Duisburg "Gestaltete Nachbarschaft" beim Tag der Architektur

Duisburg · Am Wochenende war wieder Tag der Architektur. 326 Bauwerke aller Art sowie Quartiere, Gärten und Parks in 140 Städten und Gemeinden in NRW waren für Besucher geöffnet. Vor Ort präsentierten Architekten, Stadtplaner und gegebenenfalls Bewohner allen Interessierten die Bauten und hielten Führungen ab. Die Architektenkammer NRW verfolgt mit dem Tag das Ziel, gesellschaftliche Entwicklungen widerzuspiegeln.

 Im Haus an der Reitbahn achten die Bewohner aufeinander, die ihre eigenen Wohnungen haben.

Im Haus an der Reitbahn achten die Bewohner aufeinander, die ihre eigenen Wohnungen haben.

Foto: reichwein

In diesem Jahr erhielten diejenigen Objekte besondere Bedeutung, die sich den Herausforderungen des demografischen Wandels befassen. Stichworte sind hier Barrierefreiheit, gute Infrastruktur und lebendige Nachbarschaften.

Eines von vier Bauwerken, die am Tag der Architektur in Duisburg besichtigt werden konnten, war ein neues Mehrfamilienhaus an der Adresse "Reitbahn 15-17" im Dellviertel. Dort geht es um "Co-Housing" oder "gestaltete Nachbarschaft". Als Reaktion auf die Vereinzelung, die allenthalben droht, versucht hier der Verein "Gemeinsam Leben" als Mieter der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GEBAG ein Miteinander, bei dem die 13 Parteien - Singles, Paare und Familien - aufeinander achtgeben, vielleicht sogar die Familie ersetzen, nach dem Motto "Jeder für sich, aber doch nicht allein". Für stattliche 8,50 Euro pro Quadratmeter bekommt man hier eine Wohnung, bei deren Bau man mitreden durfte und deren Tür man jederzeit schließen kann, sowie einen Gemeinschaftsbereich am Eingang wie eine Hotellobby. Mit anderen Worten: Hier kann man jederzeit wählen zwischen Privatsphäre und sozialem Anschluss. Der Clou ist die 14. Wohnung: für Gäste der Bewohner, oder als vorübergehende Wohnung während des Einzugs, oder für später für eine eventuell notwendige Pflegekraft. Die Bewohner zeigten sich am Tag der Architektur sehr glücklich mit "ihrem" Haus, auch wenn sie die wenigen Schattenseiten nicht verschwiegen, etwa dass die laute Straßenbahn U79 oft und direkt am Haus vorbeifährt, oder dass auch bei diesem Bau mehrfach geschlampt wurde. So wurden in dem einzigen der Badezimmer des Hauses, für das von den zukünftigen Bewohnern eine Badewanne gewünscht wurde, die Wände zunächst nicht hoch genug gefliest.

Der Verein sucht beständig und langfristig Menschen, die an einer solchen Wohnform interessiert sind. "Wer neu hinzukommt", schreibt "Gemeinsam Leben", "sollte nicht älter als 65 Jahre sein, denn wir verstehen uns nicht als Altenheim."

(RP)
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