Fußball Schlitzohr Aram sorgt für Gerechtigkeit

Straelen · Fußball-Oberliga: SV Straelen wehrt sich im Essener Norden erfolgreich gegen eine drohende Niederlage. In der Schlussminute nutzt Aram Abdelkarim einen Freistoß zum 1:1 und beschert seiner Mannschaft die Tabellenführung.

 Kaum vom Ball zu trennen: Straelens Spielmacher Aram Abdelkarim avancierte in der Schlussminute mit einem Kunstschuss zum Mann des Tages.

Kaum vom Ball zu trennen: Straelens Spielmacher Aram Abdelkarim avancierte in der Schlussminute mit einem Kunstschuss zum Mann des Tages.

Foto: Jürgen Venn

Spielvereinigung Schonnebeck - SV Straelen 1:1 (0:0). 90 Minuten lang war seine Mannschaft vergeblich angerannt. Doch nach dem Ellbogencheck des Essener Verteidigers Georgios Ketsatis gegen Rene Jansen, den Schiedsrichter Tim Flores mit Rot und direktem Freistoß ahndete, wusste Dietmar Schacht ganz genau, dass der SV Straelen den Platz nicht als Verlierer verlassen würde. "Das ist ja wohl mehr als gerecht, dass das Ding jetzt reingeht", verkündete der Trainer noch vor der Ausführung.

Für die Prognose hatte der neue Linienchef zwei gute Gründe, die an der Strafraumgrenze in zentraler Position bereit standen. Kevin Weggen hätte wahrscheinlich mit Wut im Bauch das Netz kaputt geschossen. Doch er überließ den Ball Aram Abdelkarim. Der Edeltechniker entschied sich für die elegante Variante und traf exakt ins linke, untere Eck. Ende gut, alles gut: Der SV Straelen durfte den Last-Minute-Ausgleich wie einen Sieg bejubeln. Und grüßt wieder von der Tabellenspitze, weil der punktgleiche SC Düsseldorf-West sein Heimspiel gegen den FC Bocholt fast schon sensationell mit 0:5 verlor.

Vor rund 350 Besuchern entwickelte sich von Beginn an ein kampfbetontes und über weite Strecken begeisterndes Oberliga-Spiel. In den ersten zehn Minuten legte der Gastgeber, der schon vor der Saison zum erweiterten Favoritenkreis auf den Aufstieg gezählt wurde, los wie die Feuerwehr. Doch der SV Straelen überstand diese Phase schadlos und demonstrierte anschließend, weshalb die Mannschaft auswärts kaum zu schlagen ist. Taktische Disziplin, geordneter Spielaufbau und erstklassige Pass- und Taktgeber wie Kevin Weggen, Fabio Ribeiro und Aram Abdelkarim - diese Mischung macht den SV Straelen zu einer Spitzenmannschaft. Und diese hätte wahrscheinlich im achten Anlauf Auswärtssieg Nummer sieben gefeiert, wenn in der 24. Minute der Führungstreffer gefallen wären. In dieser packte Ribeiro einen seiner gefürchteten Sonntagsschüsse aus. In der Regel zappelt der Ball anschließend im Netz, gestern klatschte er an der Friedhofstraße gegen den Innenpfosten und von dort wieder aufs Kunstrasenspielfeld. Kato Sürün, sportlicher Leiter des SV Straelen, fand's einfach nur zum Haareraufen. Ebenso wie Guido Lohmann. Der Ex-Teamchef des Landesligisten SV Sonsbeck hatte seinen langjährigen Weggefährten nach Essen begleitet und zeigte sich begeistert vom Hochgeschwindigkeitsfußball der Grün-Gelben.

Diese hatten nur eine Zeigerumdrehung nach dem Pfostenschuss von Ribeiro den nächsten Hochkaräter. Doch Rene Jansen fand mit einem platzierten Versuch aufs kurze Eck im Essener Keeper Andre Bley seinen Meister. Die spielerischen Vorteile hatten die Gäste auf ihrer Seite. Der Gegner setzte auf die Trumpfkarte Kampfgeist - und dies sehr zielstrebig und selbstbewusst. Zur Freude der Zuschauer ging's auf dem kleinen Kunstrasenplatz hin und her. Kurz vor der Pause hätte auch die Spielvereinigung in Führung gehen können, als Straelens Keeper Keisuke Ishibashi den Ball nach einem Distanzschuss von Marius Müller erst im Nachfassen parierte. Mit einem 0:0 von sehr hohem Unterhaltungswert ging's in die Kabine.

Nach Wiederanpfiff hatte zunächst die Heimmannschaft leichte Vorteile und ging in der 57. Minute in Führung. Ishibashi fehlten einige Zentimeter Körpergröße, um den Ball nach einem Schuss von Kevin Barra noch aus seiner rechten Ecke fischen zu können. Fortan war der SV Straelen wieder klar überlegen. Doch in der hektischen Schlussphase ließ die Mannschaft in den entscheidenden Momenten die nötige Präzision vermissen.

Am Ende hatte der Gastgeber ganz einfach die schlechteren Nerven. In der 87. Minute leistete sich Dennis Abrosimov sein zweites absichtliches Handspiel und sah Gelb-Rot. Als der baumlange Grieche im Essener Trikot den kleinen Rene Jansen fällte, war sich Dietmar Schacht seiner Sache sicher. Durfte er auch sein. Schlitzohr Aram traf mit einem Kunstschuss für den Tabellenführer, der längst auch eine Spitzenmannschaft ist.

(RP)
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