Duisburg Rathausgespräche: Wer arm ist, lebt zehn Jahre kürzer

Duisburg · Bei den zweiten Duisburger Rathausgesprächen ging es es in diesem Jahr um das Thema Armut und um die Frage, welche Auswirkungen sie auf die Lebensumstände und die Lebenserwartung haben kann. Der Titel der Veranstaltung lautete "Weil du arm bist, musst du früher sterben".

Prof. Wilhelm Sandmann entschuldigte sich erst mal zu Beginn der Veranstaltung bei den Besuchern dafür, dass das Podium im voll besetzten Ratssaal nicht wie angekündigt zusammengesetzt war. Im Rahmen der "Duisburger Rathausgespräche", die im Vorjahr erfolgreich in Zusammenarbeit mit der Bürgerstiftung Duisburg und der Volkshochschule gestartet worden sind, sollten Prof. Dietrich Grönemeyer und der Düsseldorfer Franziskanerbruder Matthäus Werner (Mitbegründer der Obdachlosenzeitung "fifty fifty") gemeinsam mit der Duisburger Bundestagsabgeordneten Bärbel Bas, dem Hamburger Berater für Krankenhaus- und Klinikmanagement, Dr. Christoph Lohfert, und dem Mainzer Wohnungslosenarzt, Prof. Gerhard Trabert, über das Thema "Weil du arm bist, musst du früher sterben" diskutieren.

Mit Prof. Nico Dragano von den Düsseldorfer Uni-Kliniken und Dr. Gerhard Heimann, der sich maßgeblich in der Duisburger Straßenambulanz engagiert, fanden die Organisatoren kurzfristig mehr als kompetenten Ersatz. Moderiert wurde das fünfte Rathausgespräch von Randi Crott (WDR).

Im Mittelpunkt der Diskussion stand die Frage, ob Armut ein tatsächlich lebensverkürzender Faktor ist. Dabei wurde schnell deutlich, dass alle Teilnehmer die Frage mit einem klaren "Ja" beantworteten. Prof. Trabert, der Wohnungslose in Mainz medizinisch betreut und Gerhard Heimann von der Straßenambulanz Duisburg schilderten die dramatische Lage der Menschen, die als Obdachlose total "durch das Rost gefallen sind" und große Probleme haben, sich ärztlich versorgen zu lassen. Prof. Trabert von der Uni Wiesbaden empfindet es als einen Skandal, dass das "etablierte System diese Menschen nicht auffängt".

Dragano, der derzeit eine Langzeit-Studie zu dem Thema vorbereitet, bestätigt den Zusammenhang von Armut und Gesundheitszustand: "Wer weit unter dem Durchschnittseinkommen liegt, lebt in der Regel zehn Jahre kürzer". Gerhard Trabert zeigte sich empört darüber, dass die für die verantwortliche Politik unangenehmen Wahrheiten bezüglich der Armutssituation aus dem "Armuts- und Reichtumsbericht" herausgestrichen wurden.

(RP)
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