Duisburg Rotarier ehren vier "Seiteneinsteiger"

Duisburg · Das Marxloher Bürgerforum kritisiert, dass Zuwanderer aus Südosteuropa häufig allein gelassen werden. Man müsse die Bildungspotenziale von Zuwandererkindern nutzen. Diesen Ansatz unterstützten jetzt die Duisburger Rotarier.

 Vor dem Rathaus wurden die Teilnehmer des Projekts "Rotary macht Schule" jetzt ausgezeichnet.

Vor dem Rathaus wurden die Teilnehmer des Projekts "Rotary macht Schule" jetzt ausgezeichnet.

Foto: Christoph Reichwein

Das Bürgerforum des Runden Tisches Marxloh beklagt wachsende soziale Probleme im Stadtteil. Besonders die massive Zuwanderung von Menschen aus Südosteuropa belaste die Ortsgemeinschaft in nicht mehr zu vertretendem Maße. Der Verein stellt klar, dass es nicht darum gehe, dass Zuwanderung nach Marxloh nicht begrüßt werde, sondern dass die neuen Bewohner keine Begleitung erfahren würden. Ebenso sei nicht spürbar, dass von Verwaltungsseite rechtliche Pflichten kontrolliert und eingefordert würden. Dies gelte insbesondere im Hinblick auf die Schulpflicht.

Die Verantwortlichen des Bürgerforums beobachten regelmäßig, dass die Straßen täglich zu Schulzeiten voll mit nicht beschulten Kindern seien. "Mag ein ganzer Teil der Eltern mittelfristig nicht in den Arbeitsmarkt integrierbar sein, haben die Kinder jedoch ein hohes Bildungspotenzial", so Heike Priebe, Sprecherin des Bürgerforums. Vernachlässige man die Bildung der Kinder ab dem Kindergartenalter jedoch, produziere man automatisch "eine Flut von künftigen Leistungsempfängern", so Priebe.

Wie zielgerichtete und individuelle Förderung aussehen kann, verdeutlichten jetzt die Duisburger Rotarier mit ihrem neu ins Leben gerufenen Projekt "Rotary macht Schule", ein Wettbewerb, um besondere Potenziale von Schülern zu erkennen und zu fördern. In einer Ausschreibung wurden Schulen, die über so genannte "Seiteneinsteigerklassen" verfügen, gebeten, besonders förderungswürdige Schüler, die sich durch schulische und außerschulische Leistungen ausgezeichnet haben, zu benennen. Als "Seiteneinsteiger" angesprochen wurden nicht nur Kinder aus Rumänien und Bulgarien, sondern auch viele Kinder aus Syrien und anderen Bürgerkriegsländern, die mit ihren Eltern als Asylbewerber den Weg nach Duisburg gefunden haben. Jetzt wurden die vier jugendlichen Gewinner des Wettbewerbs im Rathaus ausgezeichnet. Begleitet wurde das Projekt von der Stadt in Person des Beigeordneten Thomas Krützberg.

Als erste Gewinner nahmen Diana aus Rumänien, die beiden Syrer Juad und Majid sowie der in Bulgarien geborene Ilia den Förderpreis entgegen. Diana, die seit einem Schuljahr die Seiteneinsteigerklasse der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Gesamtschule in Hamborn besucht, wurde von Schulleiter Karl Hußmann aufgrund ihres großen musikalischen Talents vorgeschlagen. Um ihren Weg, den sie in ihrer Heimat mit dem Besuch eines Musikgymnasiums begann, fortsetzen zu können, stellte ihr die Schule ein Digitalpiano und Klavierstunden zur Verfügung. Mit den 250 Euro der Rotarier soll der 15-Jährigen nun ermöglicht werden, Klavierliteratur anzuschaffen.

Der 18-jährige Juad (Lise-Meitner-Gesamtschule Rheinhausen) fiel seiner Lehrerin Adelheid Zwilling durch seinen besonderen Ehrgeiz, sein Verantwortungsgefühl und seine freiwillige Teilnahme an einem Deutsch-Sprachkursus auf. Mit dem Preisgeld der Rotarier kann er sich nun den Wunsch erfüllen, Mitglied in einem Taekwondo-Verein zu werden.

Den Sprung von der Seiteneinsteiger-Klasse in den Regelunterricht schaffte Majid, der die Globus Gesamtschule in Stadtmitte besucht. Seine Lehrer lobten seinen Lerneifer, soziale Kompetenz und sein Interesse für Musik. So singt der 14-Jährige Opernsongs in verschiedenen Sprachen und spielt Geige.

Das Landfermann-Gymnasium in Stadtmitte schlug den Rotariern Ilia aus Bulgarien vor, der an der Schule Deutsch lernte und inzwischen auf die Beecker Gustav-Stresemann-Realschule gewechselt hat, wo er seinen Schulabschluss anstrebt. Marco Wachter, Koordinator der Einsteigerklassen am Landfermann-Gymnasium, lobt seinen ehemaligen Schüler, der gerne Klavier spielt: "Er ist in seinem Handeln und Verhalten ein vorbildlicher Mensch."

Die Rotarier wollen das Projekt "Rotary macht Schule" auch im kommenden Schuljahr wieder auflegen und hoffen, dann noch mehr Schüler mit besonderem Potenzial auszeichnen zu können.

(RP)
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