Niederkassel Jungschützen seit 125 Jahren

Niederkassel · Die Niederkasseler Schützenbruderschaft wurde 1890 gegründet. Mit 58 Mitgliedern und drei Kompanien starteten sie in die Zukunft. Heute gibt es neun Gesellschaften plus Tambour- und Pagencorps.

 Die Dorfjugend Anfang des 20. Jahrhunderts war stolz, beim Schützenfest mitzumachen. Die ernsten Mienen verraten, was für einen hohen Stellenwert das jährliche Fest im Dorf hatte.

Die Dorfjugend Anfang des 20. Jahrhunderts war stolz, beim Schützenfest mitzumachen. Die ernsten Mienen verraten, was für einen hohen Stellenwert das jährliche Fest im Dorf hatte.

Foto: Schützenverein

Festzüge, Paraden, Königs- und Krönungsbälle - das gehört zum normalen Ablauf eines Schützenfestes. Wenn aber ein großes Jubiläum gefeiert wird, dann ticken die Uhren ein bisschen anders. So wie in diesem Jahr bei den Niederkasseler Schützen, die ihren 125. Vereinsgeburtstag feiern und deshalb ihrem Schützenfest ein paar Glanzlichter aufsetzen. "Der Umzug am Sonntag, 9. August, wird besonders festlich gestaltet", sagt der Zweite Chef, Thomas Damm. "Wir haben ein Bataillon mehr mit dem Tambourcorps Flehe und dem Musikverein Dünschede aus dem Sauerland. Alle linksrheinischen Schützenvereine schicken Abordnungen. Insgesamt werden etwa 250 Schützen und 13 Musikgruppen zur Parade aufziehen, die sich auf der Niederkasseler Straße vor dem Wohnhaus des Jubiläumskönigspaares, Iris und Christoph Hüttemann, abspielen wird.

Bei einem so großen Schützenaufgebot ist abzusehen, dass der Platz auf der Niederkasseler Straße nicht ausreichen wird. Damm: "Deshalb macht der Zug in diesem Jahr einen Bogen und zieht auch durch Alt-Niederkassel, um dann auf den Paradeplatz zurückzukehren." Wenn er dann kurzfristig den Blicken der harrenden Zaungäste entschwunden ist, hält Christian Zeelen von Center TV und Düsseldorfs Karnevalsprinz sie bei Laune. "Er übernimmt die Moderation", freut sich Damm, der Zeelen von vielen Begegnungen im Karneval kennt. Denn Damm und seine Frau Britta waren das Tonnenbauernpaar der vergangenen Session. Ein Schütze Tonnenbauer? Eigentlich nichts Besonderes, denn ein Schütze ist im "Dorf" schon immer auch ein Karnevalist gewesen. Denn ohne die Schützen würde es die Tonnengarde wohl nicht geben.

Aber der Reihe nach: Vor 125 Jahren, am 7. September 1890 gründeten zehn respektable Herren, die im Dorf den Ton angaben, in der Wirtschaft Eicker, unterstützt vom damaligen Heerdter Bürgermeister Josef Spickenheuer, den Verein "Sankt Sebastianus Schützenverein zu Niederkassel". 58 Bürger erklärten ihren Beitritt, drei Kompanien wurden gebildet. Erster Präsident wurde Josef Schmitz. Unter den Gründungsmitgliedern fällt ein Name auf, der auch beim urigen Spaß des Tonnenrennens eine tragende Rolle spielte: Karl Dahners vom Käshof. Er war es, der 1887 oder auch früher die Dorfjugend animierte, mit Karre und Jauchefass ums Dorf zu rennen. Dem Sieger winkten drei Thaler. Was wenige wissen: Bis in die 1950er Jahre wurde das Tonnenrennen von den Niederkasseler Schützen organisiert.

Vieles hat sich seitdem verändert. Nicht nur, weil es nun einen Karneval- und Schützenverein in Niederkassel gibt. Vielmehr ist aus der alten Schützengemeinschaft, die einst mit Frack und Zylinder auftrat und einen hohen Stellenwert hatte, ein moderner Verein geworden, dem der Nachwuchs nicht etwa die Tür einrennt. So hat sich die älteste Kompanie, die 1. Jäger, im vergangenen Jahr aufgelöst. Grund zur Sorge besteht trotzdem nicht, denn elf Gesellschaften halten den Verein zusammen. "Erfreulich ist, dass wir 30 Pagen haben", sagt Damm. "Allerdings laufen die Kinder lieber in der großen Kompanie bei den Papas und in Uniform mit." Deshalb sei es angebracht, mehr in die Kompanien zu investieren. "Bei den Jungschützen haben wir wieder eine Basis von etwa 19 Mitgliedern." Wellen habe es immer gegeben, "einige Mitglieder sind nicht mehr da, andere dazugekommen", so Damm. Denn viel spreche dafür, bei den Schützen mitzumachen. "Zusammenhalt und Gemeinschaft sind ausgeprägt, jeder kennt jeden, hilft sich untereinander, kümmert sich um Kranke, Kinder und Witwen." Eine große genrationsübergreifende Familie, die anders als in den ersten 100 Jahren, in denen ausschließlich Niederkasseler im Verein waren, heute auch Mitglieder aus anderen Städten aufnimmt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort