Warenhauskonzern: Galeria schließt 16 seiner 92 Warenhäuser
EILMELDUNG
Warenhauskonzern: Galeria schließt 16 seiner 92 Warenhäuser

Duisburg Schokoladenbad als Tatort

Duisburg · Die Ausstellung "Blackbox" im Lehmbruck-Museum wurde spektakulär eröffnet.

Fast sinnlich räkelt der Mann sich in der braunen Masse; ein schwerer und süßer Duft liegt in der Luft. Kichern und Raunen schallen durch den Raum, als Tänzer Bernardo Fallas langsam in das Bad taucht. Als die Schokoladenmasse überläuft und langsam auf den blauen Teppichboden strömt, seufzen viele Zuschauer. Die Vorstellung, splitterfasernackt in Vollmilchschokolade zu tauchen, erscheint genussvoll und unbehaglich zugleich.

Künstlerin Sonja Alhäuser ist Schöpferin des Kunstwerkes mit dem Titel "Braunes Bad". Das Arbeitsmaterial sei bewusst gewählt, sagt Claudia Thümler, leitende Kunstvermittlerin des LehmbruckMuseums: Sonja Alhäuser spiele in ihren Werken mit dem Thema Dekadenz. Alhäuser arbeitet mit vergänglichen Materialien wie Butter, Schokolade oder Marzipan. Die gemischten Gefühle beim Zuschauen seien Absicht, der knackende Punkt des Kunstwerks.

Wie fühlt es sich aber an, nackt vor das Publikum zu treten; das klebrige, braune Bad zu nehmen? "Ich habe kein Problem damit, nackt vor andere Menschen zu treten", antwortet Fallas, der unter anderem Gasttänzer bei der Deutschen Oper am Rhein ist. Er gibt aber lachend zu: "Ich habe mein Herz schon schneller schlagen gespürt vor dem Auftritt.", Er selbst vermutet, dass er einen anderen Bezug zu seinem Körper als die meisten Zuschauer hat: "Schließlich ist mein Körper auch meine Arbeit", sagt der Tänzer. Seinen Körper habe er beim Baden als Kunstobjekt empfunden.

Als Fallas das Bad, komplett mit Schokolade überzogen, verlassen hat, zerstreut sich die Zuschauermenge um die silberfarbene Wanne. Alle schwärmen aus, um die Ausstellung zu besichtigen. "Die Kunstwerke sollen alle Sinne ansprechen", sagt Thümler. So spielen viele Bilder und Skulpturen mit der Wahrnehmung und optischen Illusionen, wie die Skulptur "Polar Spectrum" von Troika. Beim Betrachten ist aus jeder Perspektive eine andere Form zu sehen. Auch Dejan Sarics Werke täuschen mehrere Dimensionen und Bewegung vor - mit Farben auf flacher Leinwand. Ungefähr ein Jahr hätten sie und ihre Kollegin, Sybille Kastner (ebenfalls Kunstvermittlerin im Museum), für die Ausstellung gebraucht: "Manchmal müssen wir lange auf Antworten von Museen und Künstlern warten, es ist schon viel Organisation und Arbeit", so Thümler. Am Schluss sei wichtig, "dass die Leute Lust kriegen, zum nächsten Stück weiterzugehen". Dies scheint Künstlern und Kuratorinnen gelungen zu sein. Die Besucher strömen durch den Raum, immer wieder folgen kleine Gruppen ausgestreckten Zeigefingern zum nächsten Objekt. Eine Ausstellung zum Anfassen, Fühlen und Ausprobieren. "Blackbox" lädt zum Experimentieren ein. Die Skulpturen und Bilder regen dazu an, Alltag und Umwelt mal anders zu betrachten, anders zu empfinden. Jörg Wagners "Schläfer" lädt dazu ein, sich in eine weiße Kapsel zu legen, die Tür zu schließen und darauf zu achten, was mit einem selbst passiert; was in der Abkapselung wahrgenommen wird.

Claudia Thümler beschreibt die Entstehung und das Schaffen der Ausstellung als "sehr persönlich und intuitiv", doch genauso persönlich scheint das Erleben der Werke für die Besucher. Der Mensch in seiner Gefühlswelt und Wahrnehmung ist bei "Blackbox" das zentrale Thema.

Alhäusers "Braunes Bad" bleibt, mitsamt Schokoladen-Pfütze auf Teppichboden, jetzt neben den anderen Werken in der Ausstellung stehen. Als Erinnerung an das Geschehene - ein Tatort quasi.

Ausstellung bis 3. April 2016. Info: www.lehmbruckmuseum.de

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort