Geldern Gut geplant: Da kommen jetzt die ganzen Ostereier her

Geldern · Zu den Festtagen ist die Nachfrage nach Eiern riesig. Und das Angebot in den Läden auch - merkwürdigerweise. Wie geht das? Legen Hühner im Frühling lieber? Gibt es Importe aus Übersee? Oder steckt am Ende doch der Osterhase dahinter?

Wie kann es sein, dass pünktlich vor Ostern genügend Eier in den Supermärkten liegen, um sie zu Dutzenden in die Farbtöpfe zu tunken? Werden sie vorher in speziellen Kühlhäusern gehortet? Aus China Importiert? Werden vorsorglich mehr Hennen gezüchtet? Und falls ja: Wohin mit denen, wenn Ostern vorbei ist?

Nichts dergleichen: Es gebe nicht mehr Eier, sie werden nur "umverteilt", erklärt Landwirt Philipp Benger. "Es werden ja auch eine ganze Menge Eier für die Industrie produziert. Für Nudeln, für Bäcker", erzählt er. Viele Eier werden dafür zu Flüssigei weiterverarbeitet, das länger haltbar ist. Damit füllen die Betriebe ihre Lager, wenn die Nachfrage nach Eiern im Einzelhandel nicht gerade auf ihrem Höhepunkt ist, so Benger: "Die Industrie ist ja auch interessiert daran, ihre Rohstoffe möglichst günstig zu kaufen." Und wenn dann vor Ostern der Run auf die Supermarktregale losgeht, dann gebe es eben weniger Lieferungen an die Industrie und mehr Eier für den Verkauf an den Endverbraucher.

Philipp Benger (26) vom Herveshof in Schaephuysen, betreibt den Hof mit Bullenmast, Ackerbau und Legehennen gemeinsam mit Bruder und Eltern - ein echter Familienbetrieb. Die Eier seiner Hühner verteilen sich übers Gelderland: Er verkauft über den eigenen und weitere Hofläden, den Wochenmarkt, das Regionalprogramm einer Supermarktkette. Eier aus Freilandhaltung in Mobilställen und Bodenhaltung.

Die Erzeuger wie er können ihre Produktionsmengen auch ein bisschen steuern, indem sie neue Tiere taktisch günstig anschaffen. "Eine junge Henne, die am Anfang ihres Lebens steht, legt mehr als eine alte", erklärt Benger. Werden also nach Weihnachten junge Hennen angeschafft, "dann habe ich zu Ostern vier bis sechs Prozent mehr Eier im Stall. So machen wir das", verrät er.

Aber vier bis sechs Prozent - das deckt natürlich nicht den Ausnahme-Bedarf, den das Osterfest mit sich bringt. Die Woche vor Ostern, so Benger, sei im ganzen Jahr diejenige mit der höchsten Nachfrage an Eiern durch die Verbraucher. "Das ist schon extrem. Da könnten wir das doppelte verkaufen wie sonst."

Andererseits: Es gibt Zeiten, in denen ist alles noch viel wilder. Denn diese eine Woche ist zwar die absatzstärkste im Jahr. Insgesamt viel mehr geht aber noch in der gesamten Weihnachtszeit - da seien die Verkäufe insgesamt enorm hoch. "Sobald die Adventszeit beginnt, geht das los", sagt Benger. Die naheliegende Erklärung: "Viele Leute backen." Und über Weiteres kann er auch nur spekulieren: "Und haben Verwandtschaft zum Frühstück eingeladen", vermutet er.

Und noch eines muss man sich klarmachen: Für die Belieferung des Gelderlandes mit Eiern muss der Osterhase weite Strecken hüpfen. Viele Eier, die hier gekauft, gekocht, gefärbt und gegessen werden, kommen nämlich aus dem Münsterland oder aus Niedersachsen. "Da ist die Geflügelhaltung stark angesiedelt. So wie hier die Milchviehhaltung." Das war nicht immer so. Aber mit dem Verbot der Käfighaltung hätten viele Eierproduzenten in der Region das Geschäft aufgegeben.

(RP)
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