Offener Brief einer Pendlerin Warum nur, A40?

Wegen eines Risses in der Seilverankerung ist die Rheinbrücke auf der A40 bei Duisburg für mehrere Tage gesperrt. Die Folge: lange Staus. Es ist nicht das erste Mal, dass die Autobahn Pendlern zu schaffen macht. Ein offener Brief an die A40.

Warum nur, A40? Jetzt, wo doch Sommerferien sind, haben du und ich eigentlich ein entspanntes Verhältnis. Vor der Rheinbrücke: moderates Stop-and-go statt Stillstand zur Hauptverkehrszeit. Diese schöne Zeit mit dir ist aber nach nicht einmal zwei Wochen vorbei. Seit Mittwochabend ist deine Brücke über den Rhein komplett dicht wegen eines Risses in der Seilverankerung.

Vollsperrung der A40-Rheinbrücke bei Duisburg
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Die gesperrte A40-Rheinbrücke

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Foto: dpa, mg vge

Nach der — relativ spontanen und unerwarteten — Sperrung standen am Mittwochabend viele Autofahrer lange im Stau. Egal ob in Richtung Ruhrgebiet oder in Richtung Niederrhein: Wer auf dir seinen Weg zurücklegen wollte, brauchte etwa eine Stunde länger. Und am Donnerstagmorgen sah es nicht besser aus.

Ganz typisch aber auch: Wenn mit dir etwas nicht stimmt, geht es auch deinen Schwesternautobahnen im Umkreis nicht gut. Die großzügigen Umleitungen über die A3 und A44 im Süden oder die A57, A42 und A59 im Norden sind auch keine richtig guten Alternativen. Der A42 im Norden geht es ganz ähnlich wie dir, A40. Auch hier bringt eine Baustelle an der Rheinbrücke zwischen den Duisburger Stadtteilen Baerl und Beeckerwerth die Garantie für Stau und stockenden Verkehr im Berufsverkehr. Das kann einem die Pläne für den Feierabend ganz schön durchkreuzen.

100.000 Pendler täglich trotz der großen Baustelle - das packen die offiziellen Umleitungsrouten einfach nicht. Die Tipps von (meistens) Nichtpendlern, wie man auch ohne dich auskommt oder sich zu anderen Uhrzeiten mit dir anfreundet, häufen sich — helfen aber kaum. Was hilft, ist Schokolade im Handschuhfach. Das habe ich gelernt an den Wochenenden und Vormittagen, an denen auf deiner Rheinbrücke nur eine Spur frei war wegen einer Baustelle.

Ich weiß immer noch nicht, wie du tickst

Wir kennen uns schon so lange. Seit 31 Jahren lebe ich in deiner Nähe. Seit 13 Jahren fahre ich regelmäßig selbst auf dir. Aber wie du tickst, das weiß ich immer noch nicht — in keine Richtung, zu keiner Uhrzeit. Kaum denke ich, ich weiß es, überraschst du mich mit einer neuen Dauerbaustelle und tust so, als würdest du den Begriff "antizyklisches Fahren" nicht kennen — wie neulich am Kreuz Kaiserberg.

Kaum habe ich mich darauf eingestellt und eingerichtet, muss in deiner Nähe eine Bombe entschärft werden — und du wirst gesperrt. Je nachdem, wo das passiert, ist das Resultat ein schlimmer und nerviger Verkehrskollaps. Erst mit Stau auf dir, dann mit Stau auf den Umleitungsstrecken und Schleichwegen. Auch nachts gibt es bei dir keinen Verlass auf freie Fahrt: In Essen zauberst du selbst am späten Abend noch Baustellen und Sperrungen aus dem Hut.

Eine Leben ohne dich wäre auch nicht gut

Du hast mich schon so viel Zeit gekostet, A40. Und so viele Nerven. Aber ein Leben ohne dich wäre zwischen Niederrhein und Ruhrgebiet auch keine gute Sache. Eine langfristige Lösung für dein Rheinbrücken-Problem ist mit dem Neubau noch in weiter Ferne.

Und so hoffe ich — so lange die aktuelle Sperrung nun dauert — auf den dünnen Sommerferienverkehr, auf schnelle Bauarbeiter und freie Umleitungen, keine zusätzlichen Baustellen, Unfallfreiheit und keine Fliegerbombenfunde in der Nähe — auch an den Schwesternautobahnen. Und wenn doch, dann hoffe ich auf einen guten Song im Radio und genug Schokolade im Handschuhfach.

(see)
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