war gut, mal miteinander, statt nur übereinander gesprochen zu haben.

(RP)
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