MSV Duisburg Maas: "Wir drehen jeden Euro um"

Duisburg · Mit dem Widerspruch gegen die von der DFL verhängten Bedingungen für die Lizenzerteilung will MSV-Geschäftsführer Bernd Maas zeigen, dass beim MSV die Rahmendaten stimmen. Er hofft am Ende mindestens auf einen Relegationsplatz.

MSV-Geschäftsführer Bernd Maas ist sicher: Platz 16 muss das MInimalziel der Zebras in dieser Saison sein.

MSV-Geschäftsführer Bernd Maas ist sicher: Platz 16 muss das MInimalziel der Zebras in dieser Saison sein.

Foto: Christoph Reichwein

Maas muss über den Tag hinaus denken — das ist in diesen Tagen ein schwieriges Unterfangen. Im Interview mit unserer Redaktion stellt er sich den Fragen von Patrick Scherer.

Herr Maas, Hand aufs Herz haben Sie nach der Heimniederlage gegen Heidenheim vor zwei Wochen gedacht, dass der MSV nochmal so dick in den Kampf um den Klassenerhalt einsteigt?

Maas So dick zum jetzigen Zeitpunkt schon — das hätte ich nicht gedacht. Aber: Das Spiel gegen Heidenheim hatte einen unglücklichen Verlauf. Es war irgendwie MSV like. Ich war mir dennoch sicher, dass wir weiter um den Klassenerhalt spielen werden, weil wir auf dem richtigen Dampfer waren und zuvor viele Spiele ohne Niederlage hatten.

Was spricht für den MSV?

Maas Das Team ist absolut intakt. Man sieht, dass es eine Einheit auf dem Platz ist, auch wenn nicht jeder Ball ankommt. Der Einsatz ist immer da. Da muss sich die Mannschaft keinen Vorwurf machen.

Das Restprogramm hat es aber in sich...

Maas Wer weiß, wofür es gut ist. Und das ist wirklich so. In Nürnberg haben wir drei Punkte geholt. Da hat jeder gesagt, wir holen nichts. Freiburg ist für die Mannschaft vom Kopf her wieder eine leichtere Aufgabe, denn niemand rechnet damit, dass wir irgendwas holen. Da kann man als Spieler befreit auflaufen. Vielleicht sind die Top-Mannschaften auch die besseren Gegner für uns. Ich habe das Gefühl, dass wir uns da leichter tun.

Danach kommt es zum Duell mit Fortuna Düsseldorf. Wie wichtig wird dieses Spiel?

Maas Volles Haus hier in Duisburg. Warum sollen wir da nicht gewinnen? Im Hinspiel haben wir eine sensationelle erste Halbzeit gespielt. Die haben überhaupt keinen Fuß auf die Erde gekriegt. Wenn wir so weiterspielen, kann auch das gelingen.

Nun ist plötzlich nicht nur der Relegationsplatz in Reichweite, sondern auch die direkte Rettung. Wie ist die Stimmung?

Maas Natürlich besser als nach dem Spiel gegen Heidenheim. Das hatte uns schon geschockt. Jetzt sind die Menschen hier wieder positiver gestimmt. Man merkt das auch in der Geschäftsstelle. Wir sind wieder dran. Der Glaube an die Rettung ist noch stärker.

Wie ist ihr Austausch mit der sportlichen Leitung?

Maas Ich unterhalte mich täglich mit Ivo Grlic (Sportdirektor, Anm. d. Red.) und ein, zwei Mal in der Woche mit dem Trainer. Ivo berichtete mir, was in der Mannschaft passiert. Zudem sind wir in der Abstimmung, was die Planung der Zukunft angeht. Wir müssen zusehen, dass wir eine Mannschaft für die nächste Saison zusammenbekommen. Wo auch immer wir spielen werden.

Sie sprechen die Zukunft an. Der MSV hat die Lizenz für die 2. Liga mit Bedingungen und Auflagen bekommen. Erklären Sie dem Fußball-Laien doch bitte mal den Unterschied.

Maas Klar. Wenn sie nur Auflagen haben, können sie schon mal ein Fläschchen aufmachen. Dann wurde die Lizenz bereits erteilt. Ansonsten heißt es, dass noch Bedingungen erfüllt werden müssen, damit die Lizenz erteilt wird. Die Frist läuft Ende Mai ab. Bis dahin müsste ich — wenn die Bedingungen stehen bleiben — zum Beispiel weitere Werbeverträge abschließen oder an einer bestimmten Stelle die Kosten reduzieren. Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Im Zweifel müsste jemand eine Bürgschaft unterschreiben, wenn man sagt, dass gar nichts mehr geht, um eine gewisse Lücke zu schließen. Für diese Spielzeit hatten wir überhaupt keine Bedingungen.

Zuerst hatte die DFL aber welche gestellt. Sie haben Widerspruch eingelegt, dann wurden die Bedingungen gestrichen. Dieses Prozedere versuchen Sie nun wieder. Wie wahrscheinlich ist ein neuerlicher Erfolg?

Maas Das ist der Plan, ja. Ich glaube , dass wir durch die intensive Zusammenarbeit Vertrauen wieder herstellen konnten. Da ist in der Vergangenheit ja viel verloren gegangen. Auch beim DFB waren wir auf der besonderen Watchlist. Bei der DFL ist es aber jetzt auch wieder ein intensives Miteinander. Ich glaube, sie haben gemerkt, dass wir anders arbeiten. Sonst gab es zum Halbjahr schon die ersten Strafen, weil wir die Eigenkapitaleinlage wieder nicht eingehalten. Das ist jetzt nicht mehr so. Das sind dann ein paar gute Zeichen für die Herren, dass es bei uns wieder funktioniert.

Wird dem Widerspruch nicht gefolgt, wird es dann eng mit der Lizenz?

Maas Ich kann mich jetzt nicht hinstellen und sagen: Wir haben es schon. Aber wir werden es hinbekommen, wenn alle Beteiligten wieder an einem Strang ziehen.

Im Falle eines Abstieges entscheidet der DFB, ob der MSV eine Lizenz für die Dritte Liga bekommt. Der Bescheid steht noch aus. Womit rechnen Sie?

Maas Natürlich bekommen wir sie. Dafür hat man mich ja seinerzeit verpflichtet. In der Vergangenheit war das Umfeld teilweise noch schwieriger und es ist mir trotzdem gelungen, die Lizenzverhandlungen im Sinne des MSV Duisburg durchzufechten.

Sie haben mal gesagt, es wäre leichter, die Zweitliga-Lizenz zu bekommen als die für die Dritte Liga...

Maas Es ist natürlich viel Arbeit und noch einige Überzeugungsarbeit zu leisten — gerade auch beim Verband. Die Latte für gleiche Sachverhalte beim DFB liegt viel, viel höher als bei der DFL. Im laufenden Lizenzierungsverfahren habe ich für gleiche Zeiträume für die gleichen Zahlen unterschiedliche Bewertungen bekommen. Die DFL hat einen Haken dran gemacht, beim DFB ist das anders. Es ist einfach immer eine andere Sicht auf Dinge. Das macht es nicht einfach. Aus meiner Sicht wäre es schön, wenn mal einen Verfahren gefunden würde, bei dem die Lizenz für die dritte bis erste Liga von einer Stelle geprüft wird. Wir haben die Lizenz noch nicht, da müssen noch einige Leute ihre Unterschrift leisten.

Können Sie da mehr sagen, um welche Partner es sich handelt?

Maas Eigentlich geht das komplett durch die Bank. Viele Werbepartner hatten Verträge für die zweite Liga aber nicht für die dritte. Sowohl große als auch kleine Partner.

Aber Sie sind dennoch zuversichtlich?

Maas Wir sind mit Hochdruck dran. Der Startschuss ist vor Wochen gefallen, weil wir aus der Vergangenheit wissen, dass dieses Problem mit dem Nachweis beim DFB immer wieder aufkommt. Deswegen kann ich keine fixe Prognose abgeben. Es ist aber auch nicht so, dass ich einen Bescheid bekommen haben, bei dem ich sage: Um Gottes Willen, das war es mit der Lizenz.

Wie große wäre der Rückschlag bei einem Abstieg die Konsolidierung des MSV betreffend?

Maas In der dritten Liga sind keine Schätze vergraben. Da findet man kein Geld. Wir drehen ohnehin schon jeden Euro um. Wenn wir in die dritte Liga gehen, werden wir keine Gewinne ausweisen können. Das Gegenteil wird der Fall sein. Wir müssen schauen, dass wir es trotzdem finanziert bekommen.

Das heißt, das negative Eigenkapital wird wachsen. Wäre es dann überhaupt möglich, ein Team aufzubieten, das direkt um den Wiederaufstieg mitspielt?

Maas Das ist unser Ziel. Das wollen wir auf jeden Fall schaffen. Ob wir das hinbekommen, ist noch fraglich. Im ersten Schritt werden wir die Forderungen des DFB erfüllen. Darüber hinaus werden wir weiter Mittel akquirieren. Je näher die Saison rückt, desto besser geht das. Und wenn dann neues Geld da ist, werden wir das sofort in die Mannschaft investieren.

Die Stadionmiete wurde bereits drastisch auf 900.000 Euro reduziert. Wie lange kann sich ein Drittligist diese Miete leisten?

Maas Eigentlich ist der Betrag für die dritte Liga zuviel. Es ist ein dicker Brocken, weil wir die Kosten für die komplette Infrastruktur zusätzlich tragen. Da kann man den selben Betrag pro Jahr locker noch einmal oben drauf legen. Am Montag hatten wir eine wichtige Besprechung mit dem Land und der HSH Nordbank, die das Stadion finanzieren. Es war ein sehr positives Gespräch. Wir haben aufgezeigt, wo wir schon gespart haben. Wir haben unter anderem Personalkosten im Verwaltungsbereich seit dem Abstieg 2013 um 45 Prozent heruntergefahren. Aber das geht irgendwann nicht mehr.

Wie ist der Kontakt zur Stadt und stadtnahen Sponsoren? Wie groß ist das Vertrauen in den MSV?

Maas Es ist auf jeden Fall gestiegen. Wir haben einen guten Kontakt zur Stadt. Das macht in der Regel mein Kollege Peter Mohnhaupt (2. Geschäftsführer, Anm. d. Red.). Es gibt einen engen Draht zum Oberbürgermeister. Es hat zuletzt noch ein Gespräch mit den Vertretern der städtischen Betriebe gegeben. Wir sitzen alle eng zusammen und versuchen, viel für den MSV zu tun — vor allem auch für den Fall, wenn es in die dritte Liga gehen sollte. Wir wissen aber auch, dass die Stadt ebenfalls jeden Cent umdrehen muss. Aber ich habe den Eindruck, dass jeder tut, was er kann.

Welche Rolle kann der US-Sportartikel-Investor George Altirs, der mit seiner Capelli-Gruppe 5,1 Prozent der Kommanditanteile auf Aktien an der MSV Duisburg GmbH & Co. KG übernommen hat, spielen?

Maas Der Kontakt ist sehr gut, sehr persönlich. Er ist sehr glücklich, dass er beim MSV dabei ist. Auch wenn es sportlich gerade nicht so läuft. Er ist auch sehr, sehr interessiert. Bei ihm kann man mit offenen Karten spielen, wie es wirtschaftlich aussieht. Er ist einer, der die Ärmel hochkrempelt. Und wenn Not am Mann ist, würde er — so, wie ich ihn einschätze — potenziell eher helfen, als den Kopf in den Sand zu stecken. Auch mit Kay Mourheg (Europa-Chef der Capelli-Gruppe und im Aufsichtsrat des MSV, Anm. d. Red.) ist der Kontakt sehr gut. George ist ein wichtiger Baustein für die Zukunft. Uns war sehr wichtig, dass es eine langfristige Partnerschaft wird und niemand wird, der nur Geld generieren oder Einfluss nehmen will. Wir wollen die Partnerschaft noch intensivieren.

Zum Abschluss: Wo steht der MSV in einem Monat?

Maas Er steht nicht auf dem 17. oder 18. Tabellenplatz.

(RP)
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