Rath Das Krabbel-Café in Rath

Rath · Alle zwei Wochen treffen sich Mütter mit ihren Kleinkindern beim "Babycafé" im Rather Familienzentrum. Während die Kleinen krabbeln und spielen, tauschen sich die Mütter aus oder holen sich von Hebamme Birgit Wurzler Rat.

 Die kleine Serra hat ihren Spaß dabei, die Welt zu erkunden.

Die kleine Serra hat ihren Spaß dabei, die Welt zu erkunden.

Foto: Andreas Endermann

Wer sein erstes Kind bekommt, kennt das Gefühl der Unsicherheit nur zu gut: Schläft mein Baby genug, schläft es zu viel? Was darf es schon essen, womit sollte ich besser noch warten? Wann sollte es anfangen, zu sitzen, ab welchem Alter krabbeln und laufen? Wenn Verwandte, Freunde und das Internet nicht mehr weiterhelfen können, haben die Mütter beim Babycafé in Rath einen Ort, in dem sie professionelle Tipps, guten Rat und vor allem andere Mütter finden, die genau dieselben Sorgen haben wie sie - und die sich genauso über jede Neuigkeit in der Entwicklung ihrer Babys freuen.

Als Jana Mielke zum ersten Mal mit ihrer kleinen Estelle zum Babycafé kam, war es für das mittlerweile sechs Monate alte Kind das erste Mal, dass es anderen Babys begegnete. "Da hat sie erst einmal gegrunzt, was auch immer das heißen mag", sagt die 19-Jährige, und lacht. Estelle hält sie im Arm, das kleine Mädchen hat gerade sein Mittag bekommen und ist ruhig, gibt nur ab und zu einen kleinen Ton von sich. Wesentlich aktiver ist Serra, die sieben Monate alte Tochter von Nur Ünlü. Sie krabbelt und rollt sich auf der weichen, aus großen bunten Puzzleteilen bestehenden Sitzmatte herum, schaut hochkonzentriert, ehe sie einen der mit raschelnden Blättern gefüllten Bälle herumwirft oder kräftig an den Socken der Sitzenden zerrt.

Ihre Mutter kam zum Babycafé, nachdem sie schon vorher an einem Schwangerschafts-Rückbildungskurs des ASG-Bildungsforums teilgenommen hat. Der 30-Jährigen liegt viel daran, sich mit anderen Müttern auszutauschen, aber auch die professionelle Meinung von Birgit Wurzler, der Leiterin des Babycafés, zu hören: "Mich interessieren die Themen Beikost, Stillen und Entwicklung", sagt Ünlü.

Genau das ist der Fachbereich Wurzlers, die beim 14-tägigen Babycafé das gemütliche Miteinander fördern will, aber auch fachlicher Ansprechpartner sein will. Die 38-jährige Hebamme und Mutter eines dreijährigen Sohnes weiß, wie frustrierend es sein kann, sich über Babynahrung und Schlafhaltungen beinahe täglich neu informieren zu können. Mal habe es geheißen, Kinder dürften nicht auf dem Bauch schlafen, dann wieder nicht auf der Seite. Nüsse sollen einst mordsgefährlich gewesen sein, jetzt würden sie als Babynahrung empfohlen: "Die Richtlinien ändern sich alle paar Jahre", sagt Wurzler. Dabei blieben die wichtigen "Grundregeln" immer gleich.

Wer sich vor allem im Internet informiere, fände immer wieder neue Regeln, Warnungen, variierende und nicht selten widersprüchliche Tipps zur Erziehung, Ernährung und zum Bewältigen des Eltern-Alltags. "Man macht sich damit noch mehr verrückt", sagt Marina Kuypers. Wenn die 24-Jährige etwas genau wissen will, fragt sie Wurzler beim nächsten Babycafé. Seit mehr als zwei Monaten komme sie schon mit der jetzt sieben Monate alten Leonie. Die sei zwar eher zurückhaltend was die anderen Kinder angeht, dennoch ist ihrer Mutter wichtig, dass sie in Kontakt zu gleichaltrigen Babys kommt.

Von einem halben bis einem Jahr reiche das Alter der Kinder, eines könne auch schon laufen und fahre kräftig mit dem Bobbycar im Raum umher. Ursprünglich hatte sich die Gruppe morgens getroffen, die frühe Nachmittagszeit kam bei den Teilnehmern jedoch besser an. Einigen Müttern ginge es manchmal auch nur darum, einmal unter Gleichgesinnten ein bisschen Dampf abzulassen, zu erzählen, wie schwierig es ist, sein Kind zum Schlafen zu bringen und sich selbst daran zu gewöhnen, dass Babys noch keinen Tag-Nacht-Rhythmus hätten: "Es ist ein offenes Café, hier können die Mütter ungehemmt sagen, wie es ihnen geht, und wie ihr Alltag als Mama ist."

(bur)
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