Erkelenzer Land "Die Deko-Waffe gehört zur Uniform"

Erkelenzer Land · Ein Gardist der Aachener Stadtgarde "Oecher Penn" wurde auf dem Weg zum Auftritt mit einer Anscheinswaffe von der Polizei aufgegriffen. Organisierte Karnevalisten in der Region haben sich dazu ihre Gedanken gemacht.

Ein Gardist der Aachener Stadtgarde "Oecher Penn" staunte kürzlich nicht schlecht: Auf dem Weg zu einem Auftritt wurde er von der Polizei aufgegriffen. Der Grund: Der Gardist in Uniform trug eine sogenannte Anscheinswaffe bei sich - sozusagen ein Uniformteil, das vor allem viele Traditionsgarden mit sich führen. Die Polizisten beschlagnahmten die Nachbildung eines englischen Gewehrs. Das Thema hat in Karnevalskreisen hohe Wellen geschlagen.

Auch im Erkelenzer Land sind die uniformierten Aktiven der Karnevalsgesellschaften wieder vielfach unterwegs, teilweise ebenfalls "bewaffnet". Darunter die Prinzengarde der Erkelenzer Karnevalsgesellschaft von 1832. Deren Kommandant Sascha Wesel vertritt dazu eine klare Haltung: "Die Prinzengarde trägt den Degen als Bestandteil der Uniform laut Vorbild. Das Aachener Beispiel halte ich jedoch für überzogen. Es handelt sich um Brauchtum, wobei die Waffe zur Uniform gehört und somit beim Auftritt benötigt wird." Sei das alles nicht mehr möglich, so Wesel weiter, müsse man als Verein darüber nachdenken, diesen Uniformbestandteil vor jedem Auftritt herauszugeben und danach wieder einzusammeln. Wesel: "Ich halte das nicht für sinnvoll, da bisher nichts passiert ist und die Aktiven auch ordnungsgemäß damit umgehen." Wesel meint, um eine einheitliche Regelung zu finden, müsse dies von den Dachverbänden in die Vereine getragen werden.

Auch bei der Hückelhovener Karnevalsgesellschaft hat man das Ereignis aus Aachen registriert. Denn: Die Gardisten der Hückelhovener Stadtgarde tragen zu ihrer Uniform Holzstöcke, die an ihrem oberen Ende ein Metallstück haben. Die Tänzerinnen der HKG nennen diesen Uniformteil scherzhaft "Holzstock für ältere Männer". In Hückelhovener Karnevalskreisen nimmt man das mit Humor. Diese Stöcke auszusortieren, kommt nicht infrage, da, so ist man sich in der Hückelhovener Gesellschaft einig, man mit den Stöcken nichts machen könne, sondern sie lediglich dazu dienten, die Uniform zu vervollständigen.

In Wegberg bei der traditionsreichen Karnevalsgesellschaft "Flöck op", gegründet im Jahr 1878, gibt es hingegen keine Gruppierung innerhalb der rot-weißen Gesellschaft, die mit Anscheinswaffen ausgestattet durch die Session zieht. Dennoch hat man sich auch bei Flöck op Gedanken gemacht, nachdem der Aachener Vorfall bekanntgeworden war. Flöck-op-Vorsitzender Gerd Opwis sagt dazu: "Bewaffnete Traditionskorps gibt es schon, so lange es den Karneval gibt. Das Sicherheitsgefühl der Gesellschaft hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Zwischen dem Erhalt des Brauchtums und dem Sicherheitsgefühl der Menschen gilt es abzuwägen." Hierbei sei das Augenmaß wichtig. Mit neuen Regelungen, zum Beispiel einem Zeugwart, der die Waffennachbauten erst kurz vor dem Auftritt an die Gardisten verteilt, könne sicherlich eine Lösung gefunden sein. "Die Frage bleibt aber, warum dürfen solch täuschend echte Nachbauten überhaupt in den Handel gebracht werden?", sagt Opwis.

Zurück nach Aachen: Hier haben sich Polizei und Karnevalisten an einen Tisch gesetzt. Das Ergebnis lautet, dass man kooperieren will im Umgang mit dem Tragen von Anscheinswaffen. Den betroffenen Gardisten der Aachener Stadtgarde "Oecher Penn" erwartet voraussichtlich ein Bußgeld im unteren Eurobereich, teilte die Polizei mit.

(RP)
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