Düsseldorf Start-ups: Von Berlin lernen

Düsseldorf · Die Kanzlei Orrick ist auch spezialisiert auf Start-ups und Risikokapital. Sie hat für die RP analysiert, wie gut Düsseldorfs Gründerszene aufgestellt ist und vergleicht die Region mit Berlin. Düsseldorf kann von der Hauptstadt viel lernen.

 Trivago ist die erfolgreichste Düsseldorfer Neugründung. Das Internet-Reiseportal hat heute mehrere hundert Mitarbeiter.

Trivago ist die erfolgreichste Düsseldorfer Neugründung. Das Internet-Reiseportal hat heute mehrere hundert Mitarbeiter.

Foto: Andreas Endermann

Berlin ist nicht nur politisch, sondern auch in Sachen Start-ups unbestritten Deutschlands Hauptstadt. Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) hat sich bereits im Wahlkampf auf die Fahnen geschrieben, die NRW-Landeshauptstadt ebenfalls zu einer Gründermetropole zu machen.

Die RP hat mit den beiden Anwälten der Kanzlei Orrick Herrington & Sutcliffe, Sven Greulich und Albrecht von Breitenbuch analysiert, wo Düsseldorf und die Region von Berlin lernen kann, und wo das Rheinland schon heute gut aufgestellt ist. Beide Anwälte sind im Geschäft mit Firmenübernahmen und Risikokapital tätig. Greulich hat sein Büro in Düsseldorf, von Breitenbuch seines in Berlin.

 Oliver Samwer, einer drei Brüder, die Rocket Internet in Berlin gründeten. Dazu gehört auch das Schuhversandportal Zalando.

Oliver Samwer, einer drei Brüder, die Rocket Internet in Berlin gründeten. Dazu gehört auch das Schuhversandportal Zalando.

Foto: dpa

Herausragende Start-ups Berlin ist die geschäftliche Heimat der Samwer-Brüder, die mit ihrer Firma Rocket Internet zu den schillerndsten und erfolgreichsten Figuren der Gründerszene gehören. Seit über zehn Jahren betätigen sich die drei Brüder neben ihren eigenen Gründungen auch als Risikokapitalgeber für Unternehmensgründungen im Internet und im Telekombereich. Zu den Beteiligungen von Rocket Internet oder ihres European Founders Fund gehören unter anderem der Möbelversand Home24, die Westwing Home & Living GmbH und das inzwischen börsennotierte Online-Schuhhaus Zalando. Die Samwers prägen die Szene der Berliner Gründer, gelten als große Vorbilder und investieren dort viel Geld in Start-ups. Verstecken muss sich die Metropolregion Düsseldorf in dem Bereich aber nicht. Denn das Düsseldorfer Internet-Reiseportal Trivago ist ebenfalls ein Start-up gewesen und hat heute viele Hundert Mitarbeiter und ist profitabel. Es wurde von Rolf Schrömgens, Malte Siewert und Peter Vinnemeier gegründet. Alle drei haben einen Bezug zu Düsseldorf. Ein anderes starkes Düsseldorfer Start-up ist Auxmoney, das größte deutsche Portal für die Kreditvergabe von Privaten an Private.

Kapital-Geber "Da es in Berlin schon lange eine intensive Gründertätigkeit gibt, ist auch der Blick der potenziellen Risikokapitalgeber stark auf die dortige Szene gerichtet", sagt Anwalt von Breitenbuch. Genau das sei noch ein Manko in Düsseldorf, meint sein Kollege Greulich. "Es muss ein Hauptaugenmerk der Gründerarbeit werden, die Gründer und die Kapitalgeber am Rhein zusammenzubringen. Das gilt nicht nur für große Venture Capital Fonds, sondern auch für die zahlreichen Family Offices in der Region, die sich zunehmend Start-ups öffnen. Zudem gibt es durch diverse Mittelständler an Rhein und Ruhr grundsätzlich ein großes Potenzial an Corporate Venture Capital und interessanten Kooperationsmöglichkeiten für junge Unternehmen", sagt Greulich.

Unterschiede Laut den Orrick-Experten sind diese groß: Berlin ist eine 3,5-Millionen-Metropole ohne Umland. Düsseldorf selbst ist dagegen natürlich eher klein. "Allerdings darf man bei der Gründerbetrachtung nicht immer an den Stadtgrenzen aufhören", sagt Greulich. Nach seiner Auffassung ist das das größte Manko in diesem Bereich. Für Investoren sei es schwer verständlich, wie weit gefühlt die Städte Köln, Düsseldorf oder Dortmund auseinanderliegen. "Nur durch eine Intensivierung der Zusammenarbeit der Städte an der Rheinschiene und des Ruhrgebiets kann hier eine Gründerregion entstehen", sagt Greulich.

Stärken "Berlins Stärken sind vor allem, dass eine riesige Menge von innovativen Start-ups etwa in bestimmten Stadtteilen wie Mitte oder Kreuzberg auf nur drei Quadratkilometern zusammen sitzen", sagt Anwalt von Breitenbuch. In Düsseldorf fehle eine Szene dieser Größenordnung, unter anderem auch, weil die Landeshauptstadt und ihre Nachbarn Köln oder die Städte des Ruhrgebiets sich zu wenig austauschen. "Die Gegend ist mit ihren vielen Mittelständlern insbesondere auch für Start-ups im B2B-Bereich sehr interessant, der Markt potenzieller Kunden und Kooperationspartner ist riesig", sagt Greulich. Es müsse über Grenzen hinweg gedacht werden. "Ein großes Potenzial bieten auch die vielen hoch qualifizierten Düsseldorfer Uni-Absolventen, besonders aus den kaufmännischen Fakultäten. In Köln und Dortmund werden gute Informatiker ausgebildet, und in Aachen mit die besten Ingenieure. Diese Menschen müssen zusammengebracht werden."

Nachteile Verglichen mit Berlin ist Düsseldorf teuer. Allein die Kosten für Wohnen liegen am Rhein deutlich über den Preisen in der Hauptstadt. Bei Büromieten ist es ähnlich.

(RP)
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