Serie Mein Verein Vom Zauber der Gospel-Musik

Düsseldorf · Der Chor "Sweet Chariot" ist eine Hommage an Spirituals und Gospel-Songs. Morgen geben die Sänger ein Benefiz-Konzert.

 Die rund 80 Sänger im Alter von 21 bis 78 Jahren präsentieren vor allem zeitgenössische Gospel-Musik.

Die rund 80 Sänger im Alter von 21 bis 78 Jahren präsentieren vor allem zeitgenössische Gospel-Musik.

Foto: Frank Lütke

Oberbilk Jeden Dienstagabend scheint sich der Pfarrsaal von St. Josef in Oberbilk in eine Baptistenkirche zu verwandeln. Dann stehen rund 80 Sänger um Chorleiterin Angelika Rehaag, klatschen in ihre Hände und stampfen mit ihren Füßen auf den Boden, während sie Gospel-Lieder und Spirituals singen, die einem aus Filmen wie "Sister Act" bekannt vorkommen, aber eben nicht unbedingt aus einem deutschen Pfarrsaal. Auch ohne Verstärker und Mikrofon kann man die "Frohe Botschaft", von der die Frauen und Männer in "I feel your spirit" singen, bis in die letzte Ecke des Saals hören. "Die Lautstärke sorgt bei Besuchern, die zum ersten mal im Konzert sind, meist für einen Überraschungseffekt", sagt Thomas Mrotzek, Vereinsvorsitzender von "Sweet Chariot". Denn bei Gospel-Konzerten sitzt man in der ersten Reihe "mitten im Schallpegel", sagt Mrotzek und lacht.

Schon 1997 wird der Chor "Sweet Chariot" gegründet, zählt zurzeit rund 80 Mitglieder im Alter zwischen 21 und 78 Jahren. Viele kommen nicht nur aus den Stadtteilen, sondern auch aus benachbarten Städten nach Oberbilk, weil sie die Energie der Musik und die Herzlichkeit unter den Mitgliedern des Chors begeistern, wie Anke Lawitzke aus Mörsenbroich erzählt. Gesungen werden zeitgenössische Gospel-Lieder und Spirituals, und damit Musik, die in Deutschland eher wenig bekannt ist. "In Amerika gibt es Charts speziell für Gospel-Musik", sagt Rehaag. Dort kenne man moderne afro-amerikanische Komponisten und Sänger wie Kurt Caar, Israel Houghton, Richard Smallwood und Edwin Hawkins. In Deutschland denke man bei Gospel-Musik eher an Klassiker wie "Oh happy day", der in dem Film "Sister Act" mit Whoopi Goldberg gesungen wird, oder an "Amazing Grace".

Die Ursprünge der Gospel-Musik reichen zurück in die Zeit der Sklaverei in den USA: Viele Afro-Amerikaner, die zu Christen bekehrt werden, finden Trost und Ausdruck in den Spirituals, in denen sie über ihr Leben und Leid, aber auch über ihre Hoffnung auf Freiheit und Erlösung singen. "Gospel berührt", sagt Lawitzke. Oft verwischen während der Proben und Konzerte die Grenzen zwischen Konzert und Gottesdienst, zwischen Kirchenmusik und Musik, die man eher der populären Art zuschreibt. Die studierte Kirchenmusikerin Angelika Rehaag gründete den Verein, um genau diese Mischung in Deutschland bekannter zu machen. Sie hatte sich beim Besuch des Stockholmer Gospelfestivals vom Zauber des Gospels einfangen lassen. Inzwischen leitet die Krefelderin in Nordrhein-Westfalen mehrere Chöre und bildet auch andere Musiker zu Chorleitern aus.

Morgen tritt der Chor für den guten Zweck in der Kirche Heilig Geist auf. Dann tragen die Sänger auch ihre königsblauen Gewänder mit beigefarbenen Kragen, ganz so eben wie die Vorbilder aus den USA. Der Aufritt reiht sich ein in eine lange Liste von Konzerten, die die Sänger in den vergangenen Jahren schon nach Tampa in Florida, nach Chicago und Detroit geführt hat. Der Chor ist inzwischen so bekannt und begehrt, dass man alles andere als ein Problem mit dem "Nachwuchs" hat. Immer wieder finden Anwärter ihren Weg in den Pfarrsaal von St. Josef in Oberbilk. Und wer einmal dabei ist, den lässt die Energie und Begeisterung der Gospel-Musik kaum los.

(semi)
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