Goch Einsatz im Erdbebengebiet verlängert

Goch · Dominik Behet aus Weeze ist Referendar am Collegium Augustinianum Gaesdonck. Derzeit ist er allerdings nicht im Klassenzimmer, sondern in Mexiko-City im Einsatz. Er ist als Dolmetscher für das ISAR-Team dabei.

Die Pfeiler, auf denen das Haus steht, haben starke Risse, die sich teilweise durch den ganzen Betonkörper ziehen. Große Brocken sind bereits herausgebrochen. Wer sich diese Fotos aus dem Erdbebengebiet ansieht, wundert sich, dass die Gebäude überhaupt noch stehen. "Es ist teilweise lebensgefährlich, in diese Häuser reinzugehen", berichtet Dominik Behet. Der 29-Jährige aus Weeze ist gerade mit einem zehnköpfigen Team von ISAR in Mexiko-City, mitten im Gebiet, das vom Erdbeben heimgesucht wurde.

Aufgabe des Hilfsteams: Es soll einschätzen, ob die beschädigten Gebäude noch betreten werden dürfen. "Da geht es um Leben und Tod. Denn wenn die Bewohner in instabile Häuser zurückkehren würden, wäre das lebensgefährlich", berichtet Behet in einer Einsatz-Pause per Telefon aus Mexiko. Es sei nicht ganz einfach, den Menschen klar zu machen, dass sie ihr Zuhause nicht mehr betreten dürfen. "Sie stehen auf der Straße, haben absolut nichts mehr und jetzt sollen sie auch ihr Haus zurücklassen - das fällt vielen nicht leicht", sagt Behet, der ISAR üblicherweise mit einem Rettungshund unterstützt. Diesmal ist er allerdings als Dolmetscher angefordert worden.

Behet wird nämlich Lehrer unter anderem für Spanisch, absolviert gerade sein Referendariat an der Gaesdonck und bekam den Anruf zum Einsatz ausgerechnet kurz nach seiner bestandenen Examensprüfung. Da blieb keine Zeit zum Feiern. Der gepackte Rucksack stand ohnehin bereits im Haus, was fehlte, war noch das Okay vom Arbeitgeber. Sowohl vom Lehrerseminar wie von der Schule bekam er sofort die Erlaubnis, sich mit dem ISAR-Team auf den Weg nach Mexiko zu machen. Von Frankfurt aus ging es nach Mexiko-City, wo Behet vom Empfang am Flughafen überwältigt war. "Da standen die Menschen und haben applaudiert. Dass die Bevölkerung dankbar ist, wenn wir helfen, das gibt es ja immer, aber dieses Maß hier ist einfach unglaublich", sagt er. Auch bei den Einsätzen werden die ISAR-Leute immer wieder von Applaus begleitet. Händler bringen ihnen Getränke und Essen aus den Geschäften. Die Helfer aus Deutschland spüren, wie dankbar man ihnen für die Hilfe ist. Die Lage vor Ort ist nach weiteren Nachbeben weiterhin kritisch. Daher ist der Aufenthalt gerade erst wieder verlängert worden. Die Regierung hat das ISAR-Team, gebeten, weiter die Gebäude zu begutachten. Zudem soll zum ersten Mal auch das neue Biosonar zum Einsatz kommen. Das ist ein Gerät, mit dem es möglich ist, menschliche Körper anhand von Bewegungen zu orten. Auch für das Team selbst ist die Arbeit nicht ungefährlich. Schon öfter mussten die Einsatzkräfte schnell aus dem Gebäude raus, weil es einfach zu einsturzgefährdet war.

Das Erdbeben der Stärke 7,1 hatte sich in der vergangenen Woche im Zentrum des Landes ereignet. Allein in Mexiko-Stadt stürzten mindestens 50 größere Gebäude ein. Bauingenieure und weitere mit der Gebäudestatik nach Katastrophenereignissen vertraute Fachleute von ISAR können nun vor Ort helfen und beraten. Sie waren unter anderem bereits in Haiti und Nepal vor Ort und sind entsprechend erfahren.

(zel)
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