Düsseldorfer Stadtteil-Porträt Unterbilk: Jugendlich und aufstrebend

Düsseldorf · Wer glaubt, Hongkong oder Singapur sei dicht besiedelt, der war noch nicht in Unterbilk. Knapp 11 000 Menschen leben hier im Durchschnitt auf einem Quadratkilometer das ist eine fast doppelt so dichte Besiedlung wie in den beiden asiatischen Metropolen.

Mittsommer-Bummel in Unterbilk 2012
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Mittsommer-Bummel in Unterbilk 2012

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Unterbilk bildete lange Zeit eine Einheit mit dem benachbarten Stadtteil Bilk. Das reicht so weit, dass sich viele Unterbilker noch heute als Bilker bezeichnen. Der Begriff Unterbilk für das Gebiet zwischen Hafen und Friedrichstraße bildete sich erst heraus, als Ende der 1860er Jahre die Eisenbahnlinie nach Neuss gebaut wurde.

So bildet die S-Bahn-Linie bis heute die Grenze zwischen Bilk und Unterbilk, das in alten Karten auch als Niederbilk bezeichnet wird. Wie eng Bilk und Unterbilk zusammengehören, zeigen einige Kuriositäten, so liegt etwa das Stadtteilzentrum Bilk - also das im Volksmund als "Bilker Arcaden" bezeichnete Einkaufszentrum - streng genommen in Unterbilk. Und die "Bilker Kirche" bildet sogar das gefühlte Zentrum Unterbilks. Der Stadtteil hat einen gewaltigen Wandel hinter sich. Im Zeitalter der Industrialisierung kamen viele Papierfabriken nach Bilk.

Der Hafen an der Lausward wurde ebenfalls zu einem wirtschaftlichen Zentrum. Und die Arbeiter wohnten in direkter Nachbarschaft - in Unterbilk. In den vergangenen 30 Jahren aber wurde die Industrie aus der Innenstadt verdrängt. Große Teile des Hafens wurden zum Medienzentrum. Und auch nach Unterbilk kamen vor allem Dienstleistungsunternehmen. In die RWI-Bauten zogen zahlreiche Firmen ein.

Und dadurch, dass die Ministerien der Landeshauptstadt die Nähe zum Landtag suchten, kamen auch viele öffentliche Gebäude nach Unterbilk. Das markanteste ist sicher das Stadttor. Von dort aus regiert Ministerpräsidentin Hannelore Kraft das Land Nordrhein-Westfalen.

Den Wendepunkt in der Geschichte bildete der Bau des Rheinufertunnels. Seither wurde aus dem einstigen Arbeiterviertel in großer Geschwindigkeit zunächst ein Studentenviertel. Die Zahl der Kneipen für junge Leute wuchs - und die meisten der Bars sind bis heute geblieben.

Das ist keineswegs selbstverständlich, denn die Studenten sind zum Teil wieder verschwunden. Der Grund: Unterbilk ist in den vergangenen Jahren was die Mieten angeht immer teurer und teurer geworden, allein im vergangenen Jahr stiegen die Kaltmieten um mehr als fünf Prozent. Viele Altbauten wurden aufwendig restauriert, und wenn eine Wohnung nicht gerade winzig ist, ist sie für Studenten kaum noch erschwinglich.

Daher folgten junge Berufstätige, mit oft gehobenem Einkommen. Heute leben auch viele junge Familien in Unterbilk. Gentrifizierung nennen Wissenschaftler einen solchen Prozess, wenn ähnlich wie in Berlin-Prenzlauer Berg in kurzer Zeit aus einem eher schmuddeligen Arbeiter- ein teures Szeneviertel wird. Einkaufszentrum Unterbilks ist der Bereich um die Lorettostraße. Seit über die von Bäumen bestandene Mini-Allee keine Straßenbahnen mehr rattern, entstand hier eine bunte Mischung aus kleinen Geschäften und schönen Cafés.

Die renovierten Häuser im Stil der Gründerzeit ließen die Lorettostraße zu einer der schönsten in Düsseldorf werden. Die stilvolle Alternative zum Ausgehen auf der Ratinger Straße in der Altstadt ist der Bereich um die Bilker Kirche. Die Kneipe "Seifenhorst" etwa hat für viele Kultcharakter. Sie ist im Stil der Drogerie gehalten, die in den1950er Jahren dort eröffnet wurde. Gegenüber ist die Bar Frida, wer es traditioneller liebt, geht zum "Fuchs im Hoffmanns", ein traditionelles Düsseldorfer Lokal mit einem Saal, in dem etwa der Karnevalsverein "Die Düsselnarren" alljährlich die letzte Karnevalssitzung der Session am Aschermittwoch abhält.

Ein dörfliches Idyll in der Großstadt ist der Markt auf dem Friedensplätzchen. Zweimal in der Woche verkaufen Händler aus der Region auf dem Wochenmarkt in Unterbilk ihre Produkte. Er ist ein Stück Behaglichkeit im hektischen Alltag. Wer übrigens Unterbilk besuchen möchte, der sollte auf eines am Besten verzichten: sein Auto. Es grenzt an das berühmte "Ding der Unmöglichkeit" in den Straßen und Gassen Unterbilks einen Parkplatz zu finden. Aber von der Altstadt ist der Stadtteil ja ohnehin nur ein paar Minuten Fußweg am Rhein entlang entfernt.

(rl)
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