Duisburg Kopfguss als wiederkehrender künstlerischer Schaffensprozess

Duisburg · Es geht Schlag auf Schlag mit neuen Ausstellungen im Lehmbruck Museum: Gestern Abend gab es um 19 Uhr es eine neuerliche Vernissage mit dem schlichten Titel "Christian Keinstar - Simplifikation". "Im Zentrum der Präsentation von Christian Keinstar im Lehmbruck Museum steht ein spektakulärer, existenzieller Kreislauf: Ein Kopfguss in seltenem Metall wird langsam zum Schmelzen gebracht, in einer Gussform gesammelt, um sich wieder als Kopf neu zu formieren und zu zerfließen ... Solche verblüffenden Effekte erzielt Keinstar auch in anderen Ausstellungsstücken, die ungewöhnliche Materialien und Prozesse von Fragmentierung, Dynamisierung und Transformation zeigen." So kündigt das Museum die seit Mitte Juni 2014 stattfindende mittlerweile elfte Ausstellung des Kunstzyklus' "Sculpture 21st - Positionen der Skulptur des 21. Jahrhunderts" an. Ort der acht ganz unterschiedlichen Kunstwerke von Keinstar, bestehend aus Skulpturen, Objekten, Bildern und Video, ist die sogenannte Nordhalle des Museums mit Blick auf den Kantpark.

 Christian Keinstar mit dem silbernen Kopf. Dessen künstlerische Produktion soll sich im Laufe der Ausstellung mehrmals wiederholen.

Christian Keinstar mit dem silbernen Kopf. Dessen künstlerische Produktion soll sich im Laufe der Ausstellung mehrmals wiederholen.

Foto: Christoph Reichwein

Ein Jahr lang, berichtete Museumsdirektorin Dr. Söke Dinkla jetzt bei der Pressevorbesichtigung, habe ihr Haus zusammen mit dem Künstler und der ihn fördernden "innogy Stiftung" (ehemals RWE-Stiftung) die Ausstellung, die bis zum 18. Juni gezeigt wird, vorbereitet. Und besonders in letzter Zeit habe der öffentliche Aufmerksamkeitswert für Keinstar extrem zugenommen, ergänzte sie. So war er unter anderem in der "Westart Live"-Sendung von vor einer Woche im WDR-Fernsehen zu sehen, wo er live im Studio während der 60-minütigen Sendung eine metallische Tischdecke bildhauerte.

Live-Kunst gab es aber auch gestern im Lehmbruck Museum, wo er seine aus Gallium bestehende Kopfplastik vor Ort und Publikum einschmilzt. Das quecksilberartig wirkende, für Menschen aber völlig ungefährliche Metall tropft dann herab, trocknet und kann in einer identischen Gussform erneut als Kopf recycelt werden. Dieser Kunstprozess solle sich im Laufe der Ausstellungsdauer einige Male wiederholen, kündigte der Künstler an. Körper und Materie treiben ihn um. Es gehe ihm ganz viel um Grenzbereiche und die Vergänglichkeit des Lebens, betonte er. "Alles ist endlich", so Keinstar.

Der 1975 in Polen geborene und 1989 nach Deutschland übersiedelte Künstler hat an der Fachhochschule Aachen sowie an der Kunsthochschule für Medien Köln, dort bei den renommierten Kunstprofessoren Jürgen Klauke und Marcel Odenbach, studiert. 2003 ging er nach München, wo er auf den bekannten Bildhauer und Objektkünstler Olaf Metzel traf. Meine Kunst, sagt Keinstar, schaffe eine Möglichkeit zur Befreiung des Menschen, "sie muss aber sinnlich sein sowie Poesie und durchaus auch Humor haben". Vor diesem Hintergrund entstand wohl sein Kunstname "Keinstar", der durch Umbau zweier Buchstaben seines polnischen Originalnamens zu dieser Wortschöpfung führte.

Mehr zu dieser und anderen Ausstellungen sowie zur Adresse, den Öffnungszeiten, Führungen und Eintrittspreisen des Museums findet man auf dessen Homepage unter www.lehmbruckmuseum.de im Netz.

(RP)
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