Harald Zillikens Integration ist die dringendste Aufgabe

Grevenbroich · Bei seinem Amtsantritt vor sechs Jahren war Harald Zillikens einer der jüngsten Verwaltungschefs im Rhein-Kreis Neuss. Morgen beginnt für den 53-Jährigen die zweite Amtszeit - Anlass für eine kleine Zwischenbilanz, Rückblick und Vorschau.

 Startet morgen in die zweite Amtszeit: Bürgermeister Harald Zillikens. Die Integration der Flüchtlinge sieht er als größte Herausforderung.

Startet morgen in die zweite Amtszeit: Bürgermeister Harald Zillikens. Die Integration der Flüchtlinge sieht er als größte Herausforderung.

Foto: Lber

Sie wurden mit überwältigender Mehrheit im Amt bestätigt - was ging Ihnen durch den Kopf, als sie am Wahlabend das Stimmenergebnis erfuhren?

Harald Zillikens Erleichterung. Freude. Dankbarkeit für den Einsatz der Wahlhelfer, die mich in ihrer Freizeit grandios unterstützt und mit mir den Wahlkampf gestaltet und organisiert haben.

Ist der morgige Tag in irgendeiner Form ein besonderer Tag oder steht für Sie "business as usual" an?

Zillikens Der 21. Oktober wird ein ganz normaler Arbeitstag sein. Um 17 Uhr habe ich unsere zahlreichen Unterstützer in das Haus Katz zum 'Runden Tisch Asyl' eingeladen. Daran wird sich um 18 Uhr eine offene Bürgerversammlung zum Thema Asyl anschließen.

Wie sieht Ihr Resümee der vergangenen sechs Jahre aus? Womit sind Sie zufrieden, welches Ergebnis macht Sie stolz?

Zillikens Wir haben in den letzten Jahren viele Projekte umsetzen können, die Jüchen attraktiver gemacht und die Lebensqualität weiter verbessert haben. Besonders am Herzen liegen mir dabei unsere Kindertagesstätten und unsere Schulen sowie die Schaffung von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen. Die Einkaufsmöglichkeiten im Zentrum von Jüchen und in Gierath/Bedburdyck konnten deutlich verbessert werden.

Gibt es etwas, das besser hätte laufen können? Eine unerledigte Aufgabe, die Sie schon länger mit sich herumschleppen?

Zillikens Die Gesetzgeber in Bund und Land überziehen uns mit immer mehr und komplexeren Gesetzen, die unser Handeln oft unnötig komplizieren und für die Bürger kaum zu verstehen sind, etwa das Tariftreuegesetz. Hinzu kommt, dass man Planungen und Konzepte nicht oder nur teilweise umsetzen kann, weil andere Stellen nicht mitziehen. Neben der Verkehrsregulierung auf Bundes- und Landstraßen wird das besonders deutlich, wenn sich die Bahn einem barrierefreien Umbau der Bahnhöfe oder Lärmschutzmaßnahmen verschließt.

Wie bewerten Sie die Zusammenarbeit der fünf Fraktionen im Gemeinderat?

Zillikens Der Gemeinderat, den ich zu leiten habe, hat die Interessen unserer Bürger zu vertreten. Trotz der unterschiedlichen politischen Positionen und der dazu gehörenden Diskussionen ist es gerade bei wichtigen Entscheidungen fast immer gelungen, diese mit großer Mehrheit, oft sogar einstimmig, zu treffen.

Wenn Sie Ihren Amtsantritt 2009 mit dem Start in die zweite Amtszeit 2015 vergleichen - was sind die größten Unterschiede zwischen der Situation damals und heute?

Zillikens Obwohl sich die politische Landschaft im Rhein-Kreis verändert hat, hoffe ich, dass die bewährte Zusammenarbeit der Städte in der Kreisgemeinschaft fortgesetzt wird. Durch die Leitentscheidung zu Garzweiler II ist das Thema Strukturwandel schneller als erwartet in den Fokus gerückt.

Welche Entwicklung der vergangenen Jahre hat Sie unerwartet erreicht?

Zillikens Die dramatische Entwicklung der Flüchtlingszahlen war in dieser Dimension nicht abzusehen. Die Bundesrepublik muss mit der EU sicherstellen, dass wir schnellstmöglich zu regulären Verhältnissen zurückfinden. Der unbegrenzte Zuzug nach Deutschland und damit in die Städte und Gemeinden kann sehr bald nicht mehr verkraftet werden und muss beendet werden.

Welche aktuellen Herausforderungen sind für Sie in der nächsten Zeit die dringendsten?

Zillikens Aktuell erfordert die Unterbringung und Versorgung der uns anvertrauten Flüchtlinge viel Aufmerksamkeit. Die eigentliche Herausforderung sehe ich aber in der Integrationsfrage. Wir stehen heute schon in der Pflicht, alleine in Jüchen derzeit 280 Asylbewerber dauerhaft in Kitas und Schulen zu integrieren, Ausbildungsplätze für Jugendliche zu finden und die Integration in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Das schnelle Lernen der deutschen Sprache ist der erste und wichtigste Schritt. Wir müssen alles tun, damit diese Menschen nicht dauerhaft in den Hartz-IV-Bereich rutschen, wenn sie ein Bleiberecht bei uns erhalten.

Was wünschen Sie sich für die kommenden sechs Jahre?

Zillikens Die Leistungen, die wir als Kommune für unsere Bürger erbringen, Kitas, Schulen, Ver- und Entsorgung, Straßen, Spielplätze oder Friedhöfe sind für unser Zusammenleben existenziell. Der Bund und insbesondere das Land müssen eine dauerhafte Verbesserung unserer Finanzkraft sicherstellen.

SUSANNE NIEMÖHLMANN STELLTE DIE FRAGEN

(NGZ)
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